Erst Hitze mit Trockenheit, danach niedrige Temperaturen mit Regen und das alles jeweils wochenlang. Genau dieses Wetter sorgt dafür, dass im Landkreis Schwandorf 2023 weniger Weizen mit Backqualität geerntet wird. Braugerste ist mehr oder weniger ein Totalausfall. Nach den Worten von Helmut Kummert von der Ledermühle in Nabburg ist nach dem Regen bei 70 bis 80 Prozent des Getreides die Qualität flöten. Er beruhigt im Gespräch mit Oberpfalz-Medien gleichzeitig die Kunden. "Für unseren kleinen Markt ist genug da." Er ist sich allerdings ebenso sicher. "Gute Qualitäten werden preislich etwas anziehen."
Die Qualitätseinbußen sind genau dem oben beschriebenem Wetter geschuldet. Der Regen führt zum Auswuchs. Das was Markus Schrott, Leiter der Raiffeisen Waren und Dienstleistung GmbH mit Sitzen in Knölling, Weidenthal und Schönsee Auswuchs nennt, ist für Josef Irlbacher, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) der Durchwuchs. Das reife Korn treibt bei Regen erneut aus. Die trockenen Felder ergrünen wieder. Markus Schrott spricht gegenüber Oberpfalz-Medien von zwei Grundereignissen "Hitze und Trockenheit sowie Dauerregen". "Gute Erträge gibt es bei Wintergerste und Raps." Sie wurden vor dem großen Regen gedroschen. "Wer bis zum 20. Juli etwa mit dem Dreschen fertig war, kann auch von normalen Erträgen bei Roggen, Weizen und Triticale sprechen." Das ist laut Markus Schrott westlich der A93 und im Naabtal der Fall. Je östlicher, desto weniger, so kann man seine Bilanz 2023 basierend auf den Erfahrungen in den drei Häusern in Knölling, Weidenthal und Schönsee interpretieren.
"Am schlechtesten und am schlimmsten ist es bei der Braugerste." Das ist die Sommergerste. Den Ausfall schätzt Markus Schrott auf 80 bis 90 Prozent. "Es gibt fast keine Braugerste in der Region." Aus dem Austausch mit Kollegen weiß er, dass es oberpfalzweit nicht besser ausschaut. Auch wenn Mälzereien die Qualitätskriterien leicht aufweichen, haben die Landwirte Abschläge hin zu nehmen. Beim Weizen leidet die Qualität ebenfalls unter dem wetterbedingten Auswuchs. "Mit dem Mehl kannst nichts anfangen": Markus Schrott findet deutliche Worte und meint die Backgüte. Sein Fazit lautet: "Viel Futter-, aber kein Mahlgetreide".
Markus Schrotts Angaben als Lagerhauschef decken sich mit denen von Landwirt und BBV-Obmann Josef Irlbacher. Er bringt als Erstes die nicht mehr malzfähige Gerste ins Spiel. Steckt im Weizen auch noch der Schwärzepilz würde er die Körner gar nicht an Schweine verfüttern, sondern lieber gleich in die Biogasanlage fahren. "Wer früh gedroschen hat, kann gut vermarkten." Das hängt jedoch nicht vom Arbeitseifer des Landwirts, sondern vom Standort im Landkreis Schwandorf ab. Südlich der Kreisstadt und im Naabtal ist das Getreide früher reif. Josef Irlbacher hat selbst hat die Standortabhängigkeit bei der eigenen Ernte erfahren. Sein Anwesen in Grubhof liegt einige Kilometer östlich der A 93. "Ich hab ein Feld gedroschen, da hat's gepasst, das andere war noch zu nass, dann kam der Regen, und der Auswuchs war da." Wintergerste wird in der Trockenphase geerntet. Die Sommergerste ist noch nicht soweit und geht baden. Weizen, Roggen und Triticale, zählt Josef Irlbacher weiter auf, der nördliche und östliche Landkreis ist auch da von der Qualitätsminderung betroffen.
Getreide
- Sommergerste: Verwendung hauptsächlich als Braugerste zur Malzherstellung
- Wintergerste: überwiegend Futtergetreide
- Weizen: Anbau hauptsächlich als Winterweizen. Vier Backqualitätsgruppen; A und B sind für Backwaren geeignet.
- Triticale:Kreuzung aus Weizen und Roggen, Futtermittel
- Roggen:Anbau von Winterroggen, Verwendung als Mehl zum Backen, zur Alkoholherstellung und als Futtermittel.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.