Eine Ernte einzufahren, ist nicht selbstverständlich. Der Verbraucher merkt in unseren Breiten davon wenig, denn im Supermarkt sind immer genug Lebensmittel vorhanden. Sie kommen aus aller Welt.
Für alles gilt es am Erntedanksonntag von ganzem Herzen „Danke“ zu sagen. Die evangelische Kirchengemeinde machte dies im Festgottesdienst zunächst in musikalischer Form mit dem Lied „Danke für alle guten Gaben“. Dabei hatten die Gläubigen eine mit Sonnenblumen, Mais sowie vielen Früchten vom Feld und aus dem Garten reich geschmückte Kirche vor Augen. Pfarrer Hartmut Klausfelder nannte die Dekoration einen „sichtbaren Dank an Gott“. Da durfte natürlich das traditionelle Lied „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land“ nicht fehlen.
„Es reicht“: Dieses Motto des Landeskirchlichen Dienstes „Kirche im ländlichen Raum“ nahm der Pfarrer bei seiner Begrüßung auf. Gemeint war dabei nicht nur das Essen, sondern auch die Nahrung für die Seele, wenn wir uns gegenseitig um uns kümmern und aufeinander Rücksicht nehmen. "Denn wir können hier aus der Fülle leben", sagte Klausfelder. Dies sei nicht überall auf der Welt so.
Der Geistliche gab zu bedenken, "dass wir oft nur auf das schauen, was fehlt oder was wir nicht geschafft haben". Dabei übersehe man, was gut sei. Er wies darauf hin, "dass Gott uns einlädt, so wie wir sind. Für ihn sind wir in Ordnung." So konnte die Gemeinde befreit singen: „Allein Gott in der Höh´ sei Ehr und Dank für seine Gnade.“
Da der Erntedankgottesdienst in Neustadt am Kulm traditionell ein Familiengottesdienst ist, hatte der Pfarrer seine Predigt anschaulich gestaltet: Zur Verwunderung der Gläubigen deckte er mitten in der Kirche einen Tisch und setzte sich dort zur Brotzeit nieder. Etwas erschrocken reagierte er, als er eine Stimme hörte. Er dachte erst, Gott spräche mit ihm.
Doch die Stimme gehörte zu seinem Brot (gesprochen von Christine Rupprecht). Dieses stellte sich als „Gott-sei-Dank-Brot“ vor und animierte Klausfelder dazu, einmal darüber nachzudenken, wie viele Personen, Maschinen und Arbeitsschritte nötig waren, bis das Brot fertig vor ihm liegen konnte.
Schritt für Schritt ging er im Gespräch den Weg über die Bäckerei, die Mühle, den Landwirt, die Symphonie des Sommers und das Wetter mit Gottes Segen zurück. Dabei bewies der vielseitige Geistliche großes schauspielerisches Talent. Auch Christine Rupprecht durfte sich über viel Lob für ihre Qualitäten als Sprecherin freuen.
Den Weg vom Korn zum Brot hatte das Kindergottesdienstteam – Evi Sloot und Christine Rupprecht, Lore Freiberger-Feigt und Susanne Bartelmann – mit zahlreichen Fotos für die Mädchen und Buben auf Schautafeln dargestellt. Diese sind noch bis 18. Oktober in der Kirche zugänglich.
Pfarrer Klausfelder machte mit einem Auszug aus dem Lied „Vom Denken und Danken“ noch auf andere Dinge des Lebens aufmerksam, die die Menschen viel zu wenig schätzen oder als selbstverständlich vorhanden betrachten. Er erinnerte an Stoffe, Schuhe, Wein, Häuser, ein schützendes Dach mit festen Ziegeln, aber auch an Liebe, Pflege und Förderung
Der Geistliche betonte, dass man nicht nur oberflächlich „Danke“ sagen solle: Man solle vielmehr auf die Symphonie hören, die Gott für alles geschrieben habe. Auch der Wochenspruch spiegelte das Dankes- und Vertrauensthema wieder: „Aller Augen warten auf dich, Herr und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“ (aus Psalm 145).
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