Aus dem bisherigen Acker bei der Ortschaft Ölhof wird eine Agroforstfläche, worüber sich Hahnbachs Bürgermeister Bernhard Lindner bei der Vorstellung dieses Projekts sehr angetan zeigte. Initiator und Besitzer des Grundstücks ist Dominik Sachsenhauser, von Beruf Ingenieur, aber auch Mitglied des Hahnbacher Marktgemeinderats. Als aktiver Ökobauer beschäftige er sich sehr mit den Themen Biodiversität und Klimawandel.
Agroforstwirtschaft, so beschrieb es Sachsenhauser bei dem Treffen, sei eine Form der Landnutzung, bei der mehrjährige Holzpflanzen auf einer Fläche gesetzt werden, auf der auch landwirtschaftliche Nutzpflanzen angebaut und/oder Tiere gehalten werden. Durch die Kombination von Baum- oder Strauchpflanzreihen sollen laut Sachsenhauser Ackerflächen gegliedert werden, um die sich ergebenden Zwischenräume weiterhin landwirtschaftlich bewirtschaften zu können. Die Pflanzreihen in Verbindung mit sogenanntem Keyline-Design sollen Boden- und Wassererosion verhindern, einer Überdüngung entgegenwirken, bei Starkregen mehr Wasser in der Fläche halten, durch Beschattung im Sommer die Verdunstung reduzieren und gleichzeitig für den Feldbau ein spezielles Mikroklima schaffen. Zusätzlich dient diese Maßnahme der Biodiversität auf der Fläche und wirkt somit Schädlingen auf der Ackerfläche entgegen.
Um all dies zu erreichen, pflanzte die Familie Sachsenhauser, unterstützt von der Baumschule Resilia aus Brück in Brandenburg, auf der 2,5 Hektar großen Ackerfläche in der Nähe von Ölhof in den vergangenen Tagen über 200 Esskastanienbäume in sechs verschiedenen Sorten. Vorher hatte der Forstwissenschaftler Philipp Gerhardt die Reihen und die jeweiligen Standorte der Bäume mit Hilfe von GPS-Daten im Keyline-Design geplant, Markus Achhammer war für die zentimetergenaue Vermessung zuständig. Mittels eines Erdbohrers bereitete man exakt 208 etwa 80 Zentimeter tiefe Löcher im Ackerboden vor, in die die Esskastanienbäume samt Wühlmausschutz, zwei Stützpfosten sowie Fege- und Verbissschutz gesetzt wurden. "In etwa fünf Jahren können die ersten Kastanien geerntet werden", blickte Dominik Sachsenhauser voraus und äußerte die Hoffnung, dass viele Arten auf der Fläche einen neuen Lebensraum finden.
In sieben geschwungenen Linien zeichnen nun die Esskastanien die etwa zehn Meter breiten Bewirtschaftungsstreifen in den Acker, der nach Naturlandrichtlinien bewirtschaftet wird, in diesem Jahr mit Öko-Winterweizen. Alle Beteiligten hoffen nun, dass die Esskastanien sowohl dem im Winter rauen als auch im Sommer zunehmend trockenerem Klima trotzen. Wenig Ausfälle an Bäumen und ausgereifte Früchte werden angestrebt.
Ziel dieses Experiments ist es auch herauszufinden, welche Sorten im raueren Klima der Oberpfalz gedeihen, Früchte tragen und auch ausreifen. Deshalb begleitet die Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in einem Forschungsprojekt diese Maßnahme. Stefan Kilian, bei der LfL zuständig für Streuobst, und Andrea Winterling, zuständig für Agroforst, die im Vorfeld die Sachsenhausers beraten hatten, freuten sich, dass das Projekt nun in die Tat umgesetzt wird.
Für Bürgermeister Bernhard Lindner handelt es sich hier um ein Vorzeigeprojekt, das unter dem Aspekt Biodiversität einen Leuchtturm nicht nur in der Hahnbacher Marktgemeinde darstelle, sondern mit der Baumart Esskastanie sogar bayernweit für Interesse sorgen werde. „Warum soll nur Südtirol für seine Maronen berühmt sein?“, fragte das Gemeindeoberhaupt.
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