Am aufregendsten für die drei Hauptverantwortlichen des Festjahres, neben Troppmann noch Reinhold Zapf und Renate Greiner, war die Zeltfrage. Festzelt ja oder Festzelt nein? Sechs Monate dauerte die Diskussion. Am Ende fiel die Entscheidung dagegen. "Aber wehe, wenn es geregnet hätte", zitiert der Rathauschef die letzten standhaften Zeltbefürworter.
Die Stadt bekam auf den Parkplatzterrassen zwischen Stadthalle und Tiefgarage ein neues Festgelände, an das im Vorfeld niemand gedacht hatte. "Mit den illuminierten Bäumen und ohne Durchgangsverkehr erwies sich das Areal als super", freut sich Troppmann. Ebenso wie Greiner und Zapf ist er mehr als froh, dass sich das Geschehen in diesem trockenen, warmen Jahr unter freiem Himmel, statt unter aufgeheizten Planenbahnen, abspielte. Es regnete nur ganz wenig. Einmal sei das Nass von oben sogar von Vorteil gewesen, erinnert sich Zapf. Das Fußballspiel der Klerikerelf gegen eine Stadtauswahl hätten bei Sommerhitze nicht alle Akteure durchgehalten.
Stars sind unnötig
Und noch eine Überlegung im Vorfeld erwies sich als richtig: "Stars waren nicht angebracht. Sie hätten zu viel aus dem Budget aufgesaugt." Die Stadt hatte Rücklagen gebildet und 100 000 Euro für die Jubiläumssause eingeplant. "In diesem Rahmen sind wir geblieben, auch weil die einzelnen Vereine sich stark engagiert haben." Das meiste Geld ging an Ausgaben im Hintergrund wie Werbung, Gema-Gebühren, für Technik, Versicherung und Sicherheitsdienste. "Der Bauhof war das ganze Jahr über eingespannt und hat uns quasi als Eigenleistung der Stadt durch tolle Arbeit viel Geld gespart", lobt das Stadtoberhaupt. Das Konzert der Hofer Symphoniker und den großen Volksmusikabend ermöglichten die örtlichen Banken als Sponsoren. Der Auftritt der Domspatzen in der überfüllten Stadtpfarrkirche war ein Geburtstagsgeschenk der Kulturfreunde Lobkowitz an die Stadt.
Insgesamt füllten 180 Veranstaltungen den Kalender im vergangenen Jahr, davon 83 allein für die 800-Jahr-Feier. Es sei gelungen, ein Fest von uns, für uns zu machen, urteilte Troppmann. "Wir waren aber auch froh über Besucher aus der Region." Die reichte mindestens bis Nürnberg, erinnern sich Zapf und Troppmann schmunzelnd an den Silvesterball zum Auftakt. Die Gäste aus Franken freuten sich über den Eintrittspreis. Da seien Bahnfahrt und Übernachtung auch noch machbar, hatten die Franken den Verantwortlichen glücklich berichtet.
Enttäuscht ist nicht nur Troppmann, dass die Idee von Fotobuch.de für ein Bürgerbuch zum Stadtjubiläum nichts geworden ist. "Es haben mehr Leute angerufen, wann es endlich fertig wird, als die, die bereit waren, Bilder einzuschicken", bedauert Greiner. Im Rathaus vermutet man, dass der Trend hin zum Handyfoto mit Schuld am Nichtgelingen des Projekts trägt. "Die Aufnahmen hatten oft keine ausreichende Auflösung." Troppmann schwebt jetzt vor, ein Bücherl von Neustadt einst und jetzt zu verwirklichen. "Vielleicht kann man das noch machen."
Guten Anklang fanden die Werbeartikel vom Poloshirt über die gespendeten Regenschirme der Kulturfreunde Lobkowitz bis hin zu Schlüsselanhängern, Briefmarken, Caps und Stofftaschen sowie die Bildernachlese auf den Kalendern. Die blauen Kautschukbänder waren von guter Qualität, berichtet Zapf. Der Festleiter war 2018 auf über 90 Veranstaltungen und trug sie jeden Tag. "Ich habe nur drei Stück gebraucht."
Anders, nämlich ohne Eintritt, würde Troppmann bei einer Neuauflage des 800-Jahre-Veranstaltungsreigens das Konzert für die Jugend machen. "Aber das Jugendgremium wollte das so." Ansonsten gab es nur wenige Sachen, die die Organisatoren im Nachhinein bemängeln. "Das sind Kleinigkeiten, die meist mehr dem Veranstalter auffallen als den Besuchern." So bleibt auch das Hinterhoffest als super Veranstaltung im Gedächtnis der meisten Besucher. Es waren so viele Gäste gekommen, dass die Standbetreiber alle Kräfte zusammen nahmen, um den Getränke- und Essensnachschub so gut wie möglich zu sichern. Eine Neuauflage wird es geben. In welchem Rhythmus, das ist noch nicht klar.
"Hier ist es schön"
Wichtig war Troppmann, dass die Einwohner ihre Kommune wahrnehmen, nicht alles als selbstverständlich ansehen und dass sie erkennen "jawohl, hier kann man fortgehen, hier ist es schön". Die Idee, mit einer Vielzahl von Veranstaltungen ein ganzes Jahr lang aufzuzeigen, was es an Attraktionen gebe und was die Vereine drauf haben, habe sich bewährt. "Diese Vielfalt hätte man in einer komprimierten Festwoche nicht darstellen können."
Nur die Fußball-Nationalmannschaft ist bei der WM zu früh ausgeschieden. "Wir hatten extra eine Leinwand für das Finale am Festplatz aufgebaut", so Zapf. Dorthin kamen überraschend viele Zuschauer, um den Sieg der Franzosen gegen Kroatien gemeinsam live mitzuerleben.
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