Starkregen über dem Einzugsgebiet des Biberbachs im Speinsharter Forst und danach ein gebrochener Weiherdamm sorgten in der Nacht vom 14. auf 15. Juni 2020 für das größte bekannte Hochwasser in der Geschichte von Oberbibrach. Viele Gebäude und Straßen standen unter Wasser, sogar ein Gastank wurde aus der Verankerung gerissen, der Sachschaden summierte sich auf einen sechsstelligen Betrag für Privatpersonen und Vereine. Die Rufe nach einem bereits seit Jahren angedachten Hochwasserschutzkonzept wurden immer lauter. Ein bisschen etwas hat sich dahingehend seit der verheerenden Flutwelle auch schon getan.
An den Tag, der etwa 50.000 Euro Schaden für die St. Sebastiansschützen bedeutete, erinnert sich Vorstand Martin Schmid noch gut: „Der über die Ufer getretene Biberbach floss in der Nacht einfach durchs Schützenhaus. Mehrere Wochen musste mit professionellem Gerät getrocknet, der Parkettboden im Saal und Teile der Holzeinrichtung entsorgt werden.“ Doch der nassen Welle sei eine nicht zu erwartende Welle der Solidarität gefolgt. „Wir haben Unterstützung von vielen Seiten erfahren – sowohl finanziell als auch durch Tatkraft. Rund um die Uhr waren Helfer da, um die Schäden zu beseitigen und das Schützenhaus wieder auf Vordermann zu bringen.“ Durch eine Crowd-Funding-Aktion konnte der finanzielle Schaden einigermaßen aufgefangen werden. „Das war für uns nötig, bitter nötig“, bekräftigt Schmid. Mittlerweile sei nun unter anderem ein neuer Saalboden eingebaut worden, zudem werde man sich von der Gasheizung verabschieden: "Zum Glück ist damals nichts Schlimmeres passiert, als der Gastank durch das Wasser aus der Verankerung gerissen wurde. Wir haben das Schützenhaus jetzt an ein örtliches Nahwärmenetz angeschlossen.“
Bereits in seiner zweiten Sitzung sahen sich der damals neue Bürgermeister Alexander Goller und der neu gewählte Gemeinderat mit dem Jahrhunderthochwasser konfrontiert. Kurzerhand gründete sich eine „Hochwasser-Gruppe“ unter der Leitung des Bürgermeisters, um auch mit externer Verstärkung den bereits seit Jahren angedachten Hochwasserschutz voranzubringen. Gemeinderat Martin Wiesend hatte dazu bereits Jahre vorher Informationen gesammelt. Ende 2020 stimmte dann der Gemeinderat zu, ein Ingenieurbüro mit der Erstellung eines Konzepts zu beauftragen. Ebenfalls beschloss das Gremium, eine Niederschlag-Abfluss-Berechnung in Auftrag zu geben. Beide Anträge liegen nun beim Wasserwirtschaftsamt und warten auf die Genehmigung für eine Förderung. Das Fazit der Hochwassergruppe nach einem Jahr fällt gemischt aus. Einerseits seien wichtige Schritte eingeleitet worden, andererseits müsse man sich auch eingestehen, dass man eigentlich schon weiter sein wollte, sagt ein Mitglied. Einig ist man sich darin: „Wie die jüngsten Beispiele nur ein paar Kilometer weiter nördlich in Franken zeigen, können uns Starkregenereignisse jederzeit wieder treffen. Hier von einem einmaligen Ereignis auszugehen, dass nur alle zig Jahre auftritt, wäre fatal.“
Das sieht auch Herrmann Nickl, der Besitzer des ehemaligen Schneidweihers, so. Dessen Damm war damals in Folge des Starkregens gebrochen. Darüber, was mit dem Weiher passiere, sei aber noch keine Entscheidung gefallen. Ein Weiher werde es wohl aber nicht mehr werden. Von den erheblichen Schäden in einem Großteil des Waldgebiets zwischen Oberbibrach und Neustadt sieht man mittlerweile nicht mehr viel: Die weggeschwemmten Wege wurden von den Bayerischen Staatsforsten mit Schotter aufgefüllt. Bis auf ein kleines Bächlein, das sich mittig durch das drei Hektar große Becken schlängelt, wurde der Schneidweiher schon von grüner Sumpfvegetation zurückerobert.
"Zum Glück ist damals nichts Schlimmeres passiert, als der Gastank durch das Wasser aus der Verankerung gerissen wurde. Wir haben das Schützenhaus jetzt an ein örtliches Nahwärmenetz angeschlossen.“
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