Von Tunis über Paris nach Neunburg vorm Wald: Das sind nur drei von über 20 Stationen einer Wolkenreise, die die ganze Welt umspannt. In einem Video hat sie die Neunburger Künstlerin Miriam Ferstl mit Überblendungen zusammengefügt. Sie will zeigen, was die Menschen aller Länder während der Corona-Pandemie derzeit eint: eine Welt, in der der Bewegungsradius auf ein Minimum geschrumpft ist. "Das Verrückte ist, dass es uns momentan allen gleich ergeht, in allen Ländern, in allen Erdteilen", berichtet die Künstlerin, die ein internationales Netzwerk mit Freunden und Kollegen nutzt, um sich in die Lüfte zu schwingen, wenn kein Flugzeug mehr zu kriegen ist.
"Show me your Sky...", also "Zeig mir deinen Himmel" heißt die Videoarbeit, "it may belong to both of us then" ("er möge dann uns beiden gehören") titelt die Videoarbeit, die über 20 Länder auf allen Kontinenten vereint. "Dafür bat ich Freunde aus aller Welt, mir kurze Videos des Himmels zu schicken, auf den sie während der Ausgangssperre aus ihren Lockdown-Orten sehen konnten", berichtet Ferstl.
"Der Blick in den Himmel war und ist in dieser Zeit für viele Menschen die einzig mögliche Naturerfahrung und gleichzeitig mehr denn je eine Erfahrung von Freiheit", davon ist die 33-Jährige überzeugt. Interessiert hat sie dabei auch das Verbindende durch den Blick nach oben in einer Zeit, in der Grenzschließungen jeden direkten Kontakt blockieren. In dieser Arbeit werde sozusagen ein Netz über die Welt gespannt, das Menschen verbindet - "trotz der Tatsache, dass Flüge in deren Länder derzeit nicht möglich sind".
Keine Fototour
Eigentlich sollte auch die Künstlerin, die derzeit in München studiert, weit weg sein: Sie hatte eine Fototour in Kroatien geplant, wollte eigentlich in Nantesbuch für eine gleichnamige Stiftung als Teil einer Ausstellungen Führungen durch eine Moorlandschaft anbieten. Diese Pläne mussten einstweilen verschoben werden. Für die Stiftung Nantesbuch ist nun auch im Rahmen der Aktion "Arts for Spring" die jüngste Videoarbeit Ferstls entstanden, die bei genauerem Hinsehen eine Besonderheit aufweist.
Von Leere und Hoffnung
"Der Himmel gehört wieder sich selbst", formuliert die Künstlerin den Umstand, dass sich weltweit am Horizont kaum Flugzeuge blicken lassen und somit auch kaum Spuren menschlichen Einwirkens. Gleichzeitig ist er aber auch Projektionsfläche für die Hoffnung auf ein Wiedersehen und ein Symbol der Gleichheit: "Es geht um etwas, das uns alle verbindet", stellt Ferstl klar. "Das zeigt Corona ja auch besonders gut: dass wir alle im selben Boot sitzen."
Im Video verschmelzen die Himmel so verschiedener Orte wie San Diego (USA), Amman in Jordanien oder Vilnius in Litauen miteinander und geben nach Ansicht der Künstlerin "durch ihre stetig wechselnde Gestalt Ausblick darauf, dass diese Situation sich wieder wandeln wird und wir trotz aller Sperren verbunden sind". Und ein wenig gibt die Sammlung so vieler Himmel auch Hoffnung auf ein Wiedersehen nach Corona.
Stiftung Nantesbuch
Die Stiftung Nantesbuch wurde 2012 von der Unternehmerin Susanne Klatten gegründet. Im selben Jahr erwarb die Stiftung Nantesbuch das Gelände mit den beiden ehemaligen Gütern Nantesbuch und Karpfsee bei Bad Heilbrunn. 2017 startete dort ein Veranstaltungsprogramm zu den Themen Kunst und Natur. Nach den Vorgaben der Stiftung soll hier ein Ort entstehen, an dem sich Natur und Kunst, Veranstaltungen, Bildungsangebote und kreatives Tun miteinander verbinden. Unter www.stiftung-nantesbuch.de findet sich auch das Video von Miriam Ferstl, außerdem auf der Website: www.miriamferstl.com oder direkt bei Youtube.
Der Blick in den Himmel war und ist in dieser Zeit für viele Menschen die einzig mögliche Naturerfahrung und gleichzeitig mehr denn je eine Erfahrung von Freiheit
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