"Ich habe fest vor, am Sonntag nach Oberviechtach zu kommen. Ich hoffe, es klappt." Erika Odemer ist beim Telefonat mit Oberpfalz-Medien anfangs der Woche gesundheitlich nicht ganz fit. Doch die Nachlassverwalterin ist der Ehrengast beim Festakt zum 30-jährigen Bestehen der Dr.-Max-und-Margret-Schwarz-Stiftung am 26. März. "Das ist ein wichtiges Datum, vor allem für Oberviechtach", stellt die 96-jährige Münchenerin fest, "was wäre die Stadt ohne die Stiftung?".
Dass die Stadt 1993 das Vermögen der Eheleute Schwarz - die Höhe wurde damals auf 19 Millionen Mark geschätzt - erbte, hat auch etwas mit Erika Odemer zu tun. "Wissen Sie, eigentlich bin ich schuld an der ganzen Sache gewesen", erzählt sie mit ihrer unverwechselbaren Sprachmelodie. Doktor Schwarz habe darüber nachgedacht, wer sein beträchtliches Vermögen erben soll. "Bei der Idee, dass dies seine Heimatstadt sein könnte, habe ich ihm sehr zugeredet." So auch mit der Feststellung: "Es ist doch was, wenn der Sohn des ehemaligen Postexpeditors die Stadt beschenkt!"
Max Schwarz, geboren 1898, wuchs im Post-Gebäude am Oberviechtacher Marktplatz auf. Nach dem Besuch des Amberger Gymnasiums studierte er Philosophie und Altphilologie und promovierte mit "summa cum laude". Anschließend hängte er noch Jura und Wirtschaftswissenschaften dran. Max Schwarz stieg zum Direktor der Süddeutschen Treuhand auf und war Mitbegründer der Europäischen Wirtschaftsprüfer-Vereinigung. Als er im Jahr 1977 im Alter von 79 Jahren verstarb, unterstützte Gattin Margret Schwarz, geb. Appelt den Stiftungsgedanken im gemeinsamen Testament weiter. Bei ihrem Tod 1993 war die Stadt alleiniger Erbe. Die Stiftung wurde gegründet.
Knapp 10 Millionen in 30 Jahren
Mit der Nachlassverwaltung war Erika Odemer beauftragt, gut bekannt mit dem Ehepaar Schwarz. Was ist ihr nach 30 Jahren besonders wichtig? "Ich freue mich, dass die Stiftung eine Erfolgsgeschichte geworden ist." Bürgermeister Rudolf Teplitzky nennt eine Zahl: "Seit Bestehen flossen knapp zehn Millionen Euro in die Bereiche Kinderspielplätze, Kindergarten und Stadtbibliothek ein." Letztere wäre ohne das Geld in diesem Umfang gar nicht möglich. Die Stadt sei nicht nur dem Stifterehepaar zur Dankbarkeit verpflichtet, sondern auch Erika Odemer, "die mit sehr großem Engagement über Jahrzehnte hinweg mit Weitblick und Uneigennützigkeit die Stiftung bestens vertreten hat".
Bei der Gründung wurde die Auflage gemacht, die jährlichen Erträge (unter anderem aus vermieteten Eigentumswohnungen) für soziale Zwecke zum Wohle der Bürger von Oberviechtach zu verwenden. Dafür wurde eine nichtrechtsfähige Stiftung (fiduziarische Stiftung) errichtet, deren Rechtsträger die Stadt ist. Seit Beginn an ist Wolfgang Ruhland nicht nur als Sachbearbeiter, sondern wie es der Bürgermeister ausdrückt, "als Kümmerer mit Herzblut, der für Kontinuität sorgt" zuständig. Teplitzky hält engen Kontakt zur Nachlassverwalterin, die er als "Goldsegen für die Stadt" bezeichnet. Alle zwei bis drei Wochen wird telefoniert, mehrmals im Jahr fährt er nach München. "Es ist jedes Mal eine tolle Begegnung mit guten Gesprächen."
