Pfreimd
17.05.2021 - 13:01 Uhr

Hilferuf der Partnerkrankenhäuser an "Aktion Tschernobyl"

Corona hat auch die Ukraine schwer getroffen. Partnerkrankenhäuser der Pfreimder "Aktion Tschernobyl" sind mit der Patientenversorgung bis ans Limit gefordert. Jetzt kommt ein Hilferuf.

Aufatmen in den beiden Partner-Kliniken: Die Notstromaggregate werden geliefert. Bild: Ziegler/exb
Aufatmen in den beiden Partner-Kliniken: Die Notstromaggregate werden geliefert.

Eigentlich hat "Aktion Tschernobyl" am 22. Dezember vergangenen Jahres den letzten von zwölf Sattelschleppern auf den Weg in die Ukraine geschickt. Doch vor den Bitten aus den Partnerkrankenhäusern wollte die Hilfsorganisation die Augen nicht verschließen: Viele Coronapatienten, wenig Sauerstoffgeräte und marode Notstromaggregate. Es ist noch Geld von Dauerspendern auf dem Konto. Daraus wurden nun die Geräte finanziert.

30 Jahre ist die Pfreimder Initiative für die Menschen in der Ukraine aktiv. Konvois schafften medizinische Geräte und Klinikinventar in die Schwerpunktkrankenhäuser der Initiative. Dann wurde die politische Lage unsicher, kam Corona. Viele der ehrenamtlichen meist älteren Mitglieder gehören zur Gruppe der Risikopatienten. "Nach mehr als 20 Hilfskonvois und zahlreichen Transporten haben wir unsere Arbeit in Folge der Corona-Pandemie dahingehend umgestellt, dass wir dringend benötigte medizinische Geräte oder Ausstattung über ukrainische Firmen liefern lassen und aus Deutschland bezahlen, erzählen Josef und Angelika Ziegler. Man begann Sattelschlepper in regelmäßigen Abständen mit benötigten Gerät und Einrichtungsgegenständen auf die Reise zu schicken. Der letzte im Dezember enthielt Notfallkoffer, Ersatzteile für Sterilisiationanlagen, Betten, Infusionen.

"Da unsere Partnerkliniken wie das gesamte medizinische System der Ukraine durch die übermäßige Zahl an Corona-Erkrankten extrem gefordert sind, versuchten wir im Rahmen unserer Möglichkeiten Linderung zu schaffen. So konnten wir zwei Sauerstoffgeräte für die Klinik in Naroditschi in der verstrahlten Zone sowie je ein Notstromaggregat für die Kliniken in Yahotyn und Blahovishtchenske finanzieren", berichten die Zieglers. "Es macht sprachlos, wenn dort Hunderte von an Corona erkrankten Patienten intensivmedizinisch behandelt werden müssen, ohne dass ein funktionierendes Notstromaggregat zur Verfügung steht, zumal die Stromversorgung in der Ukraine nicht immer zuverlässig ist."

Ein Hilferuf kam aus Blahovishtchenske von Chefarzt Leonid Semko. Er bat angesichts der Lage um einen Dieselgenerator mit automatischen Startsystem. Derzeit ist das Krankenhaus mit Covid-Patienten überfüllt, viele erhalten Sauerstoff. Nicht auszudenken, wenn der Strom ausfällt. Wie realistisch dieses Szenario ist, wissen die Zieglers nur zu gut.

Sie erhielten auch einen Brief auch aus Yahotyn. Zwar greifen auch manche Unternehmer den Kliniken unter die Arme, doch auch sie sind durch Corona in eine schwierige Situation gekommen. "Kaum vorstellbar, was mit unserem Krankenhaus passiert wäre, wenn sie nicht geholfen hätten", schreibt der stellvertretende Klinikleiter mit Blick auf Sterilisationsanlagen und Krankenwagen. Die Einrichtung wurde für Akutversorgung von Covid-Patienten umstrukturiert: 130 Plätze, Monitore, Sauerstoffgeräte, künstliche Beatmung: Die gesamte Anlage benötigt über 100 kw. Darüber das Damoklesschwert Stromausfall, der in der Ukraine "häufig vorkommt".

"Aktion Tscherobyl" wolte hier nicht die Augen verschließen. Sie hat verlässliche Spender in der Region, Unterstützer in Altlandrat Hans Schuierer und Unternehmer Klaus Conrad. Es wird kein Geld geschickt, sondern die Ausstattung bei Firmen in Ukraine gekauft und die Rechnung nach Pfreimd geschickt. Die Kliniken erhielten zwei Aggregate für je 13 600 Euro und zwei Sauerstoffgeräte für 4600 Euro. "Wir können nicht ermessen, was die Anschaffung dort bedeutet", meint Angelika Ziegler mit Blick auf ein Generator-Foto – eine Art Vorkriegsmodell.

OnetzPlus
Pfreimd02.03.2021
Die Zeit der großen Konvois und Lkw-Lieferungen ist vorbei. Josef und Angelika Ziegler können dank treuer Spender trotzdem spontan Hilfe leisten. Bild: cv
Die Zeit der großen Konvois und Lkw-Lieferungen ist vorbei. Josef und Angelika Ziegler können dank treuer Spender trotzdem spontan Hilfe leisten.
Die Sauerstoffgeräte leisten in der Klinik in Naroditschi wertvolle Hilfe. Bild: Ziegler/exb
Die Sauerstoffgeräte leisten in der Klinik in Naroditschi wertvolle Hilfe.
 
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