Bei der Begrüßung der zahlreichen Ehrengäste gab der Sprecher der Schnitzer, Peter F. Dotzauer, das Motto der Ausstellung mit der Zahlenreihe 30 - 20 - 10 aus. Was es damit auf sich habe, erklärte er so: Seit 30 Jahren gäbe es die Mitterteicher Schnitzer. Fritz Burger, Adolf Gold, Josef Göhl, Jakob Süß, Karl Ockl und Richard Rosner riefen damals die Gruppe ins Leben. Die 20 stehe für 20 Jahre Adolf Gold. So lange habe das Gründungsmitglied die Geschicke der Schnitzergruppe geleitet. Die 10 weise darauf hin, dass vor 10 Jahren die Schnitzer die ersten waren, die hier im Museum eine Präsentation aufgebaut haben.
Die aktuelle Ausstellung ist von bisher sieben der Mitterteicher Gemeinschaft die dritte, die im Museum stattfindet. Bei der Gelegenheit warb Dotzauer dafür, die Frauenquote bei den Schnitzern zu erhöhen. Im Moment hält hier Gudrun Spachtholz einsam die Stellung.
In jedem Stück Holz eine Figur
Niemand müsse Angst haben. Das Schnitzen sei gar nicht so schlimm, denn in jedem Stück Holz verberge sich eine Figur, die man nur finden und mittels Schnitzmesser befreien müsse. Dotzauer betonte, dass die Schnitzer kein Verein, sondern frei nach Adolf Gold "ein wilder Haufen" wären - Interessierte am Schnitzen und der Weiterführung der Schnitzkunst in Mitterteich. Besonderen Dank zollte Dotzauer Karl Dietl aus Kondrau, der den Mitterteicher Schnitzern eine große Anzahl selbst gebauter Krippen schenkte. Einige sind bereits in der Präsentation integriert.
In der jüngsten Vergangenheit mussten sich die Schnitzer von einigen langjährigen Mitgliedern für immer verabschieden. Verstorben sind Josef Göhl, Martin Waidhas, Peter Spitzl und Adolf Gold. Stellvertretend für diese Kollegen haben die Schnitzer die Ausstellung Adolf Gold gewidmet - "ohne dessen Tun und Schaffen es diese Kunst in Mitterteich so nicht geben würde."
Viele Schnitzerfreunde dabei
Zur Eröffnung der Ausstellung waren viele Schnitzerfreunde aus Tirschenreuth, Wiesau, Waldsassen, Plößberg und Pleystein angereist. Musikalisch umrahmte die Vernissage die Stubenmusik Burger, alles Nachfahren des Mitbegründers Fritz Burger. Alfred Scheidler als Vertreter des Landkreises sagte, dass es im Stiftland eine sehr lange Krippen- und Schnitzertradition gebe. Er freute sich darüber, dass durch Ausstellungen diese Tradition auch immer wieder in die Öffentlichkeit getragen werde. So gebe es fast jedes Jahr eine Präsentation im Landkreis. Als Geburtstagsgeschenk hatte Scheidler einen Scheck über 300 Euro mitgebracht.
Wunder der Weihnacht erklärt
Der evangelische Pfarrer Martin Schlenk bezeichnete die Ausstellung als ein großes Fest. "Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren sind, sondern das ewige Leben haben." Die Passage aus dem Johannes-Evangelium sei die Weihnachtsbotschaft in aller Kürze. Was da geschrieben stehe, sei schwer zu begreifen. Nachdem das Wunder der Weihnacht nicht erklärbar sei, müsse man Geschichten davon erzählen und das ginge besonders anschaulich eben auch durch geschnitzte Krippen. "Sie sprechen Herz und Gefühl an und machen die Botschaft anschaulich", so der Geistliche. Mit ihrer Kunst betrieben die Schnitzer Verkündigung mit anderen Mitteln.
Bürgermeister Roland Grillmeier bezeichnete die Krippenausstellung als etwas ganz Besonderes, damit das Museum erneut mit Leben erfüllt. Dazu brauche es Menschen wie die Schnitzer, die Initiative ergriffen und einem breiten Publikum ihr Können zeigen. Unter den Ehrengästen befand sich auch Wilhelm Forster, der Mann, der nach der Porzellan-Ära das Gebäude übernommen hatte und sagte, "daraus mache ich was." Dass am Standort heute wieder fast 100 Leute Arbeit hätten, sei sein Verdienst, lobte er den Unternehmer.
Krippe kommt von Futtertrog
Bischof Rudolf Voderholzer, bekannt als profunder Krippenkenner, erklärte den Sinn der Weihnachtskrippe und wie es zur Darstellung des Weihnachtsgeschehens, der Menschwerdung Gottes durch Jesus Christus, mit Figuren gekommen ist. Die Namensgebung Krippe komme vom Futtertrog, in dem damals der Neugeborene sein erstes Lager fand und der Zentrum jeder Krippe sei. Ihre erste Blütezeit erlebte die Krippenkunst bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Erfinder seien die Jesuiten gewesen. Sie hätten als erste den hohen Verkündigungswert der Sichtbarmachung des Heilsgeschehens in der szenischen Darstellung erkannt. Vorform der Krippen seien "Fatschenkindlein" und spätmittelalterliche Flügelaltäre. Krippen seien das Evangelium in leicht verständlicher Sprache. Sie seien weltweit verbreitet und es gäbe sie in allen erdenklichen Materialien. In der eigenen Sammlung habe Voderholzer Krippen aus mindestens 40 Materialien, sagte der Bischof. Das Weihnachtsgeschehen sei das einzige welthistorische Ereignis, das so dargestellt werden könne, als trage es sich hier und jetzt bei uns zu.
Gott wird Mensch
Egal, um welche Darstellung es sich handle, immer ginge es um das eine Thema "Gott wird Mensch, schließt uns das Paradies auf". Der Bischof forderte dazu auf: "Machen wir es wie Gott und werden wir Mensch, sorgen wir dafür, dass Weihnachten Weihnachten bleibt."
Ins Goldene Buch der Stadt schrieb Bischof Rudolf: "Folgen wir dem Stern und gehen wir nach Bethlehem in Mitterteich."
Die Geburt von Jesus Christus in Miniatur
Die Krippenausstellung beginnt am 30. November und dauert bis einschließlich 6. Januar 2020. Sie wird täglich außer montags von 14 bis 17 Uhr im Museum zu sehen sein, an Heiligabend und an Silvester bleibt die Einrichtung geschlossen. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 2,50 Euro, Gruppen ab 15 Teilnehmer zahlen 1,50 Euro pro Person. Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre haben freien Eintritt. Gruppenanmeldungen sind bei der Tourist-Info Mitterteich (Telefon 09633/89 123), Peter F. Dotzauer (09633/23 22) und Rainer Gottas (09633/650) möglich.
Täglich werden Schnitzer bei der Ausstellung zugegen sein, die sich von den Besuchern gerne bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen lassen und Fragen beantworten. Wer selbst einmal zum Schnitzmesser greifen will hat dazu jeden Dienstag von 19 bis 21 Uhr Gelegenheit. Da treffen sich die Schnitzer im Porzellanmuseum an der Tirschenreuther Straße. Einfach vorbeikommen und loslegen. Jugendschnitzen ist dienstags von 17.30 bis 18.30 Uhr.
https://www.onetz.de/oberpfalz/mitterteich/krippenschaun-museum-id2875999.html
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