Der Name ist Programm. Für eine "Windparkfreie Heimat Parkstein" tritt die gleichnamige Bürgerinitiative an, die sich am 1. November gegründet hat. Ihr Ziel: die drei Windräder verhindern, welche die Bürgerenergiegenossenschaft Parkstein am Standort "Eichentratt" plant, jeweils etwa einen Kilometer von Parkstein, Hammerles und Schwand entfernt. Am Sonntag, 12. Dezember, fällt bei einem Bürgerentscheid die Entscheidung über das Vorhaben. Beim ersten Auftritt der BI geizten ihre Wortführer nicht mit Angriffen auf das Projekt. Darauf reagiert die Genossenschaft jetzt in einer Pressemitteilung.
Zum Vorwurf, das Landschaftsbild um den "schönsten Basaltkegel Europas" leide:
"Das viel gepriesene Landschaftsbild von Parkstein wurde bereits durch andere Baumaßnahmen erheblich beeinträchtigt und wird es auch weiterhin", schreibt die Bürgerenergiegenossenschaft. Ohne Klimaschutzmaßnahmen werde sich die Landschaft ohnehin grundlegend verändern – durch "Hitzeperioden, verursacht durch die Klimaerwärmung und Überschwemmungen". Und: "Ein Windrad hat bezogen auf die Grundfläche den geringsten Einschnitt in die Natur. Bei einer Freiflächenphotovoltaikanlage mit gleicher Leistung würde etwa die 20-fache Fläche benötigt."
Zum Vorwurf, die drei Windräder beeinträchtigten sämtliche Sichtachsen:
"Kompletter Unsinn", entgegnet die Genossenschaft. "Die einzige Sichtachse, die beeinträchtigt ist, ist die aus Richtung Schwand. Von allen anderen Richtungen nach Parkstein wird die Sichtachse nicht beeinträchtigt." Und überhaupt: "Was ist so schlimm daran, ein Windrad anzuschauen? In 25 Jahren ist es wieder rückstandslos weg, und der Parkstein wird immer noch dastehen."
Zum Vorwurf, Tiere und ein Biotop nähmen Schaden:
Windenergie trage im Gegensatz zur fossilen Energiepolitik zum Artenschutz bei. Die Thematik der Flora und Fauna werde mit einem umfangreichen Gutachten durchleuchtet und von den Fachstellen im Landratsamt überprüft. Schwarzstorch und Rotmilan, deren Populationen in den letzten Jahren gestiegen sind, stünden nicht mehr auf der roten Liste. Das genannte Biotop sei mehr als 100 Meter vom Maststandort entfernt und werde in keiner Weise tangiert wird. Und: "Als Erholungs- und Freizeitgebiet ist dieses Gebiet bis dato nicht in Erscheinung getreten."
Zur Meinung, es brauche ein teures hydrologisches Gutachten:
Das zitierte Wasserschutzgebiet sei nicht als solches kartiert, betont die Genossenschaft. "Warum hier dann ein hydrologisches Gutachten erforderlich sein soll, kann nicht nachvollzogen werden."
Zur Meinung, der Wind in dem Gebiet sei nicht stark genug
Dieser Vorwurf sei "längst überholt". Ein Blick in den vom bayerischen Energieministerium neu aufgelegten Windatlas zeige, dass an dieser Stelle in 180 Metern Höhe eine mittlere Windgeschwindigkeit von 6 Metern pro Sekunde herrsche. "Wie hoch die tatsächliche Windausbeute ist, wird in einem Windgutachten beurteilt und bescheinigt." Die Meinung, Windräder würden "nur deshalb aufgestellt, um welche aufzustellen", habe Altbürgermeister Hans Schäfer, einer der Gegner, exklusiv. "Ein Unternehmen dieser Art ist mit hohen Kosten, Zeit, Energie und offenbar auch Ärger verbunden. Das alles könnten wir uns schenken, ginge es nicht um weit sinnvollere Ziele, nämlich einen Beitrag zum Klimaschutz und Bewahrung unserer Heimat zu leisten." Die Genossenschaft verweist zudem auf das von Ministerpräsident Markus Söder ausgegebene Ziel für Klimaneutralität 2040. Demnach müssten "ab sofort pro Woche 2 Windräder und 1000 Dachanlagen Photovoltaik zugebaut werden". Parkstein könnte mit den Windrädern "auf jeden Fall" klimaneutral werden, weil sie bilanziell rund 9000 Haushalte mit Strom versorgen könnten.
Zu Mutmaßungen zur Finanzierung des Projekts
"Dass man für ein Projekt dieser Dimension Kredite benötigt, ist unbestritten", heißt es in der Erklärung. "Auch kann es sein, dass benachbarte Bürgerenergie-Genossenschaften mit einsteigen wollen. Dies aber geschieht über Anteile und bestimmt nicht über eine Standortwahl zwischen Weiden West und Kirchenthumbach." Sollte die 10H-Verordnung bayernweit fallen, könne es sein, dass "beliebige Investoren" privilegiert bauen dürfen, merkt die Genossenschaft an. "Um so wichtiger ist es, dass die Anlagen in der Hand der Bürger bleiben und die Wertschöpfung vor Ort generiert wird."
Die Initiatoren der BI hätten anscheinend keine Vorschläge, um die Klimakrise zu bekämpfen, heißt es abschließend. "Stattdessen greifen sie Menschen an, die sich ehrenamtlich darum bemühen, Lösungen für die Zukunft der Nachfolgegenerationen zu suchen. Aus purem Egoismus und im Sinne der Leugner des Klimawandels werden verzweifelt Gründe für eine Verhinderung der nachhaltigsten Energiequelle, der Windkraft, gesucht."
Infoveranstaltungen
- Bürgerenergiegenossenschaft Parkstein: 16. November um 19 Uhr bei "Vinzenz" in Hammerles, am 18. November um 19 Uhr bei Zetzl in Parkstein (Reihe wird fortgesetzt)
- Bürgerinitiative "Windparkfreie Heimat Parkstein": 21. November um 9.30 Uhr bei "Vinzenz" in Hammerles und um 18.30 Uhr im SV-Sportheim, 23. November um 19 Uhr bei Melzner in Schwand
- Für alle Veranstaltungen gilt die 2G-Regelung.
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