Nittenau
04.08.2023 - 09:42 Uhr

Krise des Bio-Landbaus macht Hofläden zu schaffen

Der Haflingerhof in Harthöfl bei Nittenau hat bereits vor 35 Jahren auf Naturlandbetrieb mit extensiver Tierhaltung umgestellt. Ina und Florian Doll bekommen nun die Krise des Bio-Landbaus zu spüren.

Auf ihrer Bio-Bayern-Tour besuchen Bezirksbäuerin Rita Götz, die bayerische Biokönigin Raphaela Lex und der Oberpfälzer BBV-Präsident Ely Eibisch (von rechts) das Betriebsleiter-Ehepaar Ina und Florian Doll (links) auf dem Haflingerhof in Harthöfl bei Nittenau. Bild: Hirsch
Auf ihrer Bio-Bayern-Tour besuchen Bezirksbäuerin Rita Götz, die bayerische Biokönigin Raphaela Lex und der Oberpfälzer BBV-Präsident Ely Eibisch (von rechts) das Betriebsleiter-Ehepaar Ina und Florian Doll (links) auf dem Haflingerhof in Harthöfl bei Nittenau.

„Nach jahrzehntelangen Zuwächsen sind die Umsätze bei den Bioprodukten im vergangenen Jahr erstmals eingebrochen“, sagte der Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes, Ely Eibisch (Kemnath), am Donnerstag beim Besuch des Haflingerhofes in Harthöfl bei Nittenau. Der Oberpfälzer BBV-Vorsitzende reist derzeit zusammen mit der bayerischen Biokönigin Raphaela Lex (Erding) und Bezirksbäuerin Rita Götz (Freystadt) durch die Oberpfalz und besucht in jedem Landkreis einen Naturlandbetrieb.

Mit der „Bio-Bayern-Tour“ wollen sie Werbung für regionale Lebensmittel in den Hof- und Naturkostläden machen. „Gerade sie leiden unter der rückläufigen Nachfrage“, erklärt Ely Eibisch. Der Hauptumsatz verlagere sich zunehmend auf die Supermärkte und Discounter.

Verbindliche Ziele gefordert

Der Bauernverband setzt auf Regionalität als Teil der Lösungsstrategie und nimmt die staatlichen Versorgungseinrichtungen in die Pflicht. „Öffentliche Kantinen und Schulmensen brauchen eine verbindliche Zielvorgabe darüber, wie hoch der Anteil von bioregionalen Lebensmitteln sein soll“, fordert Ely Eibisch.

Ina und Florian Doll betreiben den Betrieb in der achten Generation. Die Familie bewirtschaftet jeweils 70 Hektar Grün- und Ackerland und erzeugt das Futter für ihre Schweine, Schafe, Enten, Gänse, Masthähnchen, Puten, Hühner und Pferde selbst. Einmal im Monat wird im hofeigenen Schlachthaus geschlachtet. Das veredelte Fleisch bietet Ina Doll im Hofladen an. Sie sagt nun: "Ich habe Angst vor der Zukunft". Die gelernte Arzthelferin hat nach der Heirat eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin gemacht und kümmert sich um den Hofladen und die fünf Ferienwohnungen. Mit Urlaub auf dem Bauernhof generiert die Familie 40 Prozent ihrer Einnahmen.

Eine dritte Einkommensquelle ist die Pflege der Kulturlandschaft, angefangen von Feuchtbiotopen bis zum Trockenrasen. Für die Arbeit auf dem Feld, im Stall, im Hofladen und in den Ferienwohnungen bekommt das Betriebsleiter-Ehepaar Unterstützung von Florians Eltern, einer Vollzeitkraft sowie vier Teilzeitkräften.

Wetter eine große Herausforderung

Beim Rundgang über den Hof, dem sich zahlreiche Vertreter aus Politik und Verband anschlossen, nannte Florian Doll die extremen Wetterlagen durch den Klimawandel als große Herausforderung. Er erwartet von der Forschung die Entwicklung von „trockenresistenten Getreidesorten“, die auch bei extremer Dürre gute Erträge garantierten. Der Landwirt sieht die Politik in der Pflicht, entsprechende Forschungsgelder zur Verfügung zu stellen.

Auch bei den erneuerbaren Energien hat Florian Doll eine klare Meinung. Er lehnt die Errichtung von Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlichem Grund und Boden so lange ab, „bis nicht auf dem letzten Hausdach ein PV-Anlage installiert ist“. Man nehme der einheimischen Landwirtschaft Anbauflächen weg und importiere stattdessen die Ernteerträge aus dem Ausland, schüttelt Florian Doll den Kopf. Er wehrt sich auch gegen den Vorwurf, die Landwirtschaft sei Verursacher des Klimawandels. Das Gegenteil sei der Fall. Die Landwirtschaft binde CO2 und fördere die Humusbildung.

Hintergrund:

Zahlen zum ökologischen Landbau

  • Bayern: 11.700 Öko-Betriebe – das sind 11,4 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe – bewirtschaften 13,3 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche.
  • Oberpfalz: 1 098 Betriebe (8,8 Prozent), 10,5 Prozent der Fläche
  • Bereich des Landwirtschaftsamtes Regensburg/Schwandorf: 348 Betriebe (9,3 Prozent), 11,6 Prozent der Fläche
  • Politisches Ziel: Der Anteil der Bio-Betriebe soll auf 30 Prozent steigen.
 
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