Neudorf/Luhe-Wildenau
17.04.2024 - 14:22 Uhr

Rohrbrüche zwischen Neuersdorf und Neudorf bereiten Gemeinde Kopfzerbrechen

In einer sehr gut besuchten Informationsveranstaltung geht Bürgermeister Sebastian Hartl detailliert auf die Probleme ein. Auch eine Kostenschätzung für die Sanierung der Trinkwasserleitung legt er vor.

Eine Vielzahl von Rohrbrüchen in der Hauptwasserleitung zwischen Neuersdorf und Neudorf sorgten für Unruhe in der Bevölkerung und gleichzeitig für Kopfzerbrechen bei Bürgermeister Sebastian Hartl sowie der Verwaltung des Markts Luhe-Wildenau. Der Rathauschef hatte daher am Dienstagabend zu einer Informationsveranstaltung ins Vereinszentrum Neudorf eingeladen. Den äußerst zahlreichen Besuch wertete er als Zeichen des großen Interesses an diesem Problem.

Hartl entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten und dankte auch für das Verständnis. Es sei einleuchtend, wenn wegen der Zahl der Rohrbrüche Missmut aufkomme. Deshalb solle der Abend die Möglichkeit geben, die Wasserversorgung in Neudorf darzustellen und auch zeigen, wie Rohrbrüche behoben werden. „Das Problem wird uns vermutlich noch einige Zeit beschäftigen.“ Anhand eines Luftbilds zeigte Hartl die bisherigen fünf Schadensstellen in der rund 2,3 Kilometer langen Leitung auf. Das Material der Leitung sei Asbest-Zement, kurz AZ genannt. Mit einer Planzeichnung informierte der Bürgermeister über den Verlauf der Leitung, die aus Neuersdorf kommend durch Neudorf in Richtung Gelpertsricht, von dort aus Richtung Neumaierhof über Forsthof und Schwanhof nach Oberwildenau führt. An dieser Hauptleitung gibt es in Neudorf eine Verbindung zum Wasserhaus unterhalb des Ortsteils und eine weitere Verbindung bei Oberwildenau.

Verhalten im Schadensfall

„Was tun wir bei einem Schadensereignis?“ Die Antwort auf seine auf der Leinwand sichtbare Frage gab das Marktoberhaupt mit klaren Worten. Wenn mehrere Bürgerinnen und Bürger einen Druckabfall im Leitungsnetz melden, würden unverzüglich der Bauhof, die Verwaltung und die Feuerwehr informiert. Denn werde eine Ortung der Leckage durchgeführt und die Hauptleitung „abgeschiebert“. Die Zusammenarbeit mit der Baufirma Kraus aus Mantel sei hervorragend, merkte Hartl an. Sobald konkrete Informationen vorliegen, werde die Bevölkerung über die Bürger-App, die Nina-Warn-App, den Whatsapp-Kanal des Bürgermeisters (aktuell 623 Nutzer) und mit Durchsagen der Feuerwehr informiert. Die Eilmeldung vom letzten Rohrbruch habe dank der Bürger-App innerhalb weniger Minuten 1584 Bürger aus Luhe-Wildenau erreicht, erklärte der Bürgermeister.

Von technischer Seite aus werde ein Notverbund mit der Wasserversorgung Luhe-Wildenau aufgebaut, die das „alte Dorf“ dann mit Trinkwasser versorgt. Trotz des Notverbunds können aber nicht alle Haushalte in Neudorf bei einem Rohrbruch mit Trinkwasser versorgt werden. Grund hierfür ist, dass die Wasserversorgung des Markts im Vergleich zur Steinwaldgruppe einen geringen Wasserdruck hat. Daher können die höher gelegenen Häuser, ab circa 450 Höhenmeter, im Notfall nicht versorgt werden. Auch aus Richtung Oberwildenau bremsen die physikalischen Grundsätze das Wasser spätestens ab der Steigung nach Gelpertsricht aus. Für die Anwesen, die nicht von diesem Notverbund profitieren können, wird Trink- und Brauchwasser bereitgestellt.

Dann beginne die eigentliche Reparatur, die laut Bürgermeister je nach Situation vor Ort relativ schnell durchgeführt wird. Probleme gibt es, wenn neben der Wasserleitung andere Leitungen wie Strom oder Gas verlaufen. Einen erheblichen Zeitaufwand bedarf es anschließend für die Wiederbefüllung und Entlüftung der Rohrleitung, um möglich Folgeschäden durch Druckstöße zu minimieren. Stolz merkte das Marktoberhaupt an, dass selbst am Ostersonntag ein Wasserrohrbruch schnell abgewickelt werden konnte. Die Kosten pro Schadensereignis bezifferte der Bürgermeister durchschnittlich auf 5000 bis 6000 Euro. „Am Ostersonntag sind die Kosten natürlich höher.“

650.000 Kosten für Sanierung

In aller Offenheit legte Hartl die erste Kostenschätzung für die Sanierung der Trinkwasserleitung vor. Demnach würde die Instandhaltung der betagten Leitung im sogenannten Inliner-Verfahren für die Länge von 2350 Meter rund 500.000 Euro kosten. Während der Bauzeit wird der Verlegung einer Ersatzleitung notwendig, die gemietet wird. Dafür müssten zusätzlich rund 150.000 Euro veranschlagt werden. An der Info-Veranstaltung nahm auch der Geschäftsleiter der Steinwald-Gruppe, Matthias Götz, teil. Er ist selbst betroffener Bewohner von Neudorf. Auf Frage aus dem Zuhörerkreis erklärte er, dass der Zweckverband für die Behebung der Rohrbrüche nicht zuständig sei, sondern dessen Verantwortlichkeit am Übergabeschacht in Neuersdorf endet. Ausdrücklich lobte der Geschäftsleiter das Informationsmanagement des Marktes Luhe-Wildenau, das es in der Form in keiner anderen Kommune gebe. Zur Einschränkung weiterer Rohrbrüche wurde jetzt der Druck in der Hauptleitung aus Neuersdorf kommend von 8,8 bar auf 7,8 bar reduziert.

Marktrat Günther Weiß räumte ein, „kein Schwarzer zu sein“, müsse aber dennoch Hartl für seine Informationen bei einem Rohrbruch den Dank auszusprechen. Der Rathauschef gab dieses Lob an das Bauhof-Team, die Baufirma Kraus und die Feuerwehr weiter. Zur finanziellen Belastung der Bürgerinnen und Bürger konnte Hartl noch keine konkreten Angaben machen. Hierzu fehlen noch konkrete Kosten, mögliche Zuschüsse und es muss durch den Marktrat festgelegt werden, ob die notwendigen Investitionen über die Verbrauchsgebühren oder über Verbesserungsbeiträge abgerechnet werden. „Wir haben aus den letzten Jahren einen Sanierungsstau in der Trinkwasserversorgung und bei der Abwasserentsorgung.“

 
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