Oberviechtach
18.09.2024 - 14:48 Uhr

Verlegung des Oberviechtacher Bataillons nach Litauen: Viele Fragen noch zu klären

Das Panzergrenadierbataillon 122 wird nach Litauen an die Nato-Ostflanke verlegt. Details zum Leben der Soldaten dort sind aber längst nicht geklärt. Die Wehrbeauftragte des Bundestags trifft sich deshalb mit den Oberviechtacher Soldaten.

Das Vorkommando ist längst vor Ort, der Aufstellungsstab soll bis Ende des Jahres eingerichtet sein. Die Arbeiten, eine Brigade dauerhaft an der Nato-Ostflanke in Litauen aufzubauen, laufen. Bis Ende 2027 soll die "Panzerbrigade 42" einsatzbereit sein – mit etwa 4800 Soldaten. Mit dabei dann auch: das Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach, die ab 2026 verlegt werden sollen.

Erst kürzlich haben Deutschland und Litauen dafür ein Regierungsabkommen unterzeichnet, in dem unter anderem Details zur Stationierung geregelt sind – darin wird nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur etwa die Rechtsstellung deutscher Soldaten und Zivilbeschäftigter in Litauen präzisiert, sodass Rechtssicherheit herrscht. Das Abkommen ergänzt so das Nato-Truppenstatut.

Gespräche mit Soldaten

Und doch sind für die Soldatinnen und Soldaten offenbar noch viele Fragen offen. Davon machte sich die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages Eva Högl am Dienstag in Oberviechtach einen Eindruck. Sie war zu Besuch in der Grenzlandkaserne und führte dort Gespräche mit den Soldaten, die dauerhaft in Litauen stationiert werden sollen. "Das Bataillon ist top vorbereitet", ist ihr Fazit nach dem Gespräch. "Der Auftrag ist den Soldaten auch völlig klar, das wird nicht in Frage gestellt. Andere müssen ihren Teil noch leisten." Damit meint sie unter anderem die Regierung, die für das Bataillon die richtigen Rahmenbedingungen schaffen müsse.

Die Soldaten fragen sich, wie sie untergebracht werden, welche Schul-, Betreuungs- und Einkaufsmöglichkeiten es vor Ort gibt, wie die finanzielle Vergütung und Altersversorgung, auch von Angehörigen, aussieht. So, wie Högl es aus den Gesprächen mitgenommen habe, planen viele Soldaten auch, zumindest in einer ersten Phase ohne die Familie nach Litauen zu gehen – und wollen dementsprechend wissen, wie das mit dem Pendeln zwischen Deutschland und Litauen funktionieren könnte.

"Ich nehme aber auch ein paar Forderungen mit", erklärte Högl weiter. Zum Beispiel möchten die Soldaten lieber in der Kaserne untergebracht sein anstatt außerhalb. "Der Minister ist auch offen für solche Anregungen, es war ja seine Entscheidung, die Brigade in Litauen zu stationieren", sagt sie mit Blick auf Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius.

„Brauchen den Druck auch“

Doch die Uhr tickt. "Das alles sollte so bald wie möglich geklärt werden. Bis Ende des Jahres muss das Wesentliche klar sein", so Högl. "Das fordert schon auch eine Kraftanstrengung, aber wir brauchen den Druck auch."

Auch in der Stadt Oberviechtach möchte man – im Kleinen – für die Soldaten und ihre Familien da sein und unterstützen. "Es ist eine große Ehre und wir sind auch dankbar, dass die Soldaten hier sind. Es ist ein gutes Miteinander hier in Oberviechtach." Bürgermeister Rudolf Teplitzky kündigte daher an, auch Angebote für die zurückbleibenden Familien der Soldaten schaffen zu wollen, für die die Trennung mit Sicherheit sehr fordernd wird. Ebenso möchte man im Soldatenheim Möglichkeiten zum Dialog zwischen Bundeswehr und Bürgern schaffen. "Die Ostbedrohung ist ja für alle eine ganz neue Situation."

Ende 2023 hatte Verteidigungsminister Pistorius verkündet, wie sich die Brigade, die dauerhaft nach Litauen verlegt werden soll, zusammensetzt. Und zwar aus dem Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach, dem Panzerbataillon 203 Augustdorf (NRW) und dem multinationalen Nato-Gefechtsverband (dFP battle group). Damit soll die Nato-Ostflanke gestärkt werden und die Sicherheit in Litauen, das an Belarus und Russland grenzt, erhöht werden.

Die Entscheidung zieht in der Oberpfalz eine Rochade nach sich: Um die rund 600 Soldaten des Panzergrenadierbataillons in Oberviechtach zu ersetzen, wird das Artilleriebataillon 131 aus Weiden in die Grenzlandkaserne versetzt. In Weiden soll dagegen der Aufbau des neu aufgestellten Panzerartilleriebataillons 375 fortgesetzt werden. In Weiden hatte der geplante Abzug der Artilleristen damals für Unmut gesorgt, da man um den Standort fürchtete.

Für Eva Högl war es eine gute Entscheidung, durch eine Verlegung den Bundeswehr-Standort in Oberviechtach zu erhalten, einerseits wegen der langen Geschichte als Garnisonsstadt, freilich ist die Bundeswehr aber auch ein wirtschaftlicher Faktor für die Stadt. Ebenso war sie erfreut, dass Soldaten in Oberviechtach offensichtlich gut aufgenommen werden – bei einem Besuch in der Weidener Kaserne werde sie das auf jeden Fall den Soldaten des Artilleriebataillons 131 mitteilen. Ins goldene Buch der Stadt hat sie sich deshalb auch gerne eingetragen.

Hintergrund:

Garnisonsstadt Oberviechtach

  • Start: 1961 zieht das Panzergrenadierbataillon 122 in die neue Grenzlandkaserne ein
  • Soldatenfreizeitheim: Eröffnung 1966 (Emil-Kemmer-Haus)
  • Patenschaft: Zwischen der 2. Kompanie und der Garnisonsstadt sowie örtliche Patenvereine
  • Verlegung des Bataillons: Dauerhaft ab 2026 nach Litauen
  • Kompensation: Artilleriebataillon 131 aus Weiden
OnetzPlus
Oberviechtach06.06.2024
Oberviechtach06.11.2023
OnetzPlus
Weiden in der Oberpfalz08.11.2023
OnetzPlus
Oberviechtach08.11.2023
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.