Die Entscheidung im Juli kam überraschend: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gab bekannt, dass die Landwirtschaftsverwaltungen in Bayern reformiert werden sollen. Für die Oberpfalz hieß das konkret: Die Abteilung Landwirtschaft der Landwirtschaftsschule in Nabburg muss schließen. Heuer im Herbst startete der letzte Jahrgang. In Zukunft werden die angehenden Landwirte die Schulen in Cham und Weiden besuchen. Außerdem werden unter anderem die ÄELF Schwandorf und Regensburg zusammengelegt.
Opfer der Neustrukturierung
Die Reform soll Strukturen vereinfachen und den Unterricht besser planbar machen - sie tut den Beteiligten aber auch weh, da mit der Schließung des Landwirtschaftszweigs eine hundert Jahre alte Tradition in Nabburg zu Ende geht.
Im Juli verkündet, sollte die Reform bereits ab 1. Oktober "schrittweise umgesetzt" werden. Nun ruderte das Landwirtschaftsministerium wieder zurück. Der Beginn der Maßnahmen wird offiziell um ein dreiviertel Jahr auf 1. Juli 2021 verschoben. "Diese kurze Zeitspanne hat sich dem Vernehmen nach als zu ambitioniert erwiesen, um die bislang 47 Landwirtschaftsämter im Freistaat auf 32 zu reduzieren", heißt es aus dem Ministerium. Das klingt zunächst nach einer Lockerung im Zeitplan, muss doch vor allem personell einiges umstrukturiert werden.
"Das ändert nichts"
Doch ändern würde sich durch die Verschiebung gar nichts, sagt Georg Mayer, Behördenleiter und Bereichsleiter Landwirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schwandorf und Schulleiter der Landwirtschaftsschule in Nabburg. Die Vorbereitungen zur Reform läuft längst, stellt Mayer klar. "So eine große Maßnahme braucht Zeit, daher haben wir frühzeitig angefangen", erklärt er. Zu den ersten Schritten der Umstrukturierung gehören zum Beispiel Personalgespräche. Diese finden seit Anfang Oktober statt. "Wir haben auch darüber gesprochen, was sich die Kollegen und Kolleginnen wünschen würden", erzählt der Schulleiter. Schließlich bekommt der ein oder andere Mitarbeiter des Landwirtschaftsamt eine neue Rolle zugeteilt, wenn das AELF Schwandorf mit Regensburg zusammengelegt wird.
Corona beeinflusst Umsetzung
Die Umsetzung der Reform laufe nach Plan - weitestgehend. "Natürlich spielt Corona auch eine gewisse Rolle", betont Mayer. Die Personalgespräche - nicht nur in Schwandorf, sondern auch bei anderen ÄELF - hätten sich dadurch durchaus verschoben und länger hingezogen. Waren die Pläne der Landwirtschaftsministerin von Anfang an zu ambitioniert? Das würde Mayer so nicht sagen. Es komme vielmehr auf den Blickwinkel an. "Rechnet man ab dem Beginn der Umsetzung, oder ab dem Datum, an dem alle Ämter fertig zusammengelegt sind?", verdeutlicht Mayer. Die offizielle Verschiebung sei in seinen Augen vielmehr eine Klarstellung, dass man bis zu diesem Datum fertig sein wolle. "Wir wussten von der Verschiebung auch schon länger", erklärt Mayer - und es sei für ihn und seine Kollegen keine Überraschung gewesen. Dass eine komplette Neuorganisation nicht so schnell geht, sei klar gewesen.
Ziele der Verwaltungsreform
- Landwirtschaft wieder in den "Mittelpunkt der Gesellschaft rücken"
- Ausbildung und Unterstützung für Landwirte flexibler gestalten
- Zukunftsthemen wie Klimawandel, Tierwohl, Ressourcenschutz, Biodiversität und Digitalisierung in den Fokus rücken
- Wege vereinfachen und reduzieren um Landwirte besser zu unterstützen
- 47 Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayern auf 32
- Zahl der Landwirtschaftsschulen auf 18 bayernweit reduzieren
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.