Dieses Jahr ist alles anders zur Konfirmation in Neunkirchen. Sie findet am Sonntag, 27. April, nicht wie gewohnt in der evangelischen St.-Dionysius-Kirche statt, sondern erstmals in der gleichnamigen katholischen Kirche ganz in der Nähe. Der Grund dafür ist einfach: Platzmangel. „Aufgrund der Anzahl der Konfirmandinnen und Konfirmanden und ihrer eingeladenen Gäste wird der Konfirmationsgottesdienst in der katholischen Kirche gefeiert! So können alle geladenen Gäste wie auch die Gemeinde mitfeiern“, heißt es im Gemeindebrief der evangelischen Kirche. Der Gottesdienst beginnt um 9.30 Uhr.
Eigentlich fände um 9 Uhr die Sonntagsmesse der katholischen Gemeinde in ihrer Kirche statt. Um sicherzustellen, dass das trotz der Konfirmation so bleiben könne, würden die Kirchen getauscht. Während die evangelische Gemeinde die Konfirmation in der katholischen Kirche feiert, begehen die katholischen Gläubigen ihre Sonntagsmesse in der evangelischen Kirche. Ein ökumenischer Kirchentausch.
Geschwisterliche Hilfe
Für den katholischen Pfarrer Thomas Kohlhepp ist es eine Form der Nachbarschaftshilfe: „Wir helfen der evangelischen Gemeinde geschwisterlich.“ Pfarrer Andreas Ruhs hat seinen Kollegen Kohlhepp angesprochen, ob die Konfirmation dieses Jahr in seiner Kirche stattfinden dürfe. „Unsere Kirche ist um einiges größer als die evangelische, wir haben 350 Sitzplätze“, erklärt Kohlhepp. In der evangelischen Kirche finden 170 Menschen Platz. Er habe keine Bedenken gehabt, der Bitte seines Kollegen nachzukommen. „Spontan ist uns dann im Gespräch die Idee gekommen, dass wir unsere Kirchen einfach tauschen könnten“, sagt der Geistliche.
Bei dem Kirchentausch in Neunkirchen handelt es sich vermutlich um ein Novum. Pfarrer Kohlhepp ist ein solcher Fall nicht bekannt. "Während Corona fanden Beerdigungen in unserer Kirche statt - wegen der Abstandsregeln. Getauscht wurden die Kirchen da aber nicht." Dem evangelisch-lutherischen Dekanat sind auch keine weiteren solcher Fälle bekannt.
Thomas Kohlhepp berichtet: "Aus der katholischen Gemeinde in Neunkirchen gab es nur positive Reaktionen auf den Kirchentausch." Für genauere Informationen von evangelischer Seite war Pfarrer Ruhs für Oberpfalz-Medien nicht erreichbar.
Lange Simultankirche
In dem Ortsteil von Weiden wird jede Gemeinde am Sonntag einen Gottesdienst nach ihren Riten und Vorgaben feiern, allerdings in der jeweils anderen Kirche. Es handelt sich dabei nicht um ökumenische Gottesdienste, die von Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche gemeinsam abgehalten werden. Auch wenn solche Gottesdienste schon öfter in Neunkirchen stattfanden, ist das beim Kirchentausch nicht der Fall.
In der Vergangenheit hat die heutige evangelische St.-Dionysius-Kirche aber schon viele katholische Messen gesehen. Sie war lange Zeit Simultankirche. Das bedeutet, dass in ihr sowohl Gottesdienste von evangelischen als auch katholischen Gemeinden abgehalten wurden. Erst seit 1912 ist die Kirche rein evangelisch, eine neue katholische Kirche wurde zu der Zeit gebaut.
Ungewohnter Ablauf
Wie wird also der Sonntag für die Katholiken ablaufen? „Wir treffen uns in unserer Sakristei und ziehen uns dort um“, sagt Kohlhepp. Dann muss jeder etwas aus der Kirche mitnehmen und ins evangelische Gotteshaus ein paar Straßen weiter tragen. Der Grund dafür ist, dass die Kirchen anders ausgestattet sind. Die Gottesdienste laufen unterschiedlich ab und benötigen verschiedene Gegenstände. „Wir müssen alles für unsere Sonntagsmesse mitnehmen. Zum Beispiel die Messgewänder, den Kelch oder die Hostien“, betont der katholische Geistliche.
Wenn die Feierlichkeiten dann beendet sind, geht die Wanderung zurück in die Sakristei der katholischen Kirche. Gewänder, Kelche und Co. müssen wieder an ihren ursprünglichen Ort. „Wir müssen dann aber leise sein, wenn wir zurückkommen, erzählt Pfarrer Kohlhepp. "Die Konfirmation läuft da immer noch."
Die beiden St.-Dionysius-Kirchen in Neunkirchen
- Evangelisch:
- Anfänge der Kirche werden im 10. oder 11. Jahrhundert vermutet, gilt als Urpfarrei von Weiden
- Von 1663 bis 1912 Simultankirche
- 1914 größere Renovierungsarbeiten, dabei entstand unter anderem der heutige Altar
- Katholisch:
- Baubeginn 1910, Umzug 1911
- Weihe der Kirche wegen des Ersten Weltkrieges und der nachfolgenden politischen Verhältnisse am 1. Mai 1932
- Im Laufe der Zeit immer wieder Renovierungen, die letzte erfolge 1990 mit der Renovierung des Marienbildes über dem Hochaltar
Quelle: neunkirchen-mantel-evangelisch.de und pfarrei-neunkirchen.de
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