Reges Interesse fand die Informations- und Diskussionsveranstaltung zur Energiewende in Deutschland auf Einladung des CSU-Ortsverbandes im AWO-Mehrgenerationenhaus. Im Mittelpunkt standen die Ausführungen von Prof. Dr. Stefan Beer von der OTH Amberg-Weiden zur Energiewende. CSU-Ortsvorsitzender Tobias Ehrenfried ging auf das „Klimaproblem“ als globale Aufgabe ein. Das teilte der CSU-Ortsverband mit.
Unwetterereignisse aber auch die Trockenheit in anderen Kontinenten würden in Zukunft zu Krieg um Grundnahrungsmittel und Wirtschaftsmigration führen. Die ausgegebenen Klimaziele wie CO2-Neutralität bis zum Jahr 2045 oder die geplante Abschaffung des Verbrenner-Motors für Neuwagen ab dem Jahr 2035 würden gerade die Kommunen vor enorme Herausforderungen stellen. Man befinde sich auf kommunaler Ebene in einem Zielkonflikt. Ehrenfried machte dies an den Plänen für weitere Freiflächen-Photovoltaik im Stadtgebiet deutlich. Unabhängigkeit in der Energieversorgung, Nahrungsmittelsicherheit und das Interesse an Wohn- und Gewerbeflächen stünden sich gegenüber. Für ein Gelingen stehe die Akzeptanz der Bevölkerung im Vordergrund, so Ehrenfried.
Ingenieur Lorenz Reil zeigte den Gesamtenergieverbrauch Deutschlands nach Energieträgern auf. In einer groben Abschätzung wurde deutlich, dass der Energiebedarf in Oberviechtach bei rund 150 Gigawattstunden im Jahr liege. Um Oberviechtach eigenständig mit erneuerbaren Energien zu versorgen, benötige man im Gemeindegebiet weitere 110 Gigawattstunden an erneuerbaren Energien, so Reil.
„Wirtschaftswachstum und Umweltinvestitionen“ seien kompatibel, zeigte sich Professor Beer überzeugt. Deutschland habe zwischen 1990 und 2020 ein Plus von 48 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet und zugleich 41 Prozent der Treibhausemissionen eingespart. Die Deutschen verursachen laut Beer pro Kopf etwa 8,5 Tonnen Treibhausemissionen im Jahr. Um den Temperaturanstieg zu vermeiden müsse man diesen Wert auf eine Tonne reduzieren. Hauptaufgaben seien dabei Industrie, Gewerbe und der Verkehr. Der ländliche Raum sei unverzichtbar für die Energieproduktion. Auch künftig werde Bayern aufgrund der schlechteren Verhältnisse im Vergleich zum Norden kein Windkraftland, dafür aber PV-Land.
Weiteres Problem: Die Verteilung der erzeugten Energie. „Wir brauchen dringend die Nord-Süd Stromtrassen, den Ausbau der Verteilnetze für die dezentrale Einspeisung und chemische Speicher, das heißt zunächst die Power-to-Gas-Technologie“, forderte Beer. Der Strombedarf sei durch die anwachsende E-Mobilität und die Zunahme der Wärmepumpen steigend. Um Deutschland komplett selbständig zu versorgen bedürfe es das 3,6fache an Photovoltaik, das neunfache an Offshore-Windenergie und das zweieinhalbfache an Windenergie auf dem Land. Eine große Chance für die CO2- Bindung sah Beer im Potenzial der Wiederaufforstung weltweit. Er sah die funktionierende Energiewende als Wettbewerbsvorteil Deutschlands. Viele der Teilnehmer nutzten im Anschluss die Gelegenheit zu einer angeregten Diskussion oder der Klärung weiterer Fragen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.