Im Buch „111 Orte in der Oberpfalz, die man gesehen haben muss“ ist auch das „9-11 WTC Memorial Oberviechtach“ enthalten. Viele Sponsoren, Unterstützer und der im Jahr 2011 gegründete Verein „German American Firefighters and Friends“ (G.A.F.F.) ermöglichten es, dass neben dem 650 Kilogramm schweren und 1,80 Meter langen Stahlträgerstück auch zwei Glastürme im Maßstab 1:200 an die mehr als 400 Meter hohen Hochhaustürme des World Trade Centers erinnern. Das Artefakt „H-0031a“ ruht auf einem Sockel aus Oberpfälzer Granit. Die Geschichte, wie es dazu kam, dass zehn Jahre nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001, das einzige „Eisenstück“ aus den Trümmern der New Yorker Zwillingstürme in ganz Deutschland ausgerechnet in der Oberpfalz landete, ist bekannt. Aber einige Details muss man immer wieder erzählen. Geht es doch dabei um gelebte Kameradschaft.
Die ersten Kontakte und freundschaftlichen Verbindungen gehen auf eine Initiative von Josef Suckart junior zurück, der als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Oberviechtach eine Partnerschaft zum Freeport Fire Department auf Long Island ermöglichte. Long Island ist eine dicht besiedelte Insel, die sich von New York City aus Richtung Osten erstreckt. 2007 konnte eine große Abordnung aus der Eisenbarthstadt an der berühmten Steuben Parade auf der 5th Avenue von New York City teilnehmen. Die Besuche auf beiden Seiten des Atlantiks nahmen zu.
Besuch mit zündender Idee
Im Jahr 2009 hatten Maggie Eberhart und Martin Zimmermann spontan die Idee, sich um eines der 1000 auszugebenen Teile aus den Überresten des World Trade Cenbers zu bewerben. Maggie Eberhart war mit ihrer Familie 2008 Teil einer Besuchergruppe in Oberviechtach und ein Jahr später bei der Führung im „Person to Person History Museum“ direkt am Ground Zero, wo früher die zwei Türme des WTC standen, dabei. Sie unterstützte das Vorhaben maßgeblich. Die Idee dahinter war, das Engagement von Helfern, die sich für andere einsetzen, mit einem Denkmal zu würdigen. Schließlich waren unter den rund 3000 Todesopfern des Terroranschlags auch 343 Feuerwehrmänner und 60 Polizisten, die versucht hatten, Leben zu retten. Aber auch für die deutsch-amerikanische Freundschaft wollte man ein Zeichen setzen.
Im Februar 2011 traf dann die überraschende Nachricht ein, dass Oberviechtach den Zuschlag erhalten hat. Doch nun musste der Transport organisiert werden. Die Gestaltung und ausgefeilte Planung des Mahnmals erfolgte durch Rainer Wild, damals Kommandant der Stützpunktwehr, der mit Liebe zum Detail und hohem technischem Sachverstand die Umsetzung ermöglichte. Großer ehrenamtlicher Einsatz und viele glückliche Zufälle trugen zum Erfolg dieses außergewöhnlichen Projekts bei. Auch die Vorgabe, dass für die Stadt keine Kosten entstehen dürften, konnte erfüllt werden.
Der für diesen Zweck gegründete Verein „German American Firefighters and Friends (G.A.F.F.)“, der aktuell rund 50 Mitglieder zählt, fand Sponsoren und sorgte für die Finanzierung aller notwendigen Auslagen. „Mehr war nie geplant“, erklärt Zimmermann im Gespräch mit der Oberpfalz-Medien-Redaktion. Auch wenn es in den Anfangsjahren deutlich mehr Zeit für gemeinsame Aktivitäten gab, wie beispielsweise Thanksgiving-Dinner oder der Besuch des Deutsch-Amerikanischen Volksfests in Grafenwöhr. Nicht abgerissen ist der Kontakt zu Freunden in den USA.
Interesse hält an
Nachdem das Mahnmal auf der Homepage der Stadt beworben wird, finden sich immer wieder Gäste ein, die mehr über die Hintergründe erfahren wollen. Daneben gibt es Anfragen aus den US-Kasernen Vilseck und Grafenwöhr und Professor Dr. Markus Bresinsky von der OTH Regensburg hat beispielsweise wiederholt Exkursionen zum Memorial für Studenten des Fachbereichs Internationale Politik und Sozialwissenschaften durchgeführt.
Eine aktuelle Anfrage erfolgte vor einigen Wochen durch eine Studentin der Uni München, welche eine Seminararbeit über das Oberviechtacher Memorial verfasst. Stoff darüber gibt es ja schließlich genug. Wie beispielsweise die Tatsache, dass der Stahlträger - bedeckt mit einer Fahne der Stadt Oberviechtach und der US-Flagge - genau zum zehnten Jahrestag des Anschlags in Vilseck eintraf. Die in den Rose Baracks stationierte 2. Schwadron des 2. US-Kavallerieregiments ist der Partnerverband des Panzergrenadierbataillons 122 aus der Grenzlandkaserne Oberviechtach.
Anwesend war auch der damalige Kommandeur Christian Nawrat, mittlerweile Oberst und zuständig für über 4500 Soldaten der Panzergrenadierbrigade Vorpommern in Neubrandenburg. Er ist auch immer noch „G.A.F.F.“-Mitglied. Am 8. Oktober 2011 folgte in der Oberviechtacher Allee der Festakt mit Enthüllung des Denkmals durch Maggie Eberhart und Rainer Wild.
Am 20. Jahrestag des Anschlags, am Samstag, 11. September 2021, wird es ein kurzes Innehalten am Mahnmal in der Eisenbarth-Stadt geben. Denn der CSU-Ortsverband lädt gemeinsam mit einigen Mandatsträgern zu einer Gedenkminute ein.
Übrigens: Im Garten der US-Botschaft, nahe beim Brandenburger Tor in Berlin, wird ein weiteres Stück eines Stahlträgers vom zerstörten World Trade Center verwahrt. Da das Botschaftsgelände aber nicht zum Hoheitsgebiet der Bundesrepublik gehört, ist das „9-11 WTC-Memorial“ in der Oberviechtacher Grünanlage das einzige in Deutschland.
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