Oberviechtach
20.03.2024 - 14:34 Uhr

Fernsehmoderatorin zeigt in Oberviechtach, wie Schüler Rassismus entgegentreten können

"Geh zurück nach Afrika." Dieser Satz, den Mo Asumang hören musste, hat in ihr etwas ausgelöst. "Man will als Jugendliche doch dazugehören und nicht ausgegrenzt werden". Die Fernsehmoderatorin begleitet einen Schüler-Workshop.

Zusammen mit Konfliktmoderator und Coach Frank Labitzke gestaltet Mo Asumang, Fernsehmoderatorin, Regisseurin und Autorin einen von Studienrätin Corinna Hanauer initiierten eintägigen Workshop zum Thema "Umgang mit demokratiefeindlichen Tendenzen". Den Schülerinnen und Schülern der 11. Klassen der Berufsfachschule für Kinderpflege, Ernährung und Sozialpflege erzählt sie ihre Erfahrungen als afro-deutsche Frau.

"Unser Ziel ist es, eine Community von Menschen aufzubauen, die mit Mut und Haltung sowie Dialog-Handwerkszeug eine wehrhafte Demokratie unterstützen wollen", nannte sie als Beweggrund für ihren Workshop, nachdem Schulleiter Thomas Schiller neben den Referenten und der Schülerschaft besonders Tamara Kneißl und Uschi Maxim von der katholischen Jugendfürsorge Regensburg begrüßt hatte, die zusammen mit dem Kreisjugendring Schwandorf die Finanzierung übernahmen.

Was Schüler dazu sagen

"Leider sind antidemokratische Haltungen und Verhaltensweisen zunehmend in der Mitte der Gesellschaft angekommen", stellte Mo Asumang fest und machte diese Aussage in dem 45-minütigen Film "Die Arier" deutlich, der unter ihrer Regie entstanden ist und die Anfeindungen gegenüber Nicht-Deutschen ausgiebig darstellt. Die Schüler sollten dabei darauf achten, welche Gefühle sie beim Anschauen des Films, bei der Wortwahl und der Hetze, die gegen Nicht-Deutsche angewandt wird, empfinden.

Die 37-jährige Schülerin Adelyam Massinowa, Mutter zweier Kinder, äußerte sich so: "Das Thema ist wichtig, ich muss es ja meinen Kindern erklären und sie sollen wissen, wie man damit umgeht." Die 17-jährige Anna Tabea Kleber möchte erfahren, wie man sich gegenüber Rassisten verhalten kann, und der 16-jährige Joel Eckert meinte: "Der Film hat gezeigt, dass wir ein großes Problem mit populistischen Aussagen haben."

Mut zeigen

Anregungen, wie man Mut zeigen und Haltung bewahren kann bei rassistischen Äußerungen, kamen von Frank Labitzke. Er vermittelte Strategien, wie man Spott ("Geh doch zu deinen Verwandten in den Zoo") und weitere Grenzverletzungen wie Mobbing aushält. Selbstbewusst auftreten, Blickkontakt halten, den anderen ausreden lassen und in Dialog treten waren einige Maßnahmen, die man sich als "Dialogbotschafter" zu eigen machen solle.

Verstärkung kam von Mo Asumang: "Ich habe mir bei einer Nazi-Demo vorgestellt, dass ich eine Dampfwalze bin und durch die Menge fahre." Dadurch sei sie auch zum Vorbild für andere geworden. "Macht euch auf den Weg, geht diesen Prozess, setzt aber auch ein Stoppschild, wenn euch jemand zu nahe kommt", gab sie als Tipps für den Umgang mit Menschen, deren "Wertesystem weit außerhalb des euren" liegt. Das Ziel sei klar definiert: Niemand solle Sorge tragen müssen, aufgrund von Herkunft, Religion und Weltanschauung ausgegrenzt zu werden.

Hintergrund:

Mo Asumang

  • Alter: 60 Jahre, 1963 als Kind einer Deutschen und eines Ghanaers in Kassel geboren
  • Berufsstart: 1996 Deutschlands erste afrodeutsche TV-Moderatorin (Liebe Sünde). Seitdem arbeitet Asumang als Moderatorin, Filmemacherin ("Roots Germania" und "Die Arier" beide Grimme-Preis nominiert), Dozentin und Schauspielerin.
  • Beweggrund für Workshops:Die Morddrohung einer Neonazi-Band veranlasste Asumang, sich "face to face" mit dem Thema Rassismus zu beschäftigen.
  • Auszeichnung:Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande
 
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