Neustadt an der Waldnaab
01.02.2019 - 17:14 Uhr

„Aktive Sterbehilfe muss ein Tabu sein“

Tod und Sterben gehören zum Leben. Diesen Satz haben alle Redner im Manuskript, als am Freitag das Hospiz St. Felix eingeweiht wird. Höchster Respekt gilt dem Pflegepersonal.

Auf Wunsch der Malteser gibt Diözesanbischof Rudolf Voderholzer während des Pontifikalgottesdiensts in der Hauskapelle jedem Mitarbeiter im Hospiz den Einzelsegen, hier Leiterin Susanne Wagner. Bild: Gabi Schönberger
Auf Wunsch der Malteser gibt Diözesanbischof Rudolf Voderholzer während des Pontifikalgottesdiensts in der Hauskapelle jedem Mitarbeiter im Hospiz den Einzelsegen, hier Leiterin Susanne Wagner.

Pater Sigmund vom Kloster St. Felix ist es vorbehalten, in der Hauskapelle des ehemaligen Krankenhauses die fast 160 Gäste willkommen zu heißen. Nahezu alle, die in der Region Rang und Namen haben, haben sich zum Pontifikalgottesdienst mit Bischof Rudolf Voderholzer versammelt.

Der Franziskaner-Minorit erzählt, dass er seit 18 Jahren die Menschen zunächst im Krankenhaus und dann in der Palliativstation betreuen und begleiten durfte. Jetzt werde er sich mit gleicher Hingabe den Gästen im Hospiz widmen, zusätzlich zu den Patienten in der nach Weiden umgezogenen Palliativstation. Der Pole freute sich, dass das Hospiz den Namen des heiligen Felix trägt.

Der Bischof, der mit zahlreichen Geistlichen aus der Region die Eucharistie zelebrierte, eröffnete die Predigt mit zwei Paradoxien. Alt werden wollen wir alle, aber alt sein will keiner. Und der Tod gehört zum Leben, weil er es beendet. Würde es bei einem Fußballspiel keinen Schlusspfif geben, wäre es totlangweilig. So sei es auch mit dem Leben. Weil es todsicher ende, seien jeder Tag und jede Stunde, die vorausgingen, bedeutsam. "Nur weil es den Tod gibt, hat das Leben eine Bedeutung." Er mache das leben spannend und interessant. Daher komme es darauf an, was ich hier und heute tue. "Wir dürfen davon ausgehen, dass unser Leben einmalig und Geschenk ist, ausgerichtet auf die Gemeinschaft mit Gott", sagte der Würdenträger. Ziel müsse daher nicht so sehr ein langes Leben sein, sondern das ewige Leben bei Gott.

Nach diesen grundsätzlichen Überlegungen kam der Oberhirte auf das Hospiz zu sprechen. Er sei dankbar, dass Palliativmedizin und Hospizgedanke in der Gesellschaft Interesse fänden. Menschen auf ihrem letzten Lebensweg gut zu begleiten sei eine ins Bewusstsein gerückte Herausforderung. "Aktive Sterbehilfe muss ein Tabu sein", warnte Voderholzer. Auch im Interesse Schwerkranken. die Folgen wären verheerend. Es könnten Rechtsgründe gefunden werden, um sich einen Angehörigen zu ersparen. "Wir müssen Gott über unsere Sterbestunden entscheiden lassen." Kardinal Reinhard Marx zitierend, sagte der Bischof. "Gebt uns die Sterbenden. Wir wollen alles tun, dass sie nicht durch die Hand anderer, sondern an der Hand anderer ihre letzte Stunde erleben", bis Gott entscheidet." Der Bischof erteilte allen Mitarbeitern im Hospiz den Einzelsegen, damit sie für die außerordentlich schwere Aufgabe gerüstet sind.

Malteser-Geschäftsführer Dr. Frank Becker zeigte sich beim anschließenden Empfang auch im Namen der Hospiz-Leiterin Susanne Wagner überwältigt von dem Zuspruch. Für Adelheid Freifrau von Gemmingen-Hornberg wird mit der Eröffnung des Hospiz ein Traum wahr. Malteser und Kliniken Nordoberpfalz AG setzten einen Meilenstein. Auf dem Felixberg würden die Angebote rund um den Hospizdienst ihren Mittelpunkt haben: Ambulanter Hospizdienst, Trauerbegleitung und die stationäre Einrichtung würden hier verankert. Damit erlebe die Hospizarbeit der Maltester einen echten Leuchtpunkt für die Landkreise Neustadt und Tirschenreuth sowie für Weiden.

"Im Hospiz St. Felix werden wir die Menschen bis zu ihrem natürlichen Lebensende in ihrer Angst nicht alleine lassen", versicherte die Diözesanleiterin des Malteser Hilfsdiensts. "Hier werden unsere Hospizbegleiter in Angst, Not und Trauer bei den Menschen sein." Die christliche Einrichtung stehe allen Kranken offen, gleich wegen Glaubens.

Landrat Andreas Meier dankte auch als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Kliniken AG für das Hospiz, das auf die gesamte Region ausstrahle. Hier fänden Schwerkranke einen würdigen, respektvollen, liebevollen Ort. Es sei richtig, dass die Einrichtung gemeinsam mit Schulen in einem Haus untergebracht sei, in dem Leben herrsche.

Innenminister Joachim Herrmann gratulierte der nördlichen Oberpfalz zu diesem beeindruckenden Gesamtkonzept auf dem Gebiet der Palliativmedizin und der Hospizarbeit. So weit sei man noch nicht überall in Bayern. Im Hospiz fänden Schwerstkranke einen Ort, "der Abschied zulässt". Dazu brauche es Menschen, die bereit seien, sich den Sterbenden zuzuwenden. "Das ist das Großartigste." Dem Personal wünschte er viel Kraft bei der Arbeit.

Bischof Rudolf Voderholzer segnet die Räume im neuen Hospiz St. Felix. Bild: gsb
Bischof Rudolf Voderholzer segnet die Räume im neuen Hospiz St. Felix.

Nur weil es den Tod gibt, hat das Leben eine Bedeutung.

Bischof Rudolf Voderholzer

 
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