Nabburg
29.10.2023 - 09:49 Uhr

Politiker sitzen in Nabburg für guten Zweck an der Supermarktkasse

Die beiden Schüler wissen nicht, wen sie vor sich haben. Die Bundestagsabgeordnete Martina Englhardt-Kopf sitzt für die Tafel an der Supermarktkasse. Politikerkollegen wechseln sich bei der Charity-Aktion ab.

Bürgermeister Frank Zeitler, Stellvertreterin Irene Ehemann und Dritter Bürgermeister Johann Kleber, die Stadträte Tobias Knechtel, Bernd Hofmann (beide CSU) und Tobias Wegmann (ÖDP) nehmen am frühen Nachmittag an den Kassen Platz. Sie lassen sich ohne zu zögern für die spontane Spenden-Idee von Rewe-Markt-Betreiber Ferdinand Mihl gewinnen. Der Absatz der Lebensmitteltüten vom 9. bis 22. Oktober als Hilfsaktion für die Nabburger Tafeln ist heuer im Gegensatz zu den Jahren davor schleppend verlaufen. Ferdinand Mihl vermutet, dass die "allgemeine Stimmung" und die gestiegenen Preise dahinter stecken könnten. Deshalb kommt er auf die Idee die Charity-Kasse ins Leben zu rufen und sie mit Politikern zu besetzen.

Mehrere Kassen besetzt

Der Europaabgeordnete der CSU, Christian Doleschal aus Brand im Landkreis Tirschenreuth, macht den Anfang. Er unterstützt die Frühschicht im Rewe-Markt an der Regensburger Straße, denn Ferdinand Mihl besetzt mehrere Kassen. Er weiß aus Erfahrung: "Nicht jeder Kunde hat Verständnis für den guten Zweck." Der Betrieb soll zu deren Zufriedenheit weiterlaufen. Da braucht es die Balance zwischen Hilfsbereitschaft und Geschäft.

Martina Englhardt-Kopf unterstützt mittags die Profis. Die CSU-Politikerin macht ihre Sache gut. Die beiden Schüler zeigen sich unbeeindruckt davon, wer sie abkassiert. Sie nehmen ihre beiden Artikel und ziehen schnell von dannen. Ein Kunde sagt: "Mal schauen." Er ist mit dem Service zufrieden. Der Betrag über 15 Euro geht ebenso an die Tafel, wie alle anderen Summen, die die Politiker einnehmen. Ferdinand Mihl hofft. dass nach dem Kassensturz rund 2000 Euro für die Tafel bleiben. Es sind genau 2000. Nach Angaben von Ferdinand Mihl haben die Politiker 1863,24 Euro kassiert und den Betrag auf 2000 aus ihren Geldbörsen erhöht.

"Die Strichcodes, das geht"

Als Bremsklotz beim Kassieren erweisen sich für die Unerfahrenen Paprika, Banane und Croissant. Hier für müssen Nummern eingegeben werden. "In erster Linie zählt der gute Zweck", sagt Martina Englhardt-Kopf zu Oberpfalz-Medien. "Die Strichcodes, das geht." Spaß hat es ihr gemacht. "Wenn Not am Mann ist, springe ich ein", verspricht sie. SPD-Stadträtin Lisa Wilhelm, Mitarbeiterin im Rewe-Markt, hat Feierabend und setzt sich in der Freizeit für die Tafel an die Kasse. Ihre Lieblingsbereiche sind Getränke und Post. "Ich kann nett sein." Mit Charme will sie die mangelnde Kassenerfahrung wett machen.

Albert Bruckner, Vorsitzender der Nabburger Tafel freut sich, über die Idee und die Geldspende. Damit kann er beispielsweise Reis, Mehl oder Hygieneartikel kaufen. Alles Notwendige, das nicht zwei Mal die Woche von ihm und den anderen ehrenamtlichen Tafelmitarbeitern abgeholt wird. Das ist meist ist Frischware kurz vor dem Ablaufdatum.

Mindesthaltbarkeit abschaffen

Dem Europaabgeordneten Christian Doleschal hat Ferdinand Mihl gleich mit auf dem Weg in seinen Hauptjob mitgegeben, sich für eine Abschaffung des Mindesthaltbarkeitsdatums, beispielsweise bei Nudeln oder Kaffee einzusetzen. Dies wird bereits innerhalb der EU diskutiert und von Landwirtschafts- und Verbraucherminister Cem Özdemir befürwortet, um die Lebensmittel-Verschwendung einzudämmen. Denn oft schmecken Lebensmittel auch nach diesem Datum noch gut. Bei Fisch hingegen gilt das Verbrauchsdatum und daran wird nicht gerüttelt.

Hintergrund:

Nabburger Tafel

  • Gegründet im Mai 2021
  • Rund 100 Mitglieder
  • Ausgabestelle Bahnhofstraße 16 in Nabburg
  • Rund 280 Bezugsberechtigte
  • Versorgung von über 400 Personen mit Lebensmitteln, Familien erhalten einen Bezugsschein
  • Weitere Infos: www.tafel-nabburg.de
 
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