Am Freitagvormittag glitzert der Schnee bei Eiseskälte rund um den Nabburger Bahnhof. Die Sonne scheint, der Himmel ist so blau wie selten. Doch donnerndes Motorengeheul durchbricht das Idyll, Rauchschwaden steigen auf, der Geruch von Diesel liegt in der Luft. Heute ist der Tag, an dem die Panzer des Panzerbataillons 104 aus Pfreimd zurück in den Landkreis kommen. Sechs Monate lang waren sie im Rahmen der Nato-Mission "Enhanced Forward Presence" in Litauen stationiert. Was da auf den Schienen am Nabburger Bahnhof anrollt, sind 13 Panzer "Leopard II", ein Artillerie-Beobachtungspanzer und ein Transportpanzer "Fuchs". Eigentlich hätte der Zug schon am Donnerstag in Nabburg ankommen sollen, doch der Winter machte einen Strich durch die Rechnung.
Oberstleutnant Christian Märkl, der stellvertretende Bataillonskommandeur der Oberpfalzkaserne in Pfreimd, gibt Auskunft darüber, was passiert ist. Märkl: "Es gab schon in Polen Verzögerungen wegen des Schnees und der Kälte. Das ist aber im Prinzip überhaupt nicht tragisch." Märkl betont gleichzeitig, dass die Panzer, die nun wieder im Landkreis sind, nur ein Teil der großen Rückverlegungsaktion der deutschen Bundeswehr sind. Märkl: "Wir hatten insgesamt sechs Personenflüge für rund 600 deutsche Soldaten und sechs Eisenbahnzüge." Auf einem der Züge seien rund 60 Container verladen worden, der Rest davon transportiere rund 130 Fahrzeuge, von denen 20 Kettenfahrzeuge sind.
Eine Sache von Zentimetern
Als die rund 80 Soldaten am Freitag die Panzer von den Schienen holen, klingt das nach keiner leichten Aufgabe. Jedes der Fahrzeuge steht an beiden Seiten mit den Ketten über die Waggons hinaus, gesichert sind sie mit Metallkeilen. Beim Rauf- und wieder Runterfahren entscheiden Zentimeter, ob alles gut geht. Märkl sieht die Sache aber dennoch locker. "Das ist schon ein bisschen Präzisionsarbeit, damit da keiner runtergeht. Aber auch wenn so ein Panzer rund 60 Tonnen wiegt, lässt er sich sehr präzise steuern. Die Beteiligten wissen außerdem ganz genau, was sie tun."
Aufwand hat Gründe
Warum eigentlich der Aufwand? Warum müssen die Nato-Truppen an der Ostseite Europas immer wieder den Kraftakt bewältigen und Fahrzeuge hin und zurückverlegen? Das ist auf den ersten Blick nicht sofort einleuchtend, denn nach der Abreise des Oberpfälzer Bundeswehrverbandes im Baltikum hat die Erste Panzerdivision Oldenburg den Platz eingenommen. Warum also deutsche Panzer und Fahrzeuge hin und herschieben? Märkl nennt zwei Gründe, die dieses Vorgehen nötig machen. "Das liegt zum einen tatsächlich noch an den Regelungen aus dem Zwei-plus-Vier-Vertrag, die festlegt, dass die Nato nicht dauerhaft Truppen im Osten stationieren darf. Deshalb tauschen wir immer wieder mal durch", erklärt der Oberstleutnant.
Auf der anderen Seite stellt die Verlegung einfach eine gute Übung für die Soldaten dar. Denn damit verbunden ist ziemlich viel Logistik und Organisation. So müssen die Soldaten beispielsweise den Bahn- sowie den Straßentransport koordinieren und die Fahrzeuge und das Material vorbereiten. Märkl: "Für die Besatzung selber ist das eine ziemlich gute Ausbildung. Sie lernen, wie so eine Bahnverladung funktioniert und wie die Verhaltensregeln dabei sind."
Nato sammelt Erfahrung
Das sei zudem nicht nur auf "kleiner Ebene" hilfreich, sondern diene der gesamten Bundeswehr und damit der Nato. ""Ich bewege mich ja nicht nur durch Deutschland, sondern quer durch ganz Europa. Allein die Organisation über Ländergrenzen hinweg mit den ganzen Genehmigungen und der Koordinierung mit der Deutschen, der Polnischen und der Litauischen Bahn ist mit jeder Menge Aufwand verbunden", erklärt Märkl.
Für alle Fälle vorgesorgt
Als die Panzer am Freitag in Nabburg eintreffen, steht bereits ein Schwerlasttransporter bereit. Märkl sagt, dass einer der Panzer technische Probleme habe und nur noch im ersten Gang fahre. Sicherheitshalber steht auch noch ein Bergepanzer bereit, denn die Panzer wurden bereits vier Tage früher verladen und durch den tiefsten Winter transportiert. Für andere technische Probleme steht Fachpersonal am Bahnhof bereit.
Nach einer halben Stunde stehen die Panzer alle in einer Reihe neben dem Bahnhof. Das Fachpersonal überprüft noch einmal an manchen Fahrzeugen die Elektronik, dann kann der Zug begleitet von Feldjägern und Polizei losrollen. Durch Nabburg geht es bis zur Auffahrt auf die A93. Dort fahren die Panzer mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h bis nach Pfreimd, wo sie zurück in die Kaserne kommen. Die 60-Tonner könnten laut Märkl schneller fahren, allerdings betont er: "Wir setzen auf Sicherheit. Wir machen das lieber alles in Ruhe, damit auch nichts passiert."
"Das ist schon ein bisschen Präzisionsarbeit, damit da keiner runtergeht. Aber auch wenn so ein Panzer rund 60 Tonnen wiegt, lässt er sich sehr präzise steuern."
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