Über zweieinhalb Stunden erstreckten sich ein Vortrag und die Diskussion danach über die Situation der Wölfe in der Region im Gasthaus Pickel in Nitzlbuch. Die Jagdgenossenschaft Nitzlbuch hatte dazu die Wildtiermanagerin Ronja Schlosser von der Regierung der Oberpfalz eingeladen. Vorsitzender Gerhard Lindner sprach in der Begrüßung davon, wie das Thema Wolf den Beteiligten "unter den Nägeln brennt".
"Auf allen Jagdgenossenschaftssitzungen bei uns gibt es dieses Thema, aber es gibt auch viele Fehlinformationen, die unterwegs sind", sagte Bürgermeister Joachim Neuß. Die Berater aus Mittelfranken und Oberfranken hätten bereits bei kleineren Sitzungen zur Sache Stellung genommen. "So etwas halten wir für besser als große, aufgeheizte und emotionsgeladene Veranstaltungen, wo nicht mehr sachlich diskutiert wird.
Großteils Wild als Beutetiere
Die Wildtiermanagerin an der Regierung der Oberpfalz erinnerte an die ersten Wolfsrudel, die seit 1996 wieder in Deutschland auftauchten. Täglich legten Wölfe etwa 75 Kilometer in ihrem Revier zurück, das zwischen 150 und 300 Quadratkilometer messe. Größtenteils fressen sie Wildtiere, also Rehe, Kaninchen oder Wildschweine. Etwa 1,6 Prozent ihrer Beute machten Nutztiere aus, darunter am häufigsten Schafe und Ziegen.
Aus den Jahren 2015/2016 stammten die ältesten Nachweise für ein standorttreues Einzeltier im Bayerischen Wald; Belege für Rudel in der nördlichen Oberpfalz lägen seit 2021/2022 vor. Die ersten Sichtungen konzentrierten sich auf den Veldensteiner Forst, den Manteler Forst und den Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Während 2024 der Pressather Wald als Wolfsgebiet dazukam, habe sich seit einiger Zeit im Veldensteiner Forst kein Tier mehr blicken lassen. "Sie haben sich in den Truppenübungsplatz verschoben, wo angenommen wird, dass dort zwei Rudel sind", erklärte Schlosser. Wichtig sei deswegen, dass alle Sichtungen auch sofort gemeldet werden.
Mächtiger Sprung eines Wolfs
Für Nutztierhalter bestehe die Möglichkeit, Schutzzäune, die unter Strom stehen, gefördert zu bekommen. Die empfohlene Höhe betrage etwa 1,40 Meter. Allerdings scheine dieses Hindernis für manchen Wolf keines mehr zu sein: Am 8. Oktober 2024 entstand ein Video, bei dem ein Wolf einen Zaun von 1,40 Metern übersprungen habe. Der betroffene Besitzer habe die Aufnahmen dem Landesumweltamt zu Dokumentationszwecken zur Verfügung gestellt.
In der folgenden Diskussion kamen die Sorgen der Nutztierhalter, aber auch der Jagdgenossen zum Ausdruck. "Wir haben aktuell drei Rudel bei uns, wo führt das in fünf bis sechs Jahren hin? Haben wir dann 15 Rudel?", stellte ein Redner in den Raum. Deutschland gebe von seiner Fläche her Platz für mindestens 1400 Rudel/Einzeltiere her, rechnete Schlosser hoch. Dass es in der Nordoberpfalz noch mehr Rudel als jetzt geben werde, sei jedem klar.
Auf politischer Ebene regeln
"Der Wolf ist willkommen, so wollen es unsere Politiker", sagte Forstamtmann Ulrich Schomann. Wie er befürchtete, "wächst der Wolf den bayerischen Behörden über den Kopf". Bürgermeister Joachim Neuß vertrat die Auffassung, dass es rund um Auerbach aktuell zwei Wolfsrudel gebe und sich nicht mehr ansiedeln würden. "Es geht mir nicht darum, wie viele Wölfe wir wo haben", gab Ronja Schlosser als wichtige Botschaft aus. "Der Wolf ist da, er wird dableiben, und deswegen sehe ich den Herdenschutz als A und O. Natürlich ist das mit Aufwand und Kosten verbunden, ich will das nicht kleinreden."
Der Vortrag der Wildtiermanagerin konnte die Sorgen der Nutztierhalter offensichtlich nicht zerstreuen. "Wir hätten den Wolf alle nicht gebraucht, denn er bereitet allen viel Sorgen, bis hin zur betriebswirtschaftlichen Kalkulation“, so das Schlusswort vom Auerbacher Stadtoberhaupt. "Nun muss das Ganze auf politischer Ebene geregelt werden."
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