Für Constanze Reil aus Nabburg brachte das Jahr 2020 mit einer Reise nach Japan ein herausragendes Ereignis. Im Ceramic Training Center in Osaka absolvierte die 22-Jährige einen fünfwöchigen Studienaufenthalt. Schon als Kind hatte die Tochter des Zahntechnikers Rudolf Reil, seit 1988 Inhaber eines Dentallabors in Nabburg mit inzwischen 38 Mitarbeitern, gerne in der zahntechnischen "Bibel" des japanischen Keramikmeisters Shigeo Kataoka geblättert. Damals faszinierte sie der wunderschön illustrierte Atlas. Heute begeistert sie es nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung als Zahntechnikerin, wie mit einer ihr bislang ungeahnten Genauigkeit die Morphologie von natürlichen Zähnen nachgeahmt werden kann.
Nach ihrem Abitur am Johann-Andreas-Schmeller Gymnasium in Nabburg begann Constanze Reil zunächst eine Lehre im elterlichen Betrieb. Nach Lehrzeitverkürzung und Gesellenprüfung im Juni 2019 als Prüfungsbeste mit der Note 1 in der praktischen Prüfung verfolgte sie den lange gehegten Wunsch, ihr großes Vorbild in Japan persönlich kennenzulernen und über seine herausragende Technik mehr zu erfahren. Also bewarb sich die junge Zahntechnikerin online an der weltweit geschätzten Morphologie- und Keramikschule "Osaka Ceramic Training Center" und wurde mit drei weiteren Bewerbern, einer Jungtechnikerin aus Kanada und zwei erfahrenen Technikern aus Polen und England, aufgenommen.
Nach zwölf Stunden Flug und einer Zeitumstellung von acht Stunden kam die gebürtige Nabburgerin drei Tage vor Kursbeginn in ihrem Appartement in Osaka an. "Für mich", erzählt sie jetzt im Nachhinein lachend, "war das ein regelrechter Kulturschock." "Die erste Woche in der Zwölf-Millionen-Metropole war schon schlimm", sagt sie ganz offen und denkt an die vielen Videotelefonate mit ihren Eltern daheim zurück. "Trotz Sprachbarrieren - Japaner sprechen ja kaum Englisch - sind die Menschen aber unglaublich zuvorkommend, und man fühlte sich vom ersten Moment an willkommen und eingebunden", berichtet sie im Beisein von Bürgermeister Frank Zeitler. Nach drei Tagen Eingewöhnung erfolgte die "Einschulung". Bei einer kurzen Vorstellungsrunde lernte sie die Schule, das Labor und ihre Kommilitonen kennen. In der Klasse waren etwa 20 japanische Zahntechniker, die die Kunst der keramischen Schichtung studieren.
Den Unterricht beherrschten Stille und ungeteilte Aufmerksamkeit für den Lehrer. "Geredet wird nur, wenn es wirklich was zu sagen gibt", erfuhr sie. Nach der Devise "Reden ist Silber und Schweigen ist Gold" handeln die Lehrmeister. "Das würde ich mir für Deutschland auch oft wünschen", fügt sie schmunzelnd an. Viel Zeit widmeten die Studierenden dem Schnitzen von Zähnen, die maßstabsgetreu aus einem Block Superhartgips herausgearbeitet werden und Tag für Tag eine Menge an körperlicher und mentaler Kraft abverlangten.
"Die Verpflegung nach Feierabend gestaltete sich relativ einfach", weiß Constanze Reil zu erzählen: "In jedem Supermarkt gab es Fertiggerichte, die man an Ort und Stelle selber in der Mikrowelle warm machen konnte." Natürlich besuchte sie mit ihren Mitstreitern auch typische japanische Restaurants. In der fünften Woche des Aufenthaltes kamen die Eltern zu ihrer Tochter, und Kataoka Sensei lud Rudolf Reil zur Besichtigung seines Labors ein, was für den Nabburger Firmenchef ein unvergessliches Erlebnis war. Ihren Ausbildern schenkte Constanze Reil schließlich Porzellankrüge mit Nabburg-Motiv.
Constanze Reil, die gerade in München ihre Meisterprüfung macht, ist sich zusammenfassend sicher: "Die Zeit in Japan hat mir vieles gelehrt, mich tief geprägt und ist eine gute Basis für meine berufliche Zukunft". Dass sie die Mühen für die Fortbildung auf sich genommen hat, würdigte auch Bürgermeister Frank Zeitler. Die junge Nabburgerin verfüge jetzt über fachliche Kenntnisse, die in ihrer Branche sicher nicht jeder hat.
















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