Die Weihnachtsfeier des Handballvereins am 20. Dezember könnte die letzte offizielle Veranstaltung sein, welche Pächter Michael Stovicek im Emil-Kemmer-Haus ausrichtet. Die Kolpingfamilie erhielt jedenfalls eine Absage für ihren Faschingsball 2019, wie Vorsitzender Michael Herzog bestätigt. Das ist umso bitterer, nachdem der Verein diesen heuer zum ersten Mal - und mit überwältigenden Erfolg - im großen Saal veranstaltet hatte.
Nur auf Reservierung
Die Gerüchteküche brodelt schon länger. Stovicek, Inhaber der Gastro Praga GmbH, möchte sich krankheitsbedingt erst in der nächsten Woche bei einem Ortstermin mit Oberpfalz-Medien dazu äußern. Dass die Parkplätze seit geraumer Zeit am Wochenende verwaist sind, hat einen Grund: Das Restaurant öffnet am Sonntag nur für Veranstaltungen oder Reservierungen ab 20 Personen. "Wir haben natürlich ein Interesse daran, dass der Betrieb weiterläuft", sagt Bürgermeister Heinz Weigl. Allerdings liege dies nicht in der Zuständigkeit der Stadt. Denn der Träger des Hauses ist die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS). Diese ist kürzlich von Bonn nach Berlin umgezogen.
Ein Blick zurück: Der Erhalt des Emil-Kemmer-Hauses stand - wie aller weiteren Soldatenfreizeitheime - nach der jüngsten Bundeswehr-Strukturreform auf wackeligen Beinen. Doch einige Punkte, wie Wirtschaftlichkeit und gute Einbindung der Soldaten ins zivile Leben, hatten den Ausschlag dafür gegeben, dass die Begegnungsstätte - als eine von nur sechs in ganz Deutschland - erhalten blieb. Eine umfassende Sanierung von Saal, Küche und Konferenzräumen kostete viel Zeit und verschlang viel Geld (rund 2,83 Millionen Euro). Diese brachte aber auch Barrierefreiheit (Aufzug ins Obergeschoss), eine Zweit-Gastronomie im Erdgeschoss und eine weitläufige Terrasse über den neuen Parkplätzen an der Schönseer Straße. Die Eröffnung war für April 2015 angedacht. Doch es sollte noch eineinhalb Jahre dauern, bis nach dem plötzlichen Rückzug von Thomas Gundlach ein Nachfolger gefunden war. Beim gemeinsamen Neujahrsempfang von Stadt und Panzergrenadierbataillon 122 wurde im Januar 2017 die Wiedereröffnung gefeiert. Mit Geschäftsführer Michael Stovicek und Küchenchef Frantisek Adamek ging es im Soldatenheim weiter. Und damit rechtzeitig zum 50. Geburtstag des Hauses, der im September 2017 mit großem Tamtam gefeiert wurde. Bevölkerung und einige Vereine fanden wieder zurück und genossen das Ambiente im "Grenzland-Saal" mit moderner Bühnentechnik. Der leicht böhmische Einschlag bei den Speisen war unverkennbar und für die Pizzen im Bistro im Erdgeschoss, welches Mittwoch bis Samstag von 17 bis 22 Uhr geöffnet hat, gab es viel Lob. Nicht mehr im Team ist mittlerweile Küchenchef Adamek. Im Oktober wurde nun der Außenbereich als letzter Sanierungsschritt fertiggestellt. Auf der früheren Minigolf-Wiese entstand ein hochwertiger Kinderspielplatz. Nun muss nur noch der Rasen anwachsen, damit die jüngsten Gäste im Frühjahr herumtollen können. Doch wenn sich die kursierenden Gerüchte bewahrheiten, wird es damit wohl nichts werden.
Keine Kündigung
"Es ist ein schwebendes Verfahren. Ich kann deshalb keine konkreten Aussagen dazu machen", sagt Detlef Gügel, Leiter Wirtschaftsbetriebe & Infrastruktur auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Er verweist auf die in der übernächsten Woche anberaumte KAS-Vorstandschaftssitzung: "Hier wird dann eine Entscheidung getroffen." Fakt sei jedenfalls, dass "vom Pächter keine Kündigung vorliegt und auch von unserer Seite keine ausgesprochen wurde". Laut Gügel sei sich der KAS-Vorstand noch nicht im Klaren, ob dessen Verbleib gefördert werden sollte oder nicht: "Wir sind hier in Berlin weit weg und müssen uns erst nähere Informationen einholen."
Vergangene Woche fand eine Sitzung des Kuratoriums "Soldatenheim Oberviechtach" statt. Auf der Tagesordnung stand auch die Zukunft des Hauses. Vorsitzender ist Kommandeur Oberstleutnant Christoph Huber, der erst wieder ab 22. November für eine Stellungnahme erreichbar ist. Für das Soldatenheim/Stadthalle "Haus Ostmark" in Roding ist die KAS jedenfalls auf der Suche nach einem neuen Pächter und zwar spätestens bis 1. August 2019. "Gesucht wird ein Gastro-Profi oder ein Paar mit Affinität zur frischen regionalen bayerischen Küche. Erfahrungen im Veranstaltungsmanagement sind erwünscht", heißt es in der Stellenanzeige. Diese könnte möglicherweise auch für das Emil-Kemmer-Haus in Oberviechtach Verwendung finden.
Die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V. ist ein gemeinnütziger katholischer Verein. Sie engagiert sich seit 1956 in der außerdienstlichen Freizeitbetreuung der Soldaten der Deutschen Bundeswehr. Die Soldatenheime sind Restaurants und Treffpunkte für Bundeswehrangehörige und Zivilbevölkerung. Das Ziel: Abwechslung und Entspannung vom dienstlichen Alltag. Enthalten sind Saal- und Konferenzräume für Schulungen, Tagungs- und Festgesellschaften. (ptr)
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