Neunburg vorm Wald
28.03.2025 - 12:26 Uhr

"Später Besuch" beeindruckt in der evangelischen Versöhnungskirche in Neunburg

Ein ungewöhnliches Erinnern an den "evangelischen Heiligen" Dietrich Bonhoeffer gelingt Schriftsteller Bernhard Setzwein. Mit seinem Schauspiel "Später Besuch" setzt er nicht nur Bonhoeffer ein Denkmal. Die Zuschauer sind begeistert.

Stefan Voith (links) und Autor Bernhard Setzwein bei der szenischen Lesung in der evangelischen Versöhnungskirche in Neunburg vorm Wald. Im Hintergrund sieht man Fotos von Dietrich Bonhoeffer (oben) und Josef Müller, genannt "Ochsensepp", dem Gründer der CSU. Bild: Thomas Dobler
Stefan Voith (links) und Autor Bernhard Setzwein bei der szenischen Lesung in der evangelischen Versöhnungskirche in Neunburg vorm Wald. Im Hintergrund sieht man Fotos von Dietrich Bonhoeffer (oben) und Josef Müller, genannt "Ochsensepp", dem Gründer der CSU.

Es war ein denkwürdiger Abend in der evangelischen Versöhnungskirche in Neunburg vorm Wald: Der Waldmünchner Schriftsteller Bernhard Setzwein und der Weidener Kulturjournalist Stefan Voit brachten mit ihrer szenischen Lesung des Theaterstücks „Später Besuch. Dietrich Bonhoeffer redivivus“ von Setzwein ein Stück Zeitgeschichte auf die Bühne. Ihr Auftritt war die einzige Station im Landkreis Schwandorf auf ihrer aktuellen Lese-Tournee.

Das vom Evangelischen Bildungswerk organisierte Gastspiel führte tief in die deutsche Vergangenheit: Die Handlung des Stücks thematisiert das letzte Jahr des Theologen Dietrich Bonhoeffer, der wegen seines Widerstands gegen das NS-Regime am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet wurde. In einem imaginären Gespräch erscheint Bonhoeffer posthum dem Politiker Josef Müller, genannt "Ochsensepp", mit dem er 1945 in den letzten Kriegsmonaten gemeinsam interniert war.

Dem Tod Bonhoeffers vorausgegangen waren chaotische Tage und Stunden, in denen er von Berlin aus mit anderen prominenten Häftlingen auf einen Gefangenentransport Richtung „Alpenfestung“ geschickt worden war. Unter ihnen der spätere CSU-Mitbegründer Josef Müller, genannt „Ochsensepp“. Bis in die allerletzten Stunden blieben die beiden zusammen. Ja, in Flossenbürg kam es sogar zu einer fatalen Verwechslung. Beinahe hätte man an Stelle von Bonhoeffer Müller hingerichtet.

In einem intensiven Dialog beleuchten die beiden Figuren das Geschehene aus unterschiedlichen Blickwinkeln und stellen fundamentale Fragen zu Moral, Verantwortung und menschlichem Handeln.

Pfarrer Gerhard Beck erinnerte eingangs daran, dass die Versöhnungskirche vor 60 Jahren fast den Namen "Bonhoeffer-Kirche" erhalten hätte. Diese Anekdote verlieh dem Abend eine besondere Note, zumal 2025 der 80. Todestag Bonhoeffers begangen wird.

Bernhard Setzwein und Stefan Voit verstanden es meisterhaft, die historischen Figuren zum Leben zu erwecken. Voit gab den bodenständigen, pragmatischen Müller, während Setzwein den tiefgründigen, reflektierenden Bonhoeffer verkörperte. Das Zusammenspiel der beiden Akteure, gepaart mit der eindringlichen Sprache des Stücks, zog das Publikum in seinen Bann. Die Beklemmung und existenzielle Tiefe der Dialoge waren spürbar und ließen niemanden unberührt.

In der Nachbetrachtung würdigte das zahlreich gekommene Publikum nicht nur die darstellerische Leistung der beiden Künstler, sondern auch die kluge Dramaturgie der Strichfassung. Setzwein und Voit haben das umfangreiche Theaterstück für die szenische Lesung gekonnt verdichtet, ohne die wesentlichen Fragen des Originals zu verlieren.

Mit dieser außergewöhnlichen Darbietung ist es den Künstlern gelungen, Geschichte lebendig zu machen und zum Nachdenken anzuregen. Ein beeindruckender Abend, der lange nachwirken dürfte. Intensiver Applaus belohnte die Vortragenden. Weitere Termine sind unter anderem in Waldmünchen (6. April, 18 Uhr, Bürgertreff) und in Weiden (30. April, 19 Uhr, EBW).

 
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