Neustadt am Kulm
09.09.2019 - 12:55 Uhr

Dreieinigkeitskirche im Wandel der Zeit

Zum "Tag des offenen Denkmals" luden der Förderverein Rauher Kulm und die evangelische Kirchengemeinde in die Dreieinigkeitskirche ein. Bei drei Führungen berichtete Vereinsvorsitzende Käthe Pühl über die Geschichte des Gotteshauses.

Käthe Pühl (Dritte von rechts) führt drei Gruppen beim "Tags des offenen Denkmals" durch die Neustädter Stadtkirche. Bild: ow
Käthe Pühl (Dritte von rechts) führt drei Gruppen beim "Tags des offenen Denkmals" durch die Neustädter Stadtkirche.

Diese Geschichte ist eng mit der Historie der Stadt Neustadt verbunden. Vor zirka 1000 Jahren gab es auf den beiden Kulmen jeweils eine Burg. Bekannte Ansiedlungen im Umkreis waren Filchendorf und Mockersdorf. Letztere war mit einer Kirche und einem Friedhof auch das religiöse Zentrum. 1370 erhielten die damaligen Landesherren, die Burggrafen von Nürnberg, die Erlaubnis von Kaiser Karl IV., zwischen den Kulmen eine Stadt an diesem wichtigen Handelsweg nach Osten zu gründen. Um genügend wehrhafte Männer in der neuen Stadt zu haben, wurden die Bewohner aus den umliegenden Dörfern umgesiedelt. Das erklärt, warum heute noch die Neustädter Gemarkung bis in den Ort von Mockersdorf reicht.

Eine neue Stadt war damals ohne Kirche nicht denkbar. Deshalb war man von der Idee einiger Karmelitermönche begeistert, in Neustadt ein Kloster zu bauen. Durch Stiftungen wurde der Besitz des Klosters noch vergrößert. Vor 590 Jahren, am 7. Mai 1413, genehmigte Papst Johannes XXII. den Bau des Klosters. Die Klosteranlage zog sich vom jetzigen Schulhaus bis zum Pfarrhaus hin.

Die Kirche wurde ursprünglich im gotischen Baustiel erbaut. Davon übrig geblieben sind nur noch der untere Teil des Turmes, der Chorraum und die Sakristei. In dieser zeigte Pühl das typische gotische Spitzbogengewölbe. Die Sakristei verbirgt auch einen kleinen Schatz. Dort befindet sich eine holzgeschnitzte Marienfigur aus der Gründungszeit des Klosters.

1527 wurde das Amt Rauher Kulm evangelisch und die Karmelitermönche wurden vertrieben. 1531 brannte die Kirche mit der halben Stadt ab. 1554 wurden die Burgen auf den beiden Kulmen geschleift. 1633 im 30-jährigen Krieg wurde auch das Kloster in Asche gelegt. Der Wiederaufbau der Kirche und die Barockisierung erfolgte erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Der Deckenstuck und die Kanzel wurden von Tessiner Meistern geschaffen. 1768 stellte man die herrlichen Deckengemälde fertig. Später wurden dem Zeitgeist entsprechend verschiedene Gemälde und Verzierungen übertüncht. Ein evangelisches Gotteshaus sollte schlicht sein, war die vorherrschende Meinung.

Die Orgel auf der Empore stammt aus dem Jahre 1895. Die damals ausgebaute alte Barockorgel wurde in die Friedhofskirche eingebaut und ist heute ein Kleinod, da alle Teile noch im Originalzustand sind.

1981 wurde das Gotteshaus renoviert und in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Der Fußboden bekam, wie früher vorhanden, Sandsteinplatten. Im Chorraum befanden sich im Boden eingelassene Grabplatten. Diese wurden wegen der Abnutzung beim Betreten bei der Renovierung im Altarraum in die Wand eingelassen und die Gräber mit Betonplatten verschlossen.

Hinter dem Altar zeigte Pühl das Grabmal eines ehemaligen Abtes des Kloster Speinshart. Sie hatte auch die Geschichte parat, wie das Grabmal eines katholischen Geistlichen in die evangelische Kirche gelangte. Der ehemalige Abt Georg von Gleißenthal wechselte im Jahre 1545 zum evangelischen Glauben. 1580 verstarb er in Speinshart. Zunächst wurde sein Grabmal in der Speinsharter Klosterkirche aufgestellt. Später wurde der Grabstein des Abtrünnigen im Brauereigebäude vermauert. 1880 fand man diesen beim Abbruch der Brauerei wieder. Damals entschieden die Verantwortlichen, dieses Grabmal aus rotem Marmor in die evangelische Stadtkirche von Neustadt am Kulm zu überführen.

Wie kommt die Grabplatte eines ehemaligen Abtes des Klosters Speinshart in die evangelische Stadtkirche von Neustadt am Kulm? Bei einer Führung anlässlich des "Tag des offenen Denkmals" lüftet die Vorsitzende des Fördervereins Rauher Kulm, Käthe Pühl, dieses Geheimnis. Bild: ow
Wie kommt die Grabplatte eines ehemaligen Abtes des Klosters Speinshart in die evangelische Stadtkirche von Neustadt am Kulm? Bei einer Führung anlässlich des "Tag des offenen Denkmals" lüftet die Vorsitzende des Fördervereins Rauher Kulm, Käthe Pühl, dieses Geheimnis.
 
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