Nach eineinhalb Jahren Zwangspause hatte der Arbeitskreis Heimatpflege erstmals wieder zum Erzähl-Café ins Mehrgenerationenhaus eingeladen. Es gab allerdings noch Probleme mit dem Virus: Einige Besucher konnten sich nicht ausweisen. Als neues Thema wurde dieses Mal „Musikalisches Mitterteich“ vorgestellt. Arbeitskreis-Vorsitzender Werner Männer freute sich trotz der Einschränkungen über den guten Besuch und dankte Monika Beer-Helm für die intensive Forschungsarbeit und die Aufbereitungsarbeit für den Diavortrag.
Eigentlich wäre man noch mit dem Thema Gaststätten beschäftigt, meinte die Referentin. Aber die Corona-Pandemie habe die weiteren Nachforschungen massiv behindert. Deshalb habe man nach musikalischen Aktivitäten in Mitterteich geforscht. Vom Ergebnis sei man total überrascht worden. Es gab eine Fülle von Musikkapellen in der Vergangenheit. So wird in den Akten bereits 1808 von einer Musikkapelle in Mitterteich berichtet. Dies sei nur deshalb bekannt geworden, weil es um die Musikkapellen in der Marktgemeinde Streit gab, der in den Gerichtsakten vermerkt wurde.
Janitscharenmusik
Im Königreich Bayern wurde damals das Bürgermilitär eingeführt. Während eine Kapelle mit Hauptmann Kunz mehr der modernen türkischen Musik zusprach verlegte sich die andere Kapelle mit Hauptmann Ströll mehr auf die traditionelle Musik mit Trommeln und Pfeifen. Um die Auseinandersetzung zu schlichten, wurde das Oberkommando München eingeschaltet. Es entschied sich schließlich für Kunz, der die türkische Musik beibehalten durfte. Die türkische Musik wurde auch Janitscharenmusik genannt, wusste die Referentin. Sie zeichnete sich aus durch Basstrommel, Triangel und Becken.
Um die Jahrhundertwende existierte bereits die Kapelle Lang, fuhr sie fort. Gründer war Vinzenz Lang, ein Schuhmachermeister und Krippenschnitzer, der am Anger wohnte. Er hatte etliche Militärmusiker in seinen Reihen, pflegte gute Beziehungen nach Böhmen zu den Kurbädern und spielte dort bei Kurkonzerten mit. Anfang der 30er Jahre gab es in Mitterteich drei verschiedene Musikkapellen. Die älteste war die sogenannte Turnerkapelle (der Türmer wurde damals als Turner bezeichnet). Sie leitete Baptist Zeitler, der Sohn des letzten Türmers.
Zwei Werkskapellen
Die größte Kapelle dirigierte Wolfgang Zöllner, die bei der 800-Jahr-Feier des Marktes zur offiziellen Stadtkapelle ernannt wurde. 1937 gründeten sich fast gleichzeitig zwei Werkskapellen: die Werkskapelle der Porzellanfabrik Rieber und die Werkskapelle des Glaswerks „Werkschar 111“. Der Zweite Weltkrieg brachte starke Einschnitte, da die meisten Musiker in den Krieg ziehen mussten.
Zahlreiche Erinnerungen von den Kapellen und den Dirigenten brachte die Referentin ans Tageslicht. Ausführlich ging Beer-Helm auf den Musiklehrer Anton Krämer ein, der ein Musikgeschäft im Ort hatte und als Musiklehrer wirkte. Er unterrichtete Gitarre, Zither, Hackbrett und Akkordeon. Alle Jahre veranstaltete er ein Schülerkonzert, wovon zahlreiche Fotos zeugten. Nicht unerwähnt ließ die Referentin die Kapelle Zapf. So war zum Beispiel die Tanzkapelle „Möven“ die erste Tanzkapelle die in Mitterteich auftrat. Auch die „Melodie-Players“ oder die „Micki-Band“ waren in der Zeit nach Krieg bekannt und beliebt.
29 Jahre Dirigent
Zum Schluss ging Monika Beer-Helm noch auf die Stadtkapelle ein. Bei einem Treffen 1950 im Gasthof „Bayerischer Hof“ wurde Erich Mayerhöfer als Dirigent gewählt, der bis 1979 die Stabführung hatte. Sie erinnerte auch an die verschiedenen Dirigenten der Gruppe. Der anwesende Peter Dotzauer und frühere Dirigent der Kapelle konnte dazu vielen weitere Details nennen. Er ergänzte vor allem viele Namen der Musiker auf den gezeigten Aufnahmen.
Zwischendurch waren auch einige Musikbeispiele der Stadtkapelle zu hören, wie zum Beispiel das traditionelle Lied beim Maibaumaufstellen „Der Mai ist gekommen". Im November will der Arbeitskreis dann den zweiten Teil dieser musikalischen Geschichte Mitterteichs vorstellen. Alle diese Beiträge sollen dann in einem Buch zusammengefasst werden.
"Die türkische Musik wurde auch Janitscharenmusik genannt.“
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