„Wäre das so schwer zu lösen? Erstlich ward ein Ei erdacht: Doch weil noch kein Huhn gewesen, Schatz, so hat’s der Has gebracht“. Der Hase ist also die Lösung für das alte Henne-Ei-Problem. Zumindest, wenn man den Dichter Eduard Mörike mit einem Augenzwinkern fragt.
Seitdem er das erste Ei gebracht hat, ist dem Hasen im Brauchtum diese Aufgabe geblieben. Am Osterwochenende wird er wieder in vielen Familien fleißig Ostereier verteilen. Und wenn nicht gerade Ostern ist, verbringt er mit Vorliebe seine Zeit in Gebieten mit großflächigen Blühflächen, Brachen, Altgrasstreifen und Äckern, die durch Hecken und Graswege vernetzt sind, weiß Balduin Schönberger, Wildlebensraumberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf. Das hat er laut einer Pressemitteilung des AELF auch mit dem Huhn, zumindest dem Rebhuhn gemeinsam. Deshalb sei der Rebhuhn-Lebensraum Oberpfalz Mitte auch für Meister Lampe ein absoluter Wohlfühlort.
„Rund zwei Millionen Feldhasen gibt es in Deutschland. Das heißt, ein Osterhase beliefert etwa 45 Menschen“, legt Wildlebensraumberater Schönberger die Zahlenverhältnisse des Feldhasen in der Mitteilung dar. Mit einem wachen Auge seien sie momentan in der Offenlandschaft ganz gut zu beobachten, wie immer während der Paarungszeit im Spätwinter und im Frühjahr. Meist finden sich dann viele Tiere an den Rummelplätzen, veranstalten wilde Verfolgungsjagden und balgen sich um die Häsinnen. Den Rest des Jahres sind sie am Tag eher selten zusehen, weil die Hasen ihre Aktivitäten in die Dämmerungszeit verlegen.
Sonniges Wetter bevorzugt
Ursprünglich stammt der Hase aus der Steppe und lebt heute in unserer Kulturlandschaft. Dort bevorzugt er strukturreiche Agrarlandschaften mit Feldgehölzen, Ackerrandstreifen und Brachflächen, die ihm Nahrung, Ruhezonen, Versteckmöglichkeiten vor Feinden und einen trockenen Unterschlupf von der Witterung bietet. „Ein Wildlebensraum, wie wir ihn dank der Landwirte, Jäger und Naturschützer entlang der Naab und der Schwarzach von Schwandorf bis Wernberg-Köblitz vorfinden“, so Schönberger.
Was Hasen gar nicht mögen, ist ein nasskaltes Wetter. "Ihre Wolle saugt sich dann voll und es wird ihnen sehr kalt", heißt es in der Mitteilung weiter. Dauert eine solche Wetterlage länger an, lässt diese den Nachwuchs schnell erfrieren. Deshalb lieben sie es auch, sich stundenlang dem Schein der Sonne hinzugeben. Dabei wählt der Feldhase seine Umgebung stets so, dass er sie komplett überblicken kann. Als Bewegungsseher zeichnet ihn seine Rundumsicht aus, auch sein Gehör und sein Geruchssinn sind stark ausgeprägt.
Bis zu 80 Kilometer pro Stunde
Nimmt er eine mögliche Gefahr wahr, bleibt der Feldhase zunächst regungslos in einer Bodenvertiefung, auch Sasse genannt, mit angelegten Ohren liegen. Erst bei unmittelbarer Gefahr springt er auf und versucht, mit hakenartigem Lauf seinen Verfolger zu entkommen. „Zwar mag der Hase, wenn er mit seinen lang und stark gewinkelten Hinterläufe herumhoppelt, etwas ungelenk aussehen. Doch wenn es ernst wird ist er blitzschnell auf Feld und Wiese unterwegs“, erklärt Wildlebensraumberater Schönberger. Feldhasen können drei Meter weit und zwei Meter hochspringen. Auf der Flucht erreichen sie Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometer pro Stunde.
Von Wildkräutern über Gräser – die sogenannte Hasen-Apotheke – bis hin zu Getreide, Feldfrüchten, Knospen und Rinden braucht der Hase als reiner Pflanzenfresser einen vielfältigen Speiseplan. Täglich nimmt er davon etwa 1,5 Kilogramm zu sich. Auch seinen Durst löscht er aus dem aufgenommenen Futter.
Eine delikate Besonderheit: Im Blinddarm des Feldhasen bildet sich ein vitaminreicher Nahrungsbrei. Nach der Ausscheidung nimmt er diesen speziellen Kot laut Mitteilung wieder auf und deckt damit seinen Vitamin-B-Bedarf. Der Lebensraum bringt ihn auch mit dem Rebhuhn zusammen: Das ist zwar eigentlich Vegetarier, doch für seine Jungen benötigt es in den ersten Lebenswochen vor allem Insekten wie Blattläuse, Käfer, Ameisen oder Spinnen. Diese sind wichtige Eiweißlieferanten für die Küken. „Was die Insektenarten angeht, sind Flächen mit viel Gräsern und Wildkräutern ein absoluter Hotspot“, erklärt Wildlebensraumberater Schönberger. Denn ihre Blüte bietet Nahrung für viele verschiedene Insektenarten.
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