Dringend gesucht: Fachkräfte mit Migrationshintergrund. Die Hürden bei der Integration liegen allerdings nicht immer in den gesetzlichen Vorgaben. Das machten am Donnerstag beim Bayerischen Fachkräfte-Forum in Neunburg unter anderem Bürgermeister Martin Birner, Innenminister Joachim Hermann und Integrationsbeauftragte Elke Reinhart deutlich. „Wesentlich ist bei der Integration auch das Zusammenspiel in der Gemeinde“, meinte Birner bei der Podiumsdiskussion mit Vertretern von Unternehmen aus dem Landkreis: „Das kann eine Behörde nicht diktieren.“ Allein in Neunburg mit seinen 8800 Einwohnern leben laut Birner Menschen aus 53 Nationen. „Da brauchen wir Leute, die Begegnungen schaffen, das Geld dafür ist gut angelegt“, so der Rathaus-Chef.
„Ausländerbehörde und Arbeitgeber können da nicht alles leisten“, bestätigte auch der Innenminister und verwies auf das Rathaus als wichtige Anlaufstelle. Er warnte bei dieser Gelegenheit davor, die Integrationsdebatte auf Flüchtlinge zu verengen. Es gehe dabei auch um EU-Bürger, die beispielsweise aus Bulgarien kommen und in Bayern regulär arbeiten dürfen.
Eine weitere Hürde sehen Arbeitgeber im Landkreis in der Verkehrsanbindung. Das betrifft nicht nur den Arbeitsplatz, sondern auch Sprachkurse. „Die Sprache ist das A und O“, so die Erfahrung von Elke Reinhart, die im Landkreis Deutschkurse für Mütter initiiert hat– Kinderbetreuung inklusive.
„Wir kümmern uns um 90 Mütter und 230 Kinder“, berichtete sie im Forum. „Diese Kinder sind die Auszubildenden der Zukunft.“ Es sollte die Möglichkeit geben, „flächendeckend in jedem Kaff deutsch zu lernen“, so die Forderung der Integrationsbeauftragten, die Bürgermeister Birner als „Wunderwaffe“ in diesem Aufgabenfeld bezeichnete.
Dass es mit Hochdeutsch allein nicht getan ist, deutete der Personalleiter der Neunburger Firma FEE, Udo Starck, an: Trilingual würden die Mitarbeiter dort ausgebildet, wenn sie neben der Hoch- auch noch die Umgangssprache und das Oberpfälzische erlernen müssten.
Aus dem Kreis der Teilnehmer kam in Sachen Integration noch eine wichtige Anregung: Betroffene einbinden, die den Weg zum integrierten Bürger schon hinter sich haben.
Es geht auch ohne Bahnhof
Die Verhältnisse bei der Verkehrsanbindung auf dem Land unterschätzen auch die Arbeitskräfte aus dem Ausland. "Ich brauche keinen Bahnhof", meinte vor einiger Zeit ein Interessent, der sich bei Personalleiter Udo Starck von der Neunburger Firma FEE um einen Job bewerben wollte und fügte hinzu: "Ich kann auch die S-Bahn nehmen."
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