Josef Fischer hat nach einer bewegten Zeit einen Schlussstrich gezogen. 48 Jahre war die Kommunalpolitik neben der Familie sein Lebensinhalt. Er zieht Bilanz. "Stadtrat, Gemeinderat, das hatte mal eine ganz andere Wertschätzung in der Bevölkerung". Heute werde oft ungerecht kritisiert. "Wohl auch ein Grund, warum es für Parteien immer schwieriger wird, Kandidaten zu finden." Anders war das 1972: Josef Fischer politisierte gerne im sogenannten "Schattenkabinett", das sich regelmäßig in Lokalen traf. Mit 30 Jahren dann der Sprung in den Stadtrat. "Das war eine gute Zeit ohne Fraktionshickhack. Ziel war immer, wie kommen wir voran in Nabburg."
"Der Rat war sich einig"
Dann starb Bürgermeister Rudi Scharf (SPD). Josef Fischer (CSU) wurde im ersten Wahlgang neuer Bürgermeister und hängte dafür seinen geliebten Beruf als Diplomhandelslehrer an den Nagel. Zentrales Thema war die Altstadtsanierung. "Mein Gott, war das eine Diskussion ums Pflaster. Doch der Rat war sich immer einig." 1998 dann der vergebliche Kampf um den größten Arbeitgeber der Stadt, den Bundesgrenzschutz. Fischer erinnert sich an eine telefonische Zuschaltung in die BR-Nachrichten am "schwarzen Montag" und seinen Appell an Ministerpräsident Stoiber, Nabburg nicht im Stich zu lassen. "Am nächsten Tag war Stoiber in der Leitung, mit der Zusage, etwas für Nabburg zu tun." Mit der Außenstelle der Bereitschaftspolizei habe er Wort gehalten: "Ich bin nicht mehr in der CSU, aber ich schätze Stoiber noch sehr."
Fischer gründete die ABU, da die Chemie zwischen ihm, der CSU und dem früheren MdL Otto Zeitler "nicht mehr stimmte". Einer der Streitpunkte war der Standort für das Tourismuszentrum des Landkreises, wo Fischer gegen seine Partei für Nabburg votierte. "Ich wäre sonst zur Marionette geworden." Auch an Bürgerentscheiden - Parkhaus, Krematorium, Feuerwehrhaus - fehlte es in zwei Legislaturperioden nicht. "Das Parkkonzept war schon in trockenen Tüchern, um die Altstadt nicht aussterben zu lassen. Die Ablehnung hat mir weh getan. Seitdem dümpelt das Thema rum."
2008 trat Fischer in Ruhestand. Nicht ganz. Er saß noch zwölf Jahre im Stadtrat. "Aus heutiger Sicht würde ich das nicht mehr machen. Man glaubt, man kann aus seinem Erfahrungsschatz heraus noch mitgestalten. Doch manche Entscheidungen und Entwicklungen sind nur sehr schwer zu verkraften", meint Fischer mit Blick auf das Dauerbrenner-Thema Bahnübergang, den schleppenden Fortgang in Sachen Wasserversorgung und Grundstücksangelegenheiten.
Im Kreistag, dem er 24 Jahre angehörte, sei die Situation entspannter gewesen. Die gravierendste Entscheidung: der Verkauf der Kreiskrankenhäuser. "Den Betrieb hätte der Landkreis finanziell nicht mehr verkraften können." Doch jetzt sei endgültig Schluss mit politischen Ämtern. "Man wird älter und ich möchte ja nicht mit einem Herzinfarkt raus getragen werden." Gefreut haben ihn die Landkreisverdienstmedaille und der Titel Altbürgermeister. "Das zeigt, dass ich nicht ganz vergessen bin."
Gemeinsam punkten
Fischer hat einen Wunsch an künftige Mandatsträger: "Wir brauchen verschiedene Parteien und Kandidaten. Doch im Gremium muss sich dann jeder so einordnen, dass für die Stadt und den Landkreis das Beste herausgeholt werden kann. Überlegungen, wie man jemanden eins auswischen kann, sollte es nicht geben".













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