Seit fast 20 Jahren ist Pfarrer André Jaques Kionga als Urlaubsvertretung in der Seelsorgeeinheit Oberviechtach bekannt. Doch in diesem Jahr kann der Priester aus der Demokratischen Republik Kongo diese Aufgabe nicht übernehmen: "Corona lässt das nicht zu“, teilte der Oberviechtacher Pfarrer Alfons Kaufmann im Pfarrbrief mit.
Für die Ferien- und Urlaubszeit hat nun die Diözese Kenneth Onuoha, einen Priester aus Nigeria, als "Aushilfe zur besonderen Verwendung" geschickt. Wie aus dem Pfarrbrief zu erfahren ist, studiert der Geistliche derzeit in München. Sollte er nicht in anderen Pfarreien benötigt werden, bleibt er bis zum 15. September in Oberviechtach.
200 Millionen Menschen leben in Nigeria, wie der Geistliche im Gespräch mit Oberpfalz-Medien berichtet. Der 1979 geborene Kenneth Onuoha wurde am 25. Juli 2009 mit sieben weiteren Mitbrüdern zum Priester geweiht. Es folgte eine dreijährige Kaplan-Zeit, danach war er für zwei Jahre stellvertretender Leiter eines Priesterseminars. Im Anschluss wurde ihm für weitere zwei Jahre die Leitung einer Sekundarschule übertragen.
Im Jahr 2017 führte Onuohas Weg nach Deutschland: In Bonn erlernte er zehn Monate lang die deutsche Sprache. 2018 begann er dann in München das Masterstudium in Philosopie, erst vor kurzem hat er es abgeschlossen. Im Oktober möchte der zielstrebige Priester mit der Promotion beginnen.
Gerne erzählte der Nigerianer etwas von sich, über sein Zuhause und über sein Land, wo er mit acht Geschwistern (sechs Brüder und zwei Schwestern) aufgewachsen ist. Sein Vater, der den Lebensunterhalt als Händler verdiente, verstarb im Jahr 2011. Die Mutter (79) erhält keine Rente. „Bei uns sagt man, die Kinder sind die Rente der alten Leute." Und auch in Nigeria sei die Corona-Pandemie mit ihren Beschränkungen allgegenwärtig. Er sei dankbar und glücklich, dass sich in seiner Familie niemand mit dem Virus angesteckt habe.
Pfarrer André Jaques Kionga Phanzu berichtet über das Leben in der Demokratischen Republik Kongo
In seiner Freizeit spielt Kenneth Onuoha gerne Fußball, besonders aber Tischtennis. Er beherrscht das Trommelspiel, das in den Gottesdiensten in seiner Heimat einen ähnlichen Stellenwert hat, wie hierzulande das Spiel auf der Orgel. "Bei uns gibt es selten Kirchen mit einer Orgel", sagt Onuoha. Umso mehr beeindruckt war er, als er jüngst in der Stadtpfarrkirche das Orgelkonzert von Peter Simonett genießen konnte. „Das war super“, erinnerte sich Kenneth Onuoha, von dem auch ein Landsmann in der Region als Seelsorger wirkt: Pfarrer Ambrose Kela, der als Pfarrvikar in der Schwandorfer Pfarrei Sankt Jakob tätig ist.
In seiner Diözese in Nigeria gebe es in fast jeder Pfarrei starke Kolping-Gruppen, erzählt er weiter. Den Anteil an Katholiken in der nigerianischen Bevölkerung schätzt er auf zirka zehn Prozent. Christen und Muslime würden sich in etwa die Waage halten. Nach seinen Zukunftsplänen befragt, sagt er, dass er gerne zuhause in einem Priesterseminar unterrichten würde. Für seine Aushilfe in Oberviechtach wünschte ihm Pfarrer Alfons Kaufmann eine gute Zeit mit vielen schönen Erfahrungen. Und bereits jetzt hat Kenneth Onuoha bei den Gläubigen mit seiner bescheidenen Art gepunktet. Er sagt zwar über sich „Singen kann ich nicht." Doch zwischenzeitlich hat er die Kirchenbesucher vom Gegenteil überzeugt.
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