Es ist vorbei: Der SPD Ortsverein Neustadt am Kulm wird an den Eschenbacher Ortsverein angegliedert. Die bisherige Vorsitzende Silvia Szydlik bedauert diesen Schritt, aber kein Mitglied ist bereit als neuer Vorsitzender anzutreten.
ONETZ: Guten Tag Frau Szydlik. In Neustadt am Kulm wird es nun keinen SPD-Ortsverein mehr geben. Woran ist die Suche nach einem neuen Vorsitzenden denn gescheitert?
Silvia Szydlik: Kein Mitglied hat Lust oder Zeit diese Position zu übernehmen. Ich habe es acht Jahre lang gemacht. Aufgrund meiner Arbeitszeiten ist es aber nicht möglich, dass ich weitermache. Auch mein Mann, der bisher Kassier war, kann wegen seiner Arbeit diesen Posten nicht besetzen. Wir zwar auch einige junge Leute dabei, doch auch die haben keine Zeit. Bei vielen fehlt auch das Interesse. Ich hatte bis zuletzt aber die Hoffnung, dass sich jemand meldet.
ONETZ: Sie waren nun acht Jahre lang Vorsitzende. Ihre Familie war immer in der Kulm-SPD engagiert. Wie sehr schmerzt sie dieser Schritt persönlich?
Silvia Szydlik: Es fällt mir sehr schwer. Gerade weil meine Familie immer in der SPD aktiv war, ist es so bitter, dass es in meine Amtszeit fällt.
Thomas Ott (Vorsitzender SPD-Ortsverein Eschenbach): „Es ist traurig, dass es den Ortsverein in Neustadt am Kulm nicht mehr geben wird, und sich niemand gefunden hat, der den Vorsitz übernimmt. Aber wir freuen uns natürlich, dass ein Großteil der Mitglieder zu unserem Ortsverein kommt. Das bringt für uns auch neue Aufgaben und Pflichten mit sich. Wir haben nun ein größeres Gebiet zu betreuen. Wir werden zum Beispiel zur Europawahl das Plakatieren in Neustadt, Vorbach und Oberbibrach übernehmen.“
ONETZ: Inwiefern wird die SPD in Neustadt am Kulm denn fehlen?
Silvia Szydlik: Wir waren mit verschiedenen Aktionen, wie dem Erstellen des Abfallkalenders, dem Kinderfest oder dem Preisschafkopf immer wieder aktiv. Der Einfluss der SPD wird fehlen.
ONETZ: Was machen die Mitglieder der SPD jetzt?
Silvia Szydlik: Wir haben diesen Schritt bereits 2018 auf der Mitgliederversammlung diskutiert. Fünf Mitglieder sind ausgetreten, darunter auch ein Stadtrat. Drei Personen wechseln in andere Ortsvereine und die verbleibenden 18 Mitglieder werden sich der Eschenbacher SPD anschließen. Darüber wurde bereits abgestimmt. Auch das Barvermögen unseres Ortsvereins geht nach Eschenbach. Zwei Neustädter werden Beisitzer in der SPD Eschenbach.
Gisela Birner (SPD-Geschäftsführerin): „Personell ist es auf dem flachen Land schwierig. Silvia Szydlik hat mich über diesen Schritt informiert. Glücklich sind wir über die Angliederung an Eschenbach nicht, aber Neustadt am Kulm ist die unrühmliche Ausnahme. Sonst haben wir keine Angliederungen oder Auflösungen. Der Unterbezirk Weiden ist noch einer der stabilsten.“
ONETZ: Wie kommt es dazu, dass nun einige Mitglieder austreten?
Silvia Szydlik: Es gab wohl einige, die sich durch die SPD ein Mitspracherecht in der Diskussion um die Neugestaltung des Marktplatzes erhofften.
ONETZ: Was erhoffen sie sich von der Angliederung an den Ortsverein in Eschenbach?
Silvia Szydlik: Wir wollen als SPD handlungsfähig bleiben und weiterhin Präsenz im Bereich Neustadt am Kulm zeigen. Ich hoffe, dass irgendwann wieder ein eigener SPD-Ortsverein in Neustadt entstehen kann. Vielleicht geht mit diesem Schritt auch ein Ruck durch die Gesellschaft und sie erkennt, was die SPD leistet.
Wolfgang Haberberger (Bürgermeister Neustadt am Kulm): Das ist wirklich schade, denn die SPD hat eine lange Tradition in Neustadt am Kulm. Aber es ist eine Entwicklung, die auch mit der Überalterung im Ort zusammenhängt. Hier sind wir im westlichen Landkreis in der Spitzengruppe. Wenn jemand bereits seit 20 Jahren ehrenamtlich tätig war und sein Amt abgeben will, es aber keine Nachrücker gibt, wird es problematisch. Die Auflösung des SPD-Ortsvereins hinterlässt in Neustadt am Kulm eine große Lücke. Mit den SPD-Stadträten habe ich immer gut zusammengearbeitet.
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