Auf Einladung des Heimatkundlichen und Historischen Arbeitskreises "Der Stadtturm" widmete sie diesem bislang wenig beachteten Aspekt der Stadtgeschichte eine besondere Aufmerksamkeit.
An Hand vorhandener Bauwerke könne man in Pfreimd nachvollziehen, wie und warum Juden in der Stadt gelebt, gearbeitet und Handel getrieben haben. Die Landgrafen von Leuchtenberg waren es demnach, die einen bedeutenden Teil der Pfreimder Geschichte geprägt haben und die auch für die jüdische Geschichte hier wichtig sind. Bereits 1397 werden zum ersten Mal Juden in Pfreimd erwähnt. Eine für die Herