Emil-Kemmer-Haus Oberviechtach: Mehr Stadthalle als Restaurant

Oberviechtach
10.11.2022 - 17:52 Uhr
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Seit einem Jahr besitzt der Bürgermeister den Schlüssel für den früheren Leerstand „Emil-Kemmer-Haus Oberviechtach“. Das Bistro ist zwar wieder zu, doch neue Schwerpunkte und die Familie Kramer als Kooperationspartner geben Hoffnung.

Fast drei Jahre lang war das Emil-Kemmer-Haus (Soldatenheim) als Leerstand verwaist. Bürgermeister Rudolf Teplitzky konnte schließlich den Träger, die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS) in Berlin, davon überzeugen, der Stadt das Gebäude „zu sehr guten Konditionen“ zu verpachten. „Sobald ein privater Pächter übernehmen kann, tritt die Stadt zurück“, erklärte Teplitzky im Herbst 2021.

Mittlerweile ist ein Jahr vergangen. „Die Zwischenlösung hält sich, wie man das so kennt bei einem Provisorium“, sagt der Bürgermeister auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien lachend. Vereine, Ovigo-Theater und auch die Stadt nutzen das 2015 aufwendig sanierte Emil-Kemmer-Haus für Veranstaltungen oder Ausstellungen. Daneben hat das Volksbildungswerk Oberviechtach-Schönsee hier eine neue Heimat gefunden. „Das ist schon ein Vorteil für die Bürger, den es so nicht geben würde, wenn das Haus zu ist“, bekräftigt Teplitzky. Die Stadt jedenfalls bleibe Pächter, bis sich ein oder mehrere Interessierte finden, „die das Haus zu den KAS-Anforderungen übernehmen“.

Keine Bowls mehr

Als Kooperationspartner der Stadt bieten Anja und Johann Kramer seit Februar im Restaurant im Obergeschoss eine gutbürgerliche Küche an. Fitnesstrainerin Karina Back und Spitzenkoch Andreas Meier dagegen haben das Bistro im Erdgeschoss mit ihrer „MfG-Bowls“ nach vier Monaten wieder verlassen. Ihre Idee „gesundes Essen für die Mittagspause“ sei zwar gut angekommen, wie Karina Back erklärt, „doch Personalausfall und gestiegene Lebensmittelpreise sind für ein zweites Standbein zu risikoreich geworden“. Das sieht auch Andreas Meier so: „Die wirtschaftliche Situation ist brutal.“ Es sei zwar sehr schade, „aber wir mussten die Reißleine ziehen, um uns jeweils auf ein Geschäftsfeld konzentrieren zu können.“ Bei Meier ist es das „Grüne Gut“ mit Kochschule, Grillhütte und Feinkost, bei Karina Back ihr Fitnessstudio „KB Aktiv“.

Auch bei Anja und Johann Kramer, die seit neun Monaten das Restaurant betreiben, läuft es nicht komplett rund. Während der gutbürgerliche Mittagstisch an den Sonntagen boomt, es viele Anmeldungen für Weihnachtsfeiern gibt und auch die Vereine vermehrt kommen, ist an den Wochentagen nicht allzu viel Betrieb. „Schwierig“, sagt Anja Kramer, wenn sie von Montag bis Donnerstag, von 17.30 bis 21 Uhr, hinter der Theke steht. „Der Pächter muss gewisse Öffnungszeiten als Soldaten-Begegnungsstätte sicherstellen“, informiert Rudolf Teplitzky über die Vorgabe des Trägers. Die Stadt stehe aber mit der KAS im regelmäßigen Austausch, und diese sei auch für Ideen und Investitionen offen, wie aktuell im Saal für einen Verdunkelungsvorhang, Licht und Bühnentechnik.

Neue Schließanlage

Erst kürzlich wurde eine elektronische Schließanlage eingebaut. „Diese ist frei programmierbar und könnte die Zugänge für mehrere Nutzer frei steuern“, berichtet der Bürgermeister. Obwohl es immer wieder Anfragen gibt, ein neuer Pächter für die große Immobilie sei noch nicht in Sicht. „Das ist aber Sache der KAS“, stellt Teplitzky klar und stellt fest „derzeit hat es die Gastro-Branche schwer“. Die Stadt kümmere sich auch nicht um eine vollwertige Gastronomie, sondern stelle stattdessen für Feste und Veranstaltungen ein frei buchbares Catering-Netzwerk bereit. In erster Linie ist hier „Kramers Partyservice“ gefragt, aber auch der Partyservice Deyerl, Andreas Meier vom „Grünen Gut“ und der „Balkan-Grill“. „Das läuft gut“, freut sich Anja Kramer. Sie nimmt neben Margit Boch vom Stadtmarketing auch die Reservierungen für die Kegelbahn an, welche von Vereinen und Gruppen sowie insbesondere für Kindergeburtstage gerne gebucht wird.

„Das Emil-Kemmer-Haus ist kein richtiges Wirtshaus mehr, sondern eher eine Stadthalle für Bürger und Soldaten“, betont Rudolf Teplitzky. Er freut sich, dass das komplett sanierte Haus nach längerem Leerstand wieder zum Begegnungsort geworden ist. Zwei große Veranstaltungen, die Bürger und Soldaten zusammenbringen, stehen bereits fest: Der Garnisons-Dialog mit Kommandeur Ralf Georgi am 1. Dezember und der gemeinsame Jahresempfang von Stadt und Bundeswehr im Januar 2023.

Info:

Emil-Kemmer-Haus/Soldatenfreizeitheim

  • Träger ist die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS) in Berlin
  • Eröffnung am 9. Dezember 1966
  • Renovierungen bis 2005 (1,3 Millionen Euro) und Komplett-Sanierung in 2015 (2,83 Millionen Euro)
  • Seit 2011 gibt es in Deutschland nur sechs Soldatenfreizeitheime, darunter auch die Oberviechtacher Einrichtung
  • In den über fünf Jahrzehnten gab es drei private Pächter, während das erste Heimleiter-Ehepaar Plecher noch bei der KAS angestellt war
  • Ab September 2021 übernimmt nach drei Jahren Leerstand übergangsweise die Stadt Oberviechtach als Pächter mit Gastro-Partnern
  • Die KAS ist weiterhin auf der Suche nach einem oder mehreren Pächtern.
 
 

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