Während es bei der Sterbe- und Trauerbegleitung oft sehr nachdenkliche Momente gibt, strahlten die ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen beim Jubiläumsabend im Pfarrheim um die Wette. Denn mit so einem Ansturm zum 20-jährigen Jubiläum hatten sie nicht gerechnet. Auch der Vorsitzende der Hospizinitiative der Caritas für den Landkreis Schwandorf, der Nittenauer Altbürgermeister Julius Schmatz, freute sich über den Zuspruch. Er begrüßte Hausherrn Dekan Alfons Kaufmann sowie Pfarrer Herbert Rösl als stellvertretenden Vorsitzenden der Caritas-Sozialstation Oberviechtach. Auch der Vorsitzende des Hospizvereins Regensburg, Manfred Beer, war anwesend.
90 Ehrenamtliche
Schmatz stellte die Initiative kurz vor und meinte: "Aus kleinen Anfängen ist etwas Großes entstanden". Er dankte den aktuell 90 Hospizbegleiterinnen - 87 Damen und 3 Männer - für ihr großartiges Engagement in all den Jahren. Die Initiative wurde 1999 von den Caritas-Sozialstationen Städtedreieck, Neunburg, Nittenau und Oberviechtach als selbstständige Einrichtung gegründet. Die Leitung obliegt hauptamtlichen Koordinatorinnen mit Büro in Nittenau und Zweigstelle in Oberviechtach. Manuela Singer-Bartos wird hier derzeit von Christine Meseth-Voß unterstützt. "Manchmal braucht man nur eine Hand zum Halten und ein Herz, das einen versteht." Dieses Motto des Vereins war dann auch das zentrale Thema des Dokumentarfilms, welchen sich die Initiative für ihr Jubiläum ausgesucht hatte. Der Film von Veronika Kaserer wurde bei der Berlinale 2018 ausgezeichnet. Er handelt vom lebensfrohen Tanzlehrer Heiko (29), der seit Jahren mit einer tödlichen Krankheit kämpft. Als sich Familie und Freunde daran gewöhnt haben, dass Heiko allen Prognosen zum Trotz einfach weiterlebt, kommt er zum Sterben nach Hause.
Das Kamerateam bekam hautnah mit, wie der junge Mann die Hoffnung auf ein Wunder nicht aufgab. Es wurde ein Film über das Leben, das Sterben und die Trauer. Alle Phasen, die Menschen am Ende durchleben, wurden in den 90 Minuten ungeschminkt und mit großen Zeitsprüngen gezeigt. Da waren Tage voller Pläne, aber auch der Chemo-Abbruch. Während die Mutter damit mehr Probleme hatte, fand der Vater einen sehr engen Zugang zu seinem erwachsenen Sohn: "Ich gönne es ihm, dass er endlich die Ruhe gefunden hat. Aber ich schäme mich, Sehnsucht nach ihm zu haben." Viele Szenen gingen den Zuschauern sehr nahe, erinnerten sie doch auch an eigene Erfahrungen.
Anschließend übernahm Hospizbegleiterin Rita Köppl die Überleitung zum Gedankenaustausch. Sie blendete auf einige Film-Passagen zurück und brachte diese in Zusammenhang mit der Arbeit der Initiative. Jede Betreuung verlaufe anders und zunehmend werde von Hinterbliebenen und Familien auch die Trauerbegleitung nachgefragt. "Wir holen die Menschen da ab, wo sie gerade stehen", betonte Rita Köppl auch im Namen ihrer Kolleginnen.
Abschied nehmen
Pfarrer Herbert Rösl fragte nach, welche Möglichkeiten es gebe, die "Fälle" zu verarbeiten. Eine Hospizbegleiterin aus Burglengenfeld meldete sich zu Wort und sprach die regelmäßige Supervision im Team an. Daneben sei es ihr wichtig, sich persönlich von dem Sterbenden zu verabschieden, um für den nächsten Patienten bereit sein zu können. Dies geschehe entweder am Totenbett, bei der Beerdigung oder mit einem Gebet. Zenta Ruml, die von 2003 bis 2016 die Koordination der Einsätze leitete, verankerte den Hospizgedanken verstärkt auch im Raum Oberviechtach/Schönsee. Jetzt ist sie als Ehrenamtliche gerne mit im Boot. "Unsere Hilfe in dieser schweren Zeit, egal ob zu Hause oder im Heim ist kostenlos", betonte sie auf Nachfrage. An den Stehtischen gab es kleine Kuchen und Getränke. Auch die Spendenbox am Ausgang wurde nicht übersehen. Wer die Arbeit der Initiative unterstützen möchte: Caritas Nittenau-Hospiz, Volksbank Raiffeisenbank Regensburg-Schwandorf, Iban: DE91 7509 0000 0043 226395.
Aus kleinen Anfängen ist etwas Großes entstanden.
Noch zwei Termine
n Benefizkonzert
Mariensingen des Oberpfälzer Volksliedkreises am 19. Mai um 18 Uhr in der Kirche in Katzdorf.
n Festabend
Das Jubiläum wird am Freitag, 12. Juli, um 20 Uhr in der Regentalhalle in Nittenau gefeiert.
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