Die Freude ist beidseitig. Odemer schätzt die "positive und frische Art" des Bürgermeisters und auch seine Stadt: "Ich habe Max Schwarz sein Oberviechtach zu meinem gemacht. Ich liebe Oberviechtach." Sie sei innerlich sehr damit verbunden, was sich auch darin widerspiegle, dass die Familie immer von "deinem Oberviechtach" spricht. Erika Odemer ist seit 2002 Ehrenbürgerin, und es gibt eine Straße mit ihrem Namen. Eine Anerkennung bekam sie 2018 im Max-Joseph-Saal in der Münchner Residenz mit der Verleihung der Staatsmedaille für soziale Verdienste durch Ministerin Kerstin Schreyer. "Ihr Engagement macht es möglich, dass der Stadt Oberviechtach aus dem Stiftungsvermögen jährlich ein stolzer Betrag zufließt", lobte die Staatsministerin und vergaß auch nicht zu erwähnen, dass die Geehrte stets auf die ihr zustehende Aufwandsentschädigung verzichtet hat.
Persönliches Vergnügen
Odemer kümmerte sich viele Jahre persönlich um die Betreuung der Liegenschaften in München. Auch beim Bau der Stiftungs-Geschäftshäuser in Oberviechtach (Marktplatz 12, Marktplatz 18 und Haus der Stiftung am Dr.-Max-Schwarz-Platz) brachte sie sich mit ihrem Fachwissen aus der beruflichen Tätigkeit beim Mineralfarben-Unternehmen Keim ein. Erika Odemer ist nicht nur Mäzenin des Doktor-Eisenbarth- und Stadtmuseums (Einrichtung Schwarz-Zimmer und Exponate in der Gold-Abteilung), sie bezahlt auch das museumspädagogische Kinderprogramm von ihrem Konto, ebenso den jährlichen Kindermalkurs der Freunde der Kunst. "Das ist mein persönliches Vergnügen", erklärt sie dazu mit einem Lächeln in der Stimme.
Viele erinnern sich an ihre Textilkunst-Ausstellung im Jahr 2010 im Museum, wo die Künstlerin ihre farbenkräftigen Quilts zeigte. Gerne berichtet sie davon, wie sie mit Margret Schwarz im Jahr 1980 "Arm in Arm" mit dem damaligen Ministerpräsidenten Alfons Goppel den Festzug beim Heimatfest anführte. Ebenfalls lange liegt die Einweihung des Schwarz-Brunnens am Marktplatz zurück. 1998 begleitete sie dabei ihr 2007 verstorbener Gatte Dr. Helmut Odemer. Übrigens: In der Brunnengestaltung mit Büchern und Weinkelchen spiegelt sich die Lebensphilosophie von Max Schwarz wider. Diese war auch dem Ehepaar Odemer von gemeinsame Kulturreisen gut bekannt.
"Ich bin jetzt 96. Im Alter komm ich weniger nach Oberviechtach", stellt Erika Odemer zum Schluss des Gesprächs fest. Ihr letzter Besuch war bei der Verleihung des Ehrentellers an Stiftungsrat Dr. Helmut Hörger am 1. Juli 2022. Sie hofft nun, dass die Gelenkentzündung die Fahrt in die Oberpfalz am Sonntag zulässt. "Reden wir nicht darüber", wischt sie die Frage nach der Gesundheit beiseite. Was zählt sei doch, dass sie sich ebenso wie Oberviechtach freut, dass die Stiftung so erfolgreich besteht. "Wir, ich zähle mich dazu, haben Glück gehabt."
Festakt am 26. März
- 30 Jahre Dr.-Max-und-Margret-Schwarz-Stiftung
- Dankgottesdienst um 10.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche
- Festakt zum Gedenken an das Stifterehepaar ab 11.45 Uhr im Emil-Kemmer-Haus mit Festrede des Bürgermeisters.
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