17.06.2018 - 13:27 Uhr

Eine Oase für die Psyche

In der Tagesstätte „Stiftlandoase“ und die „Wohnstätte Haus Waldnaab“ an der Pleierstraße finden psychisch labile Menschen die richtigen Ansprechpartner. Beide Einrichtungen gibt es seit 15 Jahren.

Seit 15 Jahren ist das Sozialteam Oberpfalz in Tirschenreuth erfolgreich aktiv. Ein Grund zurückzublicken und zu Feiern. Unser Bild zeigt von links: Gabriele Englmann, Lothar Höher, Alfred Scheidler, Peter Weiß, Ursula Hösl,  Andrea Ziegler und Norbert Schuller. tr
Seit 15 Jahren ist das Sozialteam Oberpfalz in Tirschenreuth erfolgreich aktiv. Ein Grund zurückzublicken und zu Feiern. Unser Bild zeigt von links: Gabriele Englmann, Lothar Höher, Alfred Scheidler, Peter Weiß, Ursula Hösl, Andrea Ziegler und Norbert Schuller.

(tr) Ein Jubiläum, das der Betreiber, das "Sozialteam Oberpfalz", mit einem Festakt und am Nachmittag mit einem Sommerfest würdigte. Geschäftsführer Peter Weiß erklärte, dass man vor 15 Jahren mit der Wohnstätte bewusst vom Marienheim Fuchsmühl in die Kreisstadt umgezogen sei, weil es hier ein breiteres Angebot an allgemein- und fachärztlicher Versorgung, an Sport- und Freizeitangeboten und an Selbsthilfegruppen gebe. Parallel dazu habe die Tagesstätte Stiftland-Oase eröffnet, ein niedrigschwelliges Unterstützungsangebot für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Dieses Beispiel mache die Philosophie des Sozialteams deutlich, nämlich abgestufte Versorgungssysteme zu entwickeln, damit Menschen Lebensperspektiven entwickeln und umsetzen könnten und ihnen soviel Autonomie und Eigenständigkeit ermöglicht werden, wie nur möglich.

Bezirkstagsvize Lothar Höher lobte vor allem die Mitarbeiter die im Verborgenen großartige Leistungen vollbrächten. Das 15jährige Bestehen der beiden Einrichtungen wertete er als Bestätigung der erfolgreichen Arbeit des Sozialteams, das selbst schon mehr als 25 Jahre bestehe. Hier werde den Bewohner eine echte Heimat geboten - und genau das mache das Sozialteam aus. Der Bezirk kämpfe seit vielen Jahren um die Enttabuisierung und Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. Dass das neue Psychisch-Krankenhilfe-Gesetz, das bisher Erreichte zunichtemache und einem Rückschritt gleichkomme, werde der Bezirk nicht akzeptieren. Er habe sich aus dem Grund aktiv in das Verfahren eingebracht. Es könne nicht sein, dass man psychisch Kranke kriminalisiere. "Das Gesetz muss Heilung nicht Gefahrenabwehr im Blick haben." Das sähen sämtliche bayerische Bezirke so und deshalb werde man bei Vorlage des neuen Entwurfs von einem Erfolg sprechen können, ist sich der Sprecher sicher.

In der Oberpfalz sei in den vergangenen Jahren ein weitgehend flächendeckendes Netz an Diensten und Einrichtungen aufgebaut worden. "Heute existieren Tagesstätten in Amberg, Cham, Neumarkt, Regensburg, Schwandorf, Weiden und Tirschenreuth, die entsprechend ihrer Auslastung angemessen personell mit Fachkräften ausgestattet seien. Die oberpfälzer Tagesstätten habe der Bezirk im Vorjahr mit 1,7 Millionen Euro bezuschusst, davon entfielen 240000 Euro auf Tirschenreuth.

Stellvertretender Landrat Alfred Scheidler bestätigte dem 'Sozialteam eine hervorragende Entwicklung. Er habe sich selbst in fast allen Einrichtungen im Landkreis umgesehen und könne ein gutes internes Klima bestätigen. Die wichtigste Erkenntnis sei für ihn aber die: "Hier steht wirklich der Mensch im Mittelpunkt". Er lobte weiter das Personal, denn in diesen Berufen werde viel mehr als das normale Engagement gefordert.

Dritter Bürgermeister Norbert Schuller schlug in die gleiche Kerbe, sagte, dass die Mitarbeiter in hohem Masse mit dafür verantwortlich seien, dass seitens der Tirschenreuther Bürger keinerlei Beschwerden an die Stadt herangetragen wurden. Er strich auch die Zusammenarbeit mit der Selbsthilfegruppe Behinderte/Nichtbehinderte heraus, die in Sachen Inklusion Beispielhaftes leiste. Neben Lob hatte er auch Bares dabei, das er an die Leiterinnen des STZ, Gabriele Englmann und Gabriele Hösl überreichte.

Andrea Ziegler, Bezirksgeschäftsführerin "Paritätische Niederbayern/Oberpfalz, bei der Sozialteam schon lange Mitglied ist, sagte, obwohl Haus Waldnaab als Schutz- und Entwicklungsraum und die Stiftlandoase als Tagesstätte zwei völlig unterschiedliche Einrichtungen wären, gäbe es doch viele Gemeinsamkeiten. Drei ausgewählte Besonderheiten kennzeichneten dabei das Sozialteam und seine Einrichtungen. Zum eine werde hier großer Wert auf die Beteiligung und Mitwirkung der Nutzer gelegt. Zum anderen läge ein Schwerpunkt der soziaothearpeutischen Arbeit in einer ausgeprägten Gemeinwesensorientierung. Das ebne den Weg zu einer inklusiven Gesellschaft. Drittens sei die Fähigkeit des Sozialteams innovativ und nachhaltig zu handeln und neue Wege auszuprobieren einfach bemerkenswert. Sie meinte damit das Projekt Soziale Landwirtschaft, die Kooperation mit dem Mitterhof in Waldsassen.

STZ-Leiterin Gabriele Englmann referierte zur Arbeit in der beschützten Wohngruppe. Ein 42-jähriger Nutzer aus der Nähe von Würzburg erzählte seine Geschichte, wie er in Tirschenreuth gelandet ist, "und das geht ganz schnell und kann jedem passieren", mahnte er. Als er die Fachoberschule abgeschlossen hatte, überfiel ihn die psychische Krankheit von Jetzt auf Gleich. Das war 1996. Nun sei sein Ziel zur Selbstständigkeit zurückzufinden und wieder eine eigene Wohnung zu haben. "Ohne Tabletten wird es aber nicht gehen", ist er sich sicher. "Es sei für ihn und alle seine Leidensgenossen wichtig, dass es die gebe. In einer Gesprächsrunde mit einer Besucherin der Tagesstätte Kemnath und einem Besucher der Stiftland-Oase Tirschenreuth, moderiert vom Projektleiter des Sozialteams, Thomas Fehr wurde schnell klar, was die Besucher an den Einrichtungen schätzen: Kontakt zu anderen Menschen, Aufwachen aus der eigenen Isolation, Energie tanken.





 
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