Neunburg vorm Wald
10.12.2018 - 16:35 Uhr

Wenn Hass und Gier verfliegen

„Weihnachten hält die Leute vom Arbeiten ab. Es ist ein Tag, an dem du nicht reicher wirst.“ Den Standpunkt vertritt Ebenezer Scrooge, bis er von drei Geistern heimgesucht wird. Die Aufführung des Ovigo-Ensembles wird mit Beifall belohnt.

Mit dem Stück "Scrooge" erzählt das Ovigo-Theaterensemble die Wandlung des Weihnachtshassers Ebenezer Scrooge (Bernhard Zellner, links). Weitere Mitwirkende in dieser Bearbeitung des Dickens-Klassikers sind unter anderem (von links) André Gießübl (Angestellter Cratchit), Paula Klepser (Cratchits Ehefrau) und Annika Gitter (Emma). Bild: weu
Mit dem Stück "Scrooge" erzählt das Ovigo-Theaterensemble die Wandlung des Weihnachtshassers Ebenezer Scrooge (Bernhard Zellner, links). Weitere Mitwirkende in dieser Bearbeitung des Dickens-Klassikers sind unter anderem (von links) André Gießübl (Angestellter Cratchit), Paula Klepser (Cratchits Ehefrau) und Annika Gitter (Emma).

Michael Zanner, der für das Stück "Scrooge" ("A Christmas Carol") zusammen mit Maria Oberleitner die Regie übernommen und das Stück in eine eigene Bühnenfassung gebracht hat, drückte seine Freude über den guten Besuch in der Schwarzachtalhalle aus. Die Urfassung des Stücks über den Weihnachtshasser, den kaltherzigen und geizigen Geschäftsmann, die im Dezember 1843 durch Charles Dickens veröffentlicht wurde, habe "nichts an Aktualität verloren", so Zanner.

"Ich hasse Weihnachtsmusik, dieses säuselnde, emotionale Gedudle", schimpft Ebenezer Scrooge, grandios dargestellt von Bernhard Zellner, zu seinem Angestellten Bob Cratchit, den die Schauspieler-Entdeckung André Gießübl lebendig und authentisch auf die Bühne bringt. „Die Leute lassen sich ablenken, anstatt zu arbeiten“, so der Geizhals. Getreu seinem Motto: „Die Leute werden immer verschwenderischer, Sparen fängt beim Kleinsten an“, muss der Angestellte in einem kalten Zimmer arbeiten und jedes Blatt Papier bis auf den letzten freien Fleck vollschreiben. Ständig wird ihm mit Kündigung gedroht.

Neffe Fred, gespielt von Ludwig Koller, der in drei Rollen seine Vielseitigkeit beweist, lädt Scrooge zum Weihnachtsessen ein, zu einem Fest, „an dem die Menschen ihre Herzen öffnen“. Nicht so Mr. Scrooge: „Eher wird die Hölle einfrieren.“ In der Weihnachtsnacht erscheint dem Geizhals im Schlaf der grausige Geist seiner verstorbenen Geschäftspartnerin Abigail Marley - mit einem fulminanten, schaurigen und kettenrasselnden Auftritt. Sie kündigt das Kommen von drei Geistern an. Marley-Darstellerin Christina Götz spielt die Figur sehr treffend und leidenschaftlich.

Der erste Geist, der Geist der vergangenen Weihnacht, unwahrscheinlich schwungvoll und humorvoll von Sarah Ebnet gespielt, zeigt dem Alten Szenen aus seinem früheren Leben, als er seine große Liebe Belle (Lisamarie Berger) wegen seiner Gier nach Geld verliert. Allmählich dämmert ihm die Sinnlosigkeit seines bisherigen Lebens. Mit verschiedenen Lichteffekten und einem dramaturgischen Gag erscheint als Geist der gegenwärtigen Weihnacht ein Schrank, der sich bewegen und sprechen kann (Stimme: Lisa Freiberger). Er zeigt dem alten Mann das ärmliche Leben seines Angestellten und dessen Frau, hinreißend gespielt von Paula Klepser, sowie dem Problem mit deren todkranker Tochter Emma. Dramatisch wird das Erscheinen des dritten Geistes, dem Geist der zukünftigen Weihnacht, der Scrooge, ohne ein Wort zu sprechen, seine eigene Beerdigung und den Tod von Emma vor Augen führt. Die zehnjährige Annika Gitter, die in diesem Stück drei Rollen zu bewältigen hat, stellt Emma authentisch und rührend dar.

Geschockt wacht Scrooge schließlich auf und schreit: „Nein, so möchte ich nicht enden“ und erhält eine weitere Chance. Werte wie Liebe, Geborgenheit und Mitgefühl treten nun in sein Leben. Er rettet die kleine Emma und feiert mit allen Weihnacht. Die kleine Emma bringt es auf den Punkt. „Das wird das schönste Weihnachtsfest aller Zeiten!“ Mit lang anhaltendem Applaus würdigten die Zuschauer die grandiose Glanzleistung aller Schauspieler.

Ebenezer Scrooge (Bernhard Zellner) bekommt Besuch von seiner verstorbenen Geschäftspartnerin Abigail Marley (Christina Götz), die ihm das Kommen von drei Geistern voraussagt. Bild: weu
Ebenezer Scrooge (Bernhard Zellner) bekommt Besuch von seiner verstorbenen Geschäftspartnerin Abigail Marley (Christina Götz), die ihm das Kommen von drei Geistern voraussagt.
Weitere Aufführungen:

22. Dezember, 20 Uhr/ 23. Dezember, 19 Uhr - jeweils Landgraf-Ulrich-Schule in Pfreimd. (weu)

 
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