Pflanzenbauberater Reinhard Baumer hat zusammen mit Landwirt Johann Hösl aus Oberviechtach einen Versuch zur Pflanzenschutzmittel-Reduktion im Wintergetreide angelegt. Hier wird die mechanische Unkrautkontrolle mithilfe eines Striegels getestet. Nun haben Pflanzenbauberater Reinhard Baumer und interessierte Landwirte das Versuchsfeld besichtigt und erste Bilanz gezogen. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf hervor.
Neun Meter breit, 1000 Kilo schwer
Bei der Ankunft erwartete die interessierten Landwirte bereits das mächtige Gerät. Der Striegel des Betriebs Hösl hat eine Arbeitsbreite von neun Metern und bringt rund 1000 Kilogramm auf die Waage. Seine Wirkung beruht darauf, dass er die Beikräuter verschüttet (50 bis 70 Prozent) und auch ausreißt (30 bis 50 Prozent). Im Getreidefeld nebenan kam er zum Einsatz.
Wie das Verfahren im Vergleich zum chemischen Pflanzenschutz abschneidet, wurde auf dem Versuchsfeld untersucht. Neben einer sogenannten Nullparzelle, die überhaupt nicht behandelt wurde, sind mehrere Streifen angelegt. Einer wurde ausschließlich gestriegelt, ein weiterer mit der Hälfte der üblichen Aufwandmenge an chemischen Unkrautbekämpfungsmitteln (Herbiziden) und ein dritter mit der empfohlenen Aufwandmenge des Herbizids behandelt.
Kein gutes Jahr für den Striegel
Im Wintergetreide, also beispielsweise Weizen, Gerste oder Triticale, die bereits im Herbst gesät werden, fährt der Landwirt idealerweise zweimal mit dem Striegel aufs Feld: einmal im Herbst, kurz nach der Saat – bevor die Saat aufgeht – zum Blindstriegeln, sowie im Frühjahr. Wichtig beim Striegeln sind trockene Bedingungen, damit der Boden schüttfähig ist und ausgerissene Beikräuter vertrocknen. In diesem Jahr hat das Wetter leider überhaupt nicht mitgespielt. Sowohl der Herbst als auch der Frühling waren sehr nass. "Die Zeitfenster zum Striegeln waren sehr klein und der viele Regen verkrustet den Boden", erklärt Pflanzenbauberater Baumer. Dadurch sei der Boden in diesem Jahr wenig schüttfähig. "Die mechanische Unkrautbekämpfung konnte nicht den Effekt erzielen, den sie unter normalen Umständen erreichen könnte", so Baumers Schlussfolgerung.
Das wird auch bei näherem Hinsehen deutlich: Der Bestand, auf dem Pflanzenschutzmittel ausgebracht worden waren, ist viel "sauberer" als der gestriegelte Teil des Feldes. "Es gibt Jahre, da kann der Striegel gute Dienste leisten, aber auch Jahre, in denen der ideale Einsatzzeitpunkt kaum gegeben ist", sagt Landwirt Johann Hösl. Dennoch steigt er für den Striegel in die Bresche: "Der Striegel kann ein wertvoller Baustein im integrierten Pflanzenschutz sein." Darunter versteht man die Kombination ackerbaulicher Maßnahmen wie eine geeignete Bodenbearbeitung oder eine angepasste Fruchtfolge, die den Unkrautdruck möglichst geringhalten. Beim Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln gilt schließlich die Prämisse: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.
Landwirte verwenden weniger Pflanzenschutzmittel
Der Schutz von Boden, Wasser, Klima und Artenvielfalt hat für die Betriebe höchste Priorität. Bayerns Bauern leisten schon viel. Um Landwirte bei der Umstellung auf alternative Pflanzenschutzverfahren auch finanziell zu unterstützen, können konventionell wirtschaftende Betriebe im Rahmen des bayerischen Kulturlandschaftsprogramms (Kulap) mit der Maßnahme K42 einen Ausgleich in Höhe von 200 Euro pro Hektar beantragen, wenn beim Anbau von Wintergetreide oder Winterraps auf den Einsatz sämtlicher chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel verzichtet wird. Verzichtet der Landwirt in Wintergetreide und Winterraps auf Herbizide, so kann er mit der Maßnahme K 40 immerhin noch einen Ausgleich von 100 Euro pro Hektar beantragen. Des Weiteren kann seit 2023 im Rahmen der neuen GAP bei Verzicht auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln bei Sommerungen (130 Euro/Hektar) und Feldfutter (50 Euro/Hektar) ein finanzieller Ausgleich über die Ökoregel 6 beantragt werden.
Das Förderprogramm ist nur ein Teil der Anstrengungen, die das Bayerische Agrarministerium unternimmt, um natürliche Ressourcen zu schützen und die Biodiversität zu stärken. Mit dem Aktionsplan "Pflanzenschutz 2028" setzt sich die Staatsregierung weitere Ziele. Neben dem Einsatz von Herbiziden, soll auch der Einsatz von Fungiziden (gegen Krankheiten und Pilze) reduziert werden. Die Züchtung resistenter Sorten ist dazu eine wesentliche Voraussetzung. Aber auch entsprechende Diagnose- und Prognosemodelle helfen den Landwirten Pflanzenschutzmittel noch gezielter und effizienter einzusetzen, so Georg Mayer, der Leiter des AELF Regensburg-Schwandorf.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.