Josef Hauer ist tot. Der Zimmerermeister aus Parkstein verstarb am 27. März im Alter von 87 Jahren. Bis weit ins hohe Alter arbeitete er täglich in seiner Werkstatt. Denn als er in den Ruhestand trat, hörte er noch lange nicht auf, seiner Tätigkeit als Zimmerer nachzugehen. Sein Interesse war jedoch anders gelagert. Hauer bewunderte die Meisterleistungen vergangener Zeiten, als große Kirchen, Schlösser und Rathäuser mit Dachstühlen überbaut werden mussten. In Modellen baute er solche Dachstühle exakt bis ins Detail nach.
Als Hauer 2005 den 400 Jahre alten Familienbetrieb an einen Lehrling übergab, zitierte „Der Neue Tag“ den Ortshistoriker Karl Neumann: „Die Vorfahren der heutigen Namensträger Hauer wohnten in Parkstein im engeren Umfeld der Marktgemeinde, insbesondere in Kirchendemenreuth, Obersdorf und Wendersreuth. Sie bewirtschafteten landwirtschaftliche Hofstätten und übten zugleich den Beruf eines Zimmermanns beziehungsweise Wagners aus. Schon der Name Hauer ist eine Aussage, dass ihr Beruf vor urdenklicher Zeit zum Namensträger wurde“, schrieb Neumann. Bereits im Jahr 1570 sei ein Zimmermeister Andreas Hauer in einer Kirchenrechnung erwähnt worden.
Liebevoll ausgearbeitete Modelle
Josef Hauer war 45 Jahre lang als Zimmerermeister tätig. Die Leidenschaft für das Handwerk verließ ihn auch danach nicht. Er war fasziniert von den historischen Dachstühlen der Kirchen und Schlösser, welche einst ohne die Hilfe von Computern konstruiert und nur mit Muskelkraft errichtet werden mussten. Um auch Laien die Handwerkskunst der Zimmerleute zu veranschaulichen, baute er Modelle (Maßstab 1:15), liebevoll ausgearbeitet bis ins kleinste Detail, ohne Klebstoff oder Eisennägel, sondern nur nach historischem Vorbild mit natürlichen Verbindungen zusammengebaut. Zu Hauers schönsten Arbeiten gehören die Dachstühle der Basilika St. Martin in Amberg und das Alte Rathaus von Weiden.
Bei einem Besuch in Cheb/Eger erhielt der Zimmerermeister aus Parkstein die Gelegenheit, das einzigartig gut erhaltene Ensemble an historischen Dachstühlen der Patrizierhäuser am Marktplatz zu besichtigen. Hauer bot an, vom Gablerhaus, eines der schönsten Patrizierhäuser, ein Miniatur-Modell anzufertigen. Der Beginn einer intensiven Beziehung. Hauer schenkte der Stadt Cheb 27 Modelle, die sie in ihrem historischen Speicherhaus ausstellt. Das Ensemble an historischen Dächern der Patrizierhäuser auf dem Egerer Marktplatz sowie die Ausstellung „Die verkleinerte Welt der historischen Dachstühle“ im mittelalterlichen Speicherhaus gehören seitdem zu den besonderen touristischen Attraktionen der Stadt Cheb.
Hohe Auszeichnung der Stadt Cheb
Josef Hauer wurde als Dank für die Modelle und für seine Verdienste um die Förderung der tschechisch-deutschen Beziehungen im Jahr 2020 von der Stadt Cheb als „Persönlichkeit des Jahres“ ausgezeichnet. Bürgermeister Antonín Jalovec sprach damals im Hinblick auf die Dachstuhl-Modelle von einer „Meisterleistung“.
Der Trauergottesdienst findet am Samstag um 9 Uhr in der Pfarrkirche St. Pankratius in Parkstein statt, anschließend Urnenbeisetzung. Er hinterlässt seine Frau Maria, seine Töchter Sabine, Andrea, Sandra und Carolin sowie elf Enkel und drei Urenkel.
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