Pfaffenhofen bei Kastl
01.12.2024 - 15:34 Uhr

Pläne für den Windpark Warth bewegen rund um Kastl die Gemüter

Solch einen Andrang hat das Gasthaus in Pfaffenhofen noch nicht erlebt: Die Pläne, in ihrer Nachbarschaft sieben bis zu 250 Meter hohe Windräder zu bauen, treiben die Anwohner um. Des großen Interesses wegen bleibt es nicht bei einem Abend.

Unter dem Motto "Scho' g´wisst?" hatten Interessierte aus Pfaffenhofen zu einem Info-Abend ins dortige Gasthaus Schweppermann eingeladen. Aufgeschreckt hatte sie die Nachricht, dass der Windpark-Betreiber Wind 18 aus Schwandorf plant, im Dreieck Pfaffenhofen, St. Lampert und Wolfersdorf auf einer 200 Hektar großen Fläche bis zu sieben Windräder mit einer Einzelleistung von 7 Megawatt und Gesamthöhen von mehr als 250 Meter bauen will. Standort sollen die Höhen der Warth im Süden von Pfaffenhofen sein. Auf der höchsten Erhebung, 601 Meter hoch, hat im Mittelalter ein Wachturm gestanden, vom dem noch Reste erhalten sind. Ihm verdankt die Waldabteilung den Namen Warth.

Der Regionale Planungsverband Oberpfalz Nord hat ein Windvorranggebiet ausgewiesen, dem der Markt Kastl seine Zustimmung gegeben hat. Es gilt eine Mindestabstandsfläche von einem Kilometer von jeder Wohnbebauung. Mit dieser Prämisse war Wind 18 in die Vorerkundung gegangen.

So voll wie bei diesem Info-Abend war es im Gasthaus Schweppermann noch nie. Es gab weder Sitz- noch Stehplätze mehr. Für die abgewiesenen Interessierten wurde die Veranstaltung am nächsten Tag in einer Werkhalle in St. Lampert wiederholt.

Auch Beton sorgt für CO2

Der Referent Ralf Weikert aus Lauterhofen hatte das Motto "Wo viel Licht ist, gibt’s auch Schatten" gewählt. Er nannte das Ziel der Bundesregierung und auch des Freistaats Bayern, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Kohle und Erdgas zu verringern und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Windräder und Photovoltaik-Anlagen sollen den benötigten Strom liefern. Allerdings stelle die Speicherung ein großes Problem dar, und die Windräder seien auch nicht unbedingt umweltfreundlich. Für sie würden riesige Stahlbetonmengen verbaut, bei deren Herstellung das Treibhausgas Kohlendioxid produziert werde.

Jedes Windrad brauche eine Fläche von 0,5 Hektar für Fundament, Kranaufstellungsplatz und Zufahrten, die im Wald Probleme verursachten. Die so entstandenen Lücken verstärkten die Windwurfgefahr, und Schotterflächen heizten die Umgebung auf. "Auch die Rotorblätter sind nicht ohne", betonte Weikert. "Sie bestehen aus Glasfaser und Kunststoff sowie Balsaholz aus den Tropen." Ausgediente Rotoren könnten noch nicht recycelt werden, sondern wanderten als Sondermüll auf Deponien. Während des Betriebs entstehe ein Abrieb, der die Umwelt belaste.

Schatten bis zu zwei Kilometer lang

Bei Minustemperaturen müsse mit Eiswurf gerechnet werden. Im Maschinenhaus befänden sich zig Liter Getriebeöl, das bei Störungen auslaufen und den Boden verseuchen kann. Deshalb sei die regelmäßige Wartung der Anlage das A und O bei einer „umweltgerechten“ Windkraftanlage. Weikert nannte die Schlagworte Schattenwurf, der bei der geplanten Höhe bis zu zwei Kilometer weit reiche, und "Windschleppen", die Regen und Wind beeinflussen könnten. Natürlich habe ein Windrad auch Auswirkungen auf die Flora und Fauna. Es würden Vögel und Fledermäuse durch die Rotoren getötet.

Der Windpark Warth liegt im Umkreis eines sogenannten geologischen Messpunkts, der in Brünnthal nördlich von Kastl Erderschütterungen misst. Zu berücksichtigen wäre auch die Einflugschneise für amerikanische Kampfhubschrauber auf ihrem Weg in den Hohenfelser Übungsplatz.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.