Nach der großen Katastrophe des Ersten Weltkriegs konnten die Menschen auch in Moosbach wieder etwas aufatmen. Die Nachwehen waren aber tagtäglich zu spüren. Vieles lag darnieder. Die Moosbacher beklagten den Tod von 95 Familienvätern und Söhnen. 1919 standen 33 Geburten und 13 Hochzeiten 26 Sterbefällen gegenüber. Die Einwohnerzahl sank auf 752. Immer noch gingen Meldungen über an der Westfront gefallene Söhne der Gemeinde ein. So die Nachricht vom Tod Peter Gissibls aus Burgtreswitz, der im Alter von 26 im Feldlazarett starb. Oder von Friedrich Hanauer aus Gröbenstädt, der mit 20 Jahren auf dem Hauptverbandsplatz Soulinery sein Leben lassen musste.
Bei der ersten Gemeinderatssitzung am 5. Januar wurde dem Gemeindediener Steinberger ein Teuerungszuschlag von 50 Mark zugesprochen. Die Bescheinigung über das Bürgerrecht kostete nun 21,43 Mark für Heimatberechtigte und 42,86 Mark für nicht Heimatberechtigte. Da während des Kriegs der Brotladenpächter Michl Schweigl nichts verdiente, wurde diesem der Brotladen auf ein weiteres Jahr zum geringen Pachtzins von 270 Mark überlassen.
In der Sitzung am 24. März beschlossen die Gemeinderäte, den Erwerbslosen eine Arbeit zu beschaffen. Diese sollten auf den sogenannten Tröbesrangen bei Burgschleif nach Steinen graben und die gebrochenen Steine zu den jeweiligen Ortsstraßen in Moosbach fahren. Die Bezahlung erfolgte nach Kubikmetern. Die Arbeiter mussten sich bei der Ortspolizeibehörde anmelden.
In dieser Zeit wurde das Stehlen von Feldfrüchten zu einem größeren Problem. Deshalb stellte der Markt ab Januar Baptist Ebert als Flurwächter an, um ein Auge auf die Felder zu haben. Sein Jahresgehalt betrug 120 Mark. Am 27. April verlieh die Gemeinde zwei Kaufmännern das Bürgerrecht: Dem 28-jährigen Ambros Ziegler und dem 31-jährigen Thomas Lorenz. Anfang Mai erhilet der Halter des gemeindlichen Zuchttiers die Pacht für weitere drei Jahre Viehhaltung. Die Gemeinde zahlte zur Errichtung eines Kriegerdenkmals einen Zuschuss von 150 Mark. Das Mahnmal wurde aber erst 1933 aufgestellt.
In der Gemeinderatssitzung am 11. Mai wurde wegen der unruhigen Zeiten die Gründung einer Bürgerwehr beschlossen. Außerdem wurde festgelegt, dass bei den anstehenden Ratswahlen zwölf Gemeinderäte zu wählen sind. Martin Liegl wurde als Schätzmann für landwirtschaftliche Angelegenheiten bestellt. In den Landkreis-Körausschuss wurde der Ökonom Johann Schweigl und als sein Stellvertreter Johann Prem entsandt. Sie wurden durch Handschlag vereidigt.
Das Gremium lehnte in der Sitzung am 14. Juli das Halten eines dritten Zuchtstiers ab, denn das Defizit für die Viehhaltung wäre zu groß geworden. Und so mussten die beiden vorhandenen Decktiere „Mehrarbeit“ leisten. Die Gemeinde suchte außerdem nach Einnamequellen, und so wurden die Pachten für die „Ziegeltrath-Grundstücke“ um 50 Prozent erhöht. Die Gemeinde behielt sich ein einseitiges Kündigungsrecht vor. Es war vorauszusehen, dass die „Ziegeltrath“ das Bauland der Zukunft sein wird.
In der Sitzung am 26. Juli war das Defizit der Wasserleitung das große Problem. Durch den Lokalmalzaufschlag im Kommunbrauhaus in der Bachgasse wurde immer weniger Bier gebraut. Das hieß weniger Wasserverkauf durch die Gemeinde und weniger Wasserzinseinnahmen. So war die Gemeinde Moosbach gezwungen, den Wasserzins um 25 Prozent zu erhöhen, um die Schulden abbauen zu können.
Zur Bildung der Einwohnerwehr wird bei Bürgermeister Karl Roßmann eine Liste aufgelegt, in der sich die Einwohner eintragen können, welche der Bürgerwehr beitreten wollen. Das beschloss der Gemeinderat am 20. August. Den aus Frankreich heimkehrenden Kriegsgefangenen Josef Trinkl, Franz Hierold und nochmals Franz Hierold, Karl Bauer, Franz Bauer, Johann Lang und Alois Roßmann, welche gänzlich bettelarm und erwerbslos sind, gewährten die Räte aus der Gemeindekasse je 20 Mark, nachdem der Verein zur Unterstützung der Kriegsgefangenen sich bereit erklärt hatte, aus dem Ergebnis seiner Haussammlung 130 Mark dazu zu zahlen.
Am 11. September ersuchte die Gemeinde um die Abhaltung von Viehmärkten und verwies auf die jahrhundertealte Tradition. Der Antrag wurde zwar genehmigt, aber die Märkte liefen nicht mehr so wie vor dem Krieg. Die Zeit der großen Viehmärkte war vorbei. Am 19. Oktober wurde dem Waldaufseher Michl Trottmann ein jährliches Gehalt von 500 Mark zugesprochen. Im November lastete auf dem Kommunbrauhaus Moosbach eine Schuld von 9569 Mark. 3000 Mark waren zusätzlich für dringende Reparaturen erforderlich. Das Bezirksamt Vohenstrauß wurde deshalb gebeten, die Erhebung der Bieraufschläge weiterhin zu genehmigen.
Um eine weitere kommunale defizitäre Einrichtung, nämlich die Gemeindewaage in der Hauptstraße gegenüber des Gasthauses Gissibl (heute Brandstätter) ging es in der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres 1919. Dringende Reparaturen waren nötig geworden und um die Waage musste eine Drainage gelegt werden, um das Sickerwasser abzuleiten. Die Gemeindeväter sahen sich deshalb gezwungen, ab 1. Januar 1920 je Stück Vieh eine Gebühr von drei Mark zu kassieren. Für die Auswärtigen kostete es fünf Mark. Als Waagmeister wurde der Gütler Josef Seiler angestellt, der neben der Waage wohnte.
Im ersten Nachkriegsjahr gab es einen Wechsel im Chefsessel des Rathauses: Franz Wittmann, der von 1914 bis April 1919 Gemeindechef war, wurde im Mai 1919 von Karl Roßmann abgelöst. Dieser hielt bis 1933 das Gemeindeszepter in der Hand und wollte dann aus politischen Gründen nicht mehr weitermachen. Schulleiter war im Jahr 1919 Oberlehrer Michael Friedrich (1915 bis 1933). Sein Stellvertreter war Philipp Zölch, der von 1905 bis 1931 an der Moosbacher Schule arbeitete, zum Ehrenbürger von Moosbach ernannt wurde und aus mysteriösen Gründen seinen Abschied nehmen musste. 1919 hatte Pfarrer Josef Staab (1908 bis 1932) in der Kirche das Sagen. (gi)
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.