Ein weiteres Gebäude entsteht im Freilandmuseum Oberpfalz in Neusath bei Nabburg – doch dieses Mal ist es kein historisches Gebäude, das anderswo abgetragen und hier wieder aufgebaut wird. Mit dem Lernhof Köstlerwenzel kommt ein Neubau in das Museum. Moderne verbindet sich hier mit Tradition.
Am Freitag gab es im Museum daher gleich zwei Gründe zu Feiern: die Saisoneröffnung sowie den Spatenstich des Köstlerwenzelhofs. Das neue Gebäude vervollständigt einen Vierseithof aus Bad Neualbenreuth, der bisher nur drei Seiten hatte. Das Haupthaus des Gehöfts sei einst abgebrannt, erklärt Museumsleiter Dr. Tobias Hammerl. Schon lange habe man mit dem Gedanken gespielt, den Hof zu vervollständigen, zum Beispiel mit einer Rekonstruktion des Originalhauses.
Traditionell und doch barrierefrei
Stattdessen soll hier nun ein museumspädagogischer Raum entstehen. "Bisher haben wir einen solchen nur in einem anderen Gebäude im ersten Stock", so Hammerl. Schwer zu erreichen und vor allem nicht barrierefrei. Daher soll das neue Gebäude nun zwei Dinge vereinen: Die Optik muss zum alten Hof passen, der Innenraum soll aber gleichzeitig modernen Anforderungen entsprechen. So können hier künftig Seminarräume und auch Gruppenübernachtungsmöglichkeiten etwa für Schulklassen entstehen. Bezirkstagspräsident Franz Löffler nannte es bei seinem Grußwort zur Eröffnung einen "kreativen Anspruch, traditionelle Oberpfälzer Architektur und Moderne in Einklang zu bringen".
Schnell zeigte sich aber schon die erste Hürde beim Projekt: Horrende Kosten wären da zusammengekommen, schildert Hammerl. "Es muss doch möglich sein, selber ein Gebäude zu errichten", habe er sich da gedacht. Maurer, Schreiner, Zimmerer, Elektriker – sämtliche Handwerksberufe sind im Freilandmuseum vertreten. Und einfach soll es sein, ohne Schnickschnack. Das Holz kommt aus dem museumseigenen Wald, alleine das habe einen hohen fünfstelligen Betrag gespart, schätzt Tobias Hammerl. "Auch Kultureinrichtungen sind zur Nachhaltigkeit verpflichtet", findet er. Statt einer durchgehenden Bodenplatte wird zum Beispiel nur punktuell betoniert. "Vielleicht kommt auch der ein oder andere Besucher und lässt sich von diesem Ansatz, zu bauen, anregen. Es geht auch anders." Freilich dauert es mit viel Eigenarbeit eben länger. "Dann werden wir halt erst 2025 fertig."
"Wandel der Kultur"
Die Arbeiten erledigen die Mitarbeiter des Freilandmuseums und die Studenten des ausführenden Architekten Max Otto Zitzelsberger. Auch Besucher sollen sich in Workshops beteiligen können, denn: Früher habe auch der Zimmerer den Dachstuhl abgebunden und vorbereitet, beim Aufstellen habe aber quasi das ganze Dorf mitgeholfen, sagt Hammerl. Mit Zitzelsberger hat er offenbar den richtigen Architekten für das Projekt gefunden. "Früher war nicht alles besser, aber die Leute waren schon gescheit", sagt der. Dass bestimmte Dachneigungen und Proportionen sinnvoll sind etwa oder wie man ein Haus am besten ausrichtet, wusste man damals. Dass im Freilandmuseum in Zeiten der Globalisierung so sehr auf Nachhaltigkeit und Regionalität gesetzt wird, findet er ebenso gut. "Es freut mich, dass das Museum nicht nur Vergangenes dokumentiert und konserviert, sondern auch den Wandel der Kultur zeigt." Hier hake der Köstlerwenzelhof ein.
Auch Landrat Thomas Ebeling, zugleich Vorsitzender des Naturparks Oberpfälzer Wald, sowie der Vorsitzende des Naturparkverbands Bayern Heinrich Schmidt und Armin Schärtl, Vorsitzender des Vereins Oberpfälzisches Bauernmuseum, freuten sich über den Neustart. Wie Tobias Hammerl betonte, sei es seine erste Saisoneröffnung, seit er als Leiter für das Museum arbeitet – die letzten zwei Jahre fiel die Eröffnung wegen Corona flach. Dafür gebe nun "ein umfangreicheres Programm als je zuvor".
Seit Beginn der Pandemie hat sich auch einiges geändert im Freilandmuseum: Zwei neue Objekte sind inzwischen aufgebaut, eine Viehwaage aus Weiden und ein Stadel aus Frotzersricht. Demnächst kommt noch ein Gebäude aus Tiefenbach dazu.
Freilandmuseum Oberpfalz
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr, Montag geschlossen (außer an Feiertagen)
- Ausstellung: derzeit "Naturparke in Bayern" des Naturparkverbands Bayern
- Saison: März bis November
- Corona-Regeln: 3G-Regel für Besucher sowie FFP2-Maskenpflicht in Gebäuden
"Es muss doch möglich sein, selber ein Gebäude zu errichten."
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.