Hans Graßl, der Vorsitzende der Milchvermarktung Oberpfalz, kündigte bei der Versammlung seiner Vereinigung im"Fürstenkasten in Rötz den Amtschef im Bayerischen Landwirtschaftsministerium, Ministerialdirektor Hubert Bittlmayer, als Hauptreferenten des Abends an.
Bittlmayer sprach davon, dass die Entfremdung der Bevölkerung gegenüber der Landwirtschaft zunehme, dagegen sei der Trend zur Natur viel stärker im Kommen. Der Spitzenbeamte lobte, es sei ein Verdienst der Landwirte, dass immer mehr Menschen sehr gerne in Bayern leben - und die Landwirte den größten Anteil an der Pflege der Landschaft hätten. "Weil das so ist, sollten die Landwirte in Zeiten von Anfeindung und Anprangerung viel selbstbewusster und mutiger der Bevölkerung entgegentreten." Bittlmayer zeigte auf, wie hoch die wirtschaftliche Bedeutung des Agrarsektors ist und das jeder siebte Arbeitsplatz mit dem Agrarsektor verbunden sei.
Zum Thema "Rettet die Bienen" sagte der Ministerialdirektor, dass es "in Ordnung" sei die Artenvielfalt zu erhalten, allerdings nicht in dieser Art und Weise, wie es abgelaufen ist: "Dies ist viel zu theoretisch und nicht praktikabel. Außerdem liegt die Alleinschuld am Artensterben nicht bei den Bauern, sondern auch bei Tourismus, Erholung, Verkehr und noch mehr."
Beim Thema Düngeverordnung riet er den Landwirten, die Vorgaben einzuhalten, da sowieso viel erreicht wurde; es könnte noch schlimmer kommen. Bei der Anbindehaltung versuche Bayern, die Kombilösung zu favorisieren. "Aber es gibt dazu noch keine Grundlage. Außerdem fördert der Freistaat Umbauten zu Laufställen für kleinere Betriebe." Im Agrarausschuss des Bundes seien alle anderen Bundesländer bei der Anbindehaltung gegen Bayern. Aktuell stehe eine "Brandmauer", "aber wenn diese fällt, dann sieht es für die Anbindehalter schlecht aus". Die Wirtschaft in Form des Lebensmitteleinzelhandels habe die Sache schon entschieden und wenn sich Anbindehaltungsmilch nicht mehr gut verkaufen lässt, wird sie aus dem Regal genommen.
In seinem Ausblick sagte Bittlmayer, dass er und seine Ministerin eine Verschärfung der Düngeverordnung strikt ablehnen und in Bayern keine Tiere abgestockt werden sollten. Sein Ziel sei die Erhaltung der landwirtschaftlichen Unterstützungsmittel, eine bessere Grünlandförderung und eine bessere Förderung der Tierhaltung, den Abbau von Bürokratie und keine Prämienkürzungen.
Johannes Hegenberger von der Molkerei Zott griff das Thema Anbindehaltung ebenfalls auf. Er forderte die Politik auf, für eine einheitliche Lösung für alle Betroffenen zu sorgen und er machte deutlich, dass die Problematik darin besteht: Wenn der Handel die Anbindemilch nicht mehr listet, müssen die Molkereien gesondert erfassen, verarbeiten, und für den Export vermarkten. "Das kostet zusätzlich Geld und dieser Mehraufwand wird den Anbindehaltern durch Preissenkung in Rechnung gestellt."
Die Milchvermarktung Oberpfalz hat 173 Mitglieder, die sich auf vier Landkreise verteilen. Sie produzieren 66 Millionen Kilogramm Milch. Gegründet wurde die Vereinigung im Jahr 2005, Milchabnehmer ist die Molkerei Zott.
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