Der Oberbernriether Seminarrektor a. D., Georg Schmidbauer, erinnert sich nicht nur an sein eigenes Lehrerdasein, er hat sich auch mit der Vergangenheit der Lehrerschaft im 18. und 19. Jahrhundert beschäftigt und berichtet hinsichtlich des kärglichen Lebens des „armen Dorfschulmeisterleins“ aus dieser Zeit.
Der erste namentlich bekannte Lehrer in Oberbernrieth war der „Winterschulhalter“ Johann Baptist Stich. Um sein bescheidenes Einkommen, das aus dem Schulgeld für 20 Werktags- und 12 Feiertagsschülern sowie Naturalien bestand, aufzubessern, ersuchte er nach dem Tod des Fahrenberger Mesners Georg Riedl 1849 „um die Vereinigung des Schul- und Mesnerdienstes zu Fahrenberg“, was aber die Distriktschulinspektion Vohenstrauß abgelehnt hatte. Ab 1852 bot wenigstens die Gemeindeschreiberei dem Lehrer ein kleines Zubrot. Fand bisher der Unterricht wöchentlich in einem anderen Hause statt, so wurde ab 1852 ein Zimmer im Hirtenhaus zu Oberbernrieth als Schullokal verwendet, das gleichzeitig die Wohnstube des Lehrers war.
Erbärmliche Wohnverhältnisse
Über die erbärmlichen Wohnverhältnisse beschwert sich der Schulverweser Joseph Zintl 1859 in einem Schreiben an die damalige Gemeinde Bernrieth: „Ich bewohne ein Zimmer des Hirtenhauses in Oberbernrieth, das von der Gemeinde Bernrieth sowohl zur Wohnung des Lehrers als auch zur Erteilung des Unterrichts für die hiesige Schuljugend genutzt wird. Man ist keinen Augenblick vor dem 'Einfallen' sicher, der Mörtel fällt von der Wand und der Kalk von der Decke. Es ist feucht und ungesund in höchstem Grade.“ Lapidar antwortet der Gemeinderat, der Schulverweser solle sich begnügen, denn die Wohnung hätte auch seinen Vorgängern getaugt.
Wie der Schullehrer auch von der Bevölkerung als ein armer Schlucker angesehen wurde, geht aus Folgendem hervor: Bei den Planungen für ein neu zu erbauendes Schulhaus in Oberbernrieth schlug die Regierung vor, doch für den Lehrer einen kleinen Stall zu bauen. Die Gemeinde antwortete 1860, „dass der zeitliche Lehrer in Oberbernrieth gar kein Vieh habe und auch keine Aussicht vorhanden ist, dass derselbe je zu einer Zeit ein Vieh zu halten im Stande gesetzt werde, weshalb auch die Erbauung eines Stalles als ganz überflüssig erschien.“
Finanziell schlecht gestellt
Wenn sich auch mit dem Bau eines Schulhauses 1864 die Wohnverhältnisse für den Lehrer besserten, finanziell erging es ihm nach wie vor schlecht. Deswegen stellte der Schulverweser Josef Söltl am 17. Oktober 1890 ein Gesuch an die Regierung um die Gewährung eines Haushaltszuschusses: Denselben Antrag stellte auch der Schulverweser Breitschaft von Spielberg. Der Waldthurner Pfarrer Urban Ettl befürwortete als Lokalschulinspektor die Gesuche, so dass die Regierung mit Bescheid vom 4. November 1890 den Zuschuss gewährte „in Anbetracht dessen, dass die angeführten Gründe auf Wahrheit beruhten und die Petenten ob ihres fleißigen Wirkens in der Schule eine Empfehlung verdienten“.
Da sich auch am Anfang des 20. Jahrhunderts an der finanziellen Lage der Dorflehrer wenig änderte, beschloss die Schulgemeinde Bernrieth 1902 einstimmig, dem Lehrer ein besseres Einkommen zu ermöglichen und für 1903 das Mindestgehalt aufzustocken. Sie stellte gleichzeitig an die Regierung den Antrag, sie solle die Mehrkosten übernehmen, „zumal die Schulgemeinde Bernrieth ohnedies mit Lasten überbürdet ist und die Bewohner fast durchwegs ärmliche Leute sind“. 1910 wurde dann durch eine enorme Gemeinschaftsleistung das von Schmidbauer später bewohnte und nun in Privatbesitz befindliche Schulhaus gebaut.
„Ich bewohne ein Zimmer des Hirtenhauses in Oberbernrieth, das von der Gemeinde Bernrieth sowohl zur Wohnung des Lehrers als auch zur Erteilung des Unterrichts für die hiesige Schuljugend genutzt wird. Man ist keinen Augenblick vor dem 'Einfallen' sicher, der Mörtel fällt von der Wand und der Kalk von der Decke. Es ist feucht und ungesund in höchstem Grade.“
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.