Neustadt an der Waldnaab
10.07.2019 - 16:48 Uhr

Seit 100 Jahren gute und bezahlbare Wohnungen

Wegen der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg entschließen sich mutige Männer und Frauen gemeinsames Wohneigentum zu schaffen. Beim 100-jährigen Gründungsjubiläum der Baugenossenschaft St. Georg wird an diese Weitsicht erinnert.

Einen Zinnteller mit Stadtwappen überreichen Rupert Troppmann (dritter von links), Heribert Schubert (Zweiter von rechts) und Gerhard Steiner (Vierter von rechts) an den ehemaligen Chef der Baugenossenschaft St. Georg, Karl Frisch (Vierter von links) und dessen Nachfolger Joachim Schäfer (Dritter von rechts). Es gratulieren auch Dominik Bäuml und Corinna Schüner (von links) sowie Karl Schmidberger (rechts). Bild: spz
Einen Zinnteller mit Stadtwappen überreichen Rupert Troppmann (dritter von links), Heribert Schubert (Zweiter von rechts) und Gerhard Steiner (Vierter von rechts) an den ehemaligen Chef der Baugenossenschaft St. Georg, Karl Frisch (Vierter von links) und dessen Nachfolger Joachim Schäfer (Dritter von rechts). Es gratulieren auch Dominik Bäuml und Corinna Schüner (von links) sowie Karl Schmidberger (rechts).

Mit Kaffee und selbstgebackenen Kuchen und Torten begann im ASV-Sportheim die Familienfeier zum 100-jährigen Gründungsjubiläum der Baugenossenschaft St. Georg. Bereits am Vormittag hatten einige Genossen am Trauergottesdienst und der Urnenbeisetzung des verstorbenen ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden, Franz Hacker teilgenommen.

In Vertretung des neuen Vorsitzenden Joachim Schäfer, begrüßte Vorgänger Karl Frisch Dritten Bürgermeister Heribert Schubert, Stadtrat Gerhard Steiner, den Geschäftsführer des Landkreissiedlungswerkes Dominik Bäuml mit Corinna Schüner, vom Bauverein FX Nachtmann den Aufsichtsratsvorsitzenden Karl Schmidberger sowie Handwerker und Firmenvertreter.

Wie Frisch aus der Chronik interpretierte, führte die Wohnungsnot nach dem ersten Weltkrieg zur Gründung der Baugenossenschaft St. Georg. Gründerväter seien Sparkassendirektor Würfel, Kaufmann Burger und Hauptlehrer Mauerer gewesen. Der Eintrag der neuen Genossenschaft in die Register ist auf 21. September 1919 datiert. Bereits zwei Jahre danach entstanden die ersten Häuser in der Zacharias-Frank-Straße und in der Georgstraße. In den darauffolgenden Jahren kamen mehrere Gebäude dazu. In den Wohnungen mit für damalige Verhältnisse höchstem Komfort lebten fast ausschließlich Beamte und Eisenbahner. Auch der legendäre Gendarm Haslbeck sei Mieter einer Wohnung in der Georgstraße gewesen.

In Altenstadt/WN entstand im Jahr 1927 das erste Wohnhaus. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise und der schlechten Wirtschaftslage sei die Baugenossenschaft jedoch in eine finanzielle Schieflage geraten, erzählt Frisch. Durch die Übernahme zweier Häuser und einer Freifläche (jetziger Schulsportplatz) durch die Stadt Neustadt/WN, habe die Genossenschaft jedoch gerettet werden können.

Nach dem zweiten Weltkrieg sei es wieder aufwärts gegangen. In Neustadt seien ein Sechs- und in Altenstadt ein Vierfamilienhaus dazugekommen. 1980 entstand nochmals ein Wohnblock für sechs Familien mit Garagen. Die Renovierung der in die Jahre gekommenen Wohnungen sei von den Mietern selbst übernommen und finanziert worden. Gegenleistung sei ein niedriger Mietzins gewesen.

Nach dem zweiten Weltkrieg haben Justizinspektor Beer, Rektor Fuchs, Sparkassenangestellter Täschlein, Hauptlehrer Ebenburger und Herr Wagenbichler die Verantwortung übernommen. Es folgten die Vorstände Georg Frischholz, Franz Linsmeier, Georg Liebl und Hans Florian. Aufsichtsratsvorsitzende waren Franz Markoff, Gretl Kristen, Wagenpichler, Walter Zinnecker, Max Holub und Erwin Schober.

Frisch dankte seiner langjährigen Stellvertreterin Kerstin Oehme und allen ehemaligen Aufsichtsratsmitgliedern, Martina Neumann, Karl Brunner, Franz Hacker, Norbert Moeller, Hans Krapf, Helmut Spachtholz, Robert Götz und Irene Weiß, für die Mitarbeit während seiner 30-jährigen Vorstandstätigkeit und wünschte dem aktuellen Gremium um Joachim Schäfer viel Erfolg.

Bürgermeister Rupert Troppmann gratulierte zum Gründungsjubiläum mit einem städtischen Zinnteller. Die Gründer seien zur damaligen Zeit schon sehr fortschrittlich gewesen und hätten vorausschauend geplant. Die Genossenschaft habe die Wirren und Schwierigkeiten der Inflation und des Krieges überstanden und werde dank der umsichtigen Leitung der Vorstände und Aufsichtsräte hervorragend geführt. Dies sei keine leichte Aufgabe. Es gehe einerseits um Menschen, die man betreue und denen man ein Dach über dem Kopf gewähre. Andererseits gehe es aber auch um Werte, welche erhalten werden müssen. Die Stadt und die Baugenossenschaften St. Georg und St. Martin verbinde das Ziel, Mietern und damit Einwohnern, gute und bezahlbare Wohnungen anzubieten. Daran habe sich seit hundert Jahren nichts geändert, so das Stadtoberhaupt. Stellvertretend dankte er Frisch und dessen Vorgängern für deren Engagement. Der 90-jährigen und somit ältesten Bewohnerin, Gretl Kristen, überreichte Frisch einen Blumenstrauß. Die Geburtstagsfeier endete nach einem gemeinsamen Abendessen.

 
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