Ganz ohne ein wenig Rummel um die Kunst geht es nicht in Pertolzhofen. Zwar sind die Pertolzhofener Kunstdingertage in diesem Sommer wegen einer Erkrankung des Kunstvereinsvorsitzenden ausgefallen, doch im Miniformat gab es mit ein wenig Verspätung noch etwas nachzuholen: In der „kleinsten Form der Kunstdingertage“ war neben Heiko Herrmann für gut zwei Wochen Martin Schneider im Ort aktiv. Die übrigen für das Symposium vorgesehenen Teilnehmer sind nun zumindest mit einem Werk in der „Pertolzhofener Kunsthalle“ vertreten.
Martin Schneider reiste mit einer Tasche voller Meißel und Hämmer Anfang September in Pertolzhofen an. Im Dürnersdorfer Steinbruch der Firma Huber Rappl der Bildhauer Martin Schneider einen schönen Stein, den das Unternehmen für künstlerische Zwecke stiftete. Mitarbeiter der Gemeinde Niedermurach transportierten das schwere Rohmaterial mit ihrem Schaufelbagger vor den Kindergarten – und da sollte er auch seinen endgültigen Standort finden.
Inklusive Bohrloch
„Dort merkten wir, dass der Stein unten poröse Strukturen hat, die während der Arbeit am Stein wohl abfallen würden“, so der Pertolzhofener Kunstvereinsvorsitzende Heiko Herrmann in einer Pressemitteilung. So ging es noch einmal in den Steinbruch. Schneider und Herrmann machten sich auf die Suche nach Ersatz und wurden fündig. Ein „wunderbares Teil“ erfüllte die Ansprüche des Künstlers, der auch ein bereits vorhandenes Bohrloch für Sprengstoff in seine Gestaltung einbezog. Eine „Herausforderung für die Formfindung“, fand Herrmann, der als selbst als Bildhauer mit solchen Abenteuern vertraut ist.
„Was man mit dem Meißel wegschlägt, ist weg“, gibt der Künstler zu bedenken . „Um etwas hervorstehen zu lassen, muss man andere Teile wegschlagen, so dass neue Höhepunkte entstehen“, erläutert er in einer Pressemitteilung die Schritte auf dem Weg zum Kunstwerk. Dieses Spiel beherrsche Martin Schneider bravourös. Mit minimalen Eingriffen habe er den Klotz in Form gebracht, damit er zu leben begonnen und zur einer feinen Form gefunden habe.
Das so entstandene Objekt „Wege im Stein“, werde noch unterstützt durch das Farbenspiel der verschiedenen Adern im Stein, der von Quarz und Eisen durchzogen ist. Deutlicher zu sehen sind diese Farben allerdings nur, wenn der Stein feucht wird. Den Entstehungsprozess konnten vor allem die kleinsten Bewohner des Orts live verfolgen. Sie durften dem Künstler bei der Arbeit direkt am Eingang des Kindergartens zuschauen und hatten so einen guten Blick auf die Fortschritte.
Bei einer kleinen Feier mit dem Kunstverein Pertolzhofen und dem Kindergarten wurde der schwere und in Form gebrachte Granit-Brocken schließlich offiziell an die Gemeinde übergeben. Bürgermeister Martin Prey hob in seiner Ansprache hervor, dass die Gemeinde sich glücklich schätzen kann, dieses Alleinstellungsmerkmal der Kunst in Pertolzhofen in Form des Skulpturenwegs zu haben. Der Kunstverein Pertolzhofen kauft die Skulpturen und schenkt sie dann der Kommune. Die Gemeinde stellt im Gegenzug die Plätze und Sockel für die Skulpturen zur Verfügung. „So kommt die Kunst in den öffentlichen Raum.“, freut sich Herrmann über die Kooperation. Parallel zur Feier des neuen Elements am Skulpturenpfad eröffnete eine Ausstellung im Kunst-Container am Freundschaftsweg.
Skulpturenpfad und Ausstellung
- Ausstellung: mit dem Titel „Für den Fisch ist der See eine Insel“ in der „Kunsthalle“ (Container am Bayerisch-böhmischen Freundschaftsweg mit Objekten von Esther Rutenfranz, Michele Bernhardi, Martin Schneider und Heiko Herrmann; rund um die Uhr einsehbar, bis 31. Oktober
- Skulpturenpfad: fünf Objekte in und um Pertolzhofen; Neuzugang von Martin Schneider mit dem Titel "Wege im Stein", weitere Werke, „Trag mich ein Stück“ und „Nepo-Muk“ (Eisenskulpturen von Heiko Herrmann), „Kopf“ (Harald Björnsgard) und Holzskulptur (Katja von Lübtow)
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