"65 Jahre Zoiglbrauen und Ausschank" steht auf den Bierfilzeln, die auf das Jubiläumswochenende hinweisen. "Brauen und Schenken", wollte Punzmann zuerst schreiben. In der Zoiglregion ist jedem klar, was damit gemeint. "Aber die Fremden verstehen das nicht", sagt er. "Nicht dass die meinen, dass ich Bier und Brotzeiten herschenke." Am Text hat der Wirt gefeilt und auch bei der Grafik viele Feinheiten durchdacht. So ist am breiten Rand des Filzels genügend Platz, damit die Bedienungen dort die Zeche notieren und zusammenzählen können.
Internetpionier
Punzmann ist ein hervorragender Selbstvermarkter im doppelten und positiven Sinn. Schon zu einer Zeit, als der Zoiglboom noch in den Kinderschuhen steckte, füllten Busreisende seine Stube. Mehr als ein Jahr bevor Wikipedia ins Netz ging, gab es eine Internet Seite vom "Schoilmichl". Gerade erst hat er seine Online-Präsenz für Smartphones optimiert. "Die Jungen schauen doch vor allem ins Handy."
Als Zoigl-Marketing-Experte hat der Neuhauser, dessen Familie mindestens seit dem 30-Jährigen Krieg auf dem Hof ist, einen Eintrag in einem alten blauen Schulheft, dem Hopfenbuch der Neuhauser Kommunbrauer, gefunden. Daraus geht hervor, dass 1954 der Vater 18 Pfund Hopfen für einen Sud verwendet hat. Für den Sohn ist das ein Beleg, dass mindestens seit 65 Jahren in der Stube Zoigl ausgeschenkt wird. Ob das vor dem Krieg auch so war, weiß er nicht. "Da ist nichts mehr da oder es ist in deutscher Schrift geschrieben. Die kann ich nicht lesen."
In den 50er Jahren gab es noch keine Zoiglkalender. Geschenkt wurde solange, bis das Bier leer war. Einmal wollte sich ein Gast absolut nicht damit abfinden, erinnert sich der Wirt. Schließlich war es erst gegen halb neun Uhr am Abend, als kein Schluck mehr aus dem Fass kam. "Der hat das Schüsserl genommen und das Tropfbier ausgetrunken."
Arbeiter von der Glas- und der Porzellanfabrik haben sich in diesen Zeiten mit den Brotzeiten nach der Schicht gestärkt. Wenn es endlich wieder soweit war, dass der Zoigl floss, ging es hoch her. Zum Anzapfen kamen Prominente wie im April 1972 der Landtagsabgeordnete Hans Lukas aus Döltsch, der dafür einen Banzen, also ein großes Fass, Freibier stiftete. Im Jahr zuvor hatte Otto Punzmann den Betrieb an Sohn Manfred übergeben. Die Männer - Frauen gingen damals nahezu nicht zum Zoigl - saßen noch rund um den Kachelofen im Wohnzimmer an der Straße.
Musik und Unterhaltung
Der Umbau des Stalls zum Gewölbekeller erfolgte erst vor 25 Jahren. Und damit hat Punzmann den zweiten Anlass, von Freitag bis Montag, 24. bis 27. Mai, mit seine Gästen zu feiern. Dass Sambatänzerinnen auftreten werden, glaubt der Wirt nicht. Die hatten vor Jahren beim Geburtstag seines Schulfreundes Rigobert Unger in der Zoiglstube für Wirbel gesorgt, sagt Punzmann und reibt sich das Kinn. Den Unterhaltungspart könnte diesmal vielleicht eine Frauenclique aus Erbendorf übernehmen. Zumindest hofft er das. Mit ihnen ist der Wirt freundschaftlich verbunden, Bei einer früheren Feier hatten sie einmal eine ironische Zoiglmesse aufgeführt.
Punzmann hofft, dass seine langjährige Mitarbeiter Anni Sandner mit ihrem Akkordeon vorbeischaut. Außerdem will er das Wochenende nutzen, Resi aus Mitterteich und einer weiteren Helferin für mindestens 25 Jahre zu danken, die sie ihn bereits unterstützen.
Sorgen bereitet dem 75-Jährigen die Nachfolge. Eine Entscheidung zwischen Tochter Bernadette und Sohn Markus ist schwer für den Witwer. 2002 musste er innerhalb kurzer Zeit den Tod von Ehefrau Lia und Tochter Nicole verkraften.
Als Schankstelle für den Biergarten und als Erkennungszeichen der Zoiglstube steht vor dem Eingang zum "Schoilmichl"-Zoiglkeller ein großes Holzfass. "Ich glaube das Fassl wird bald leer. Hinten ist ein Fenster. Schau, was noch drin ist!" Einmal immerhin schaffte es der stets verschmitzt lächelnde Wirt Manfred Punzmann, seinen Schwager Dietmar damit einmal hinters Licht zu führen. "Der hat geschimpft", erinnert er sich an die Reaktion. (ui)



















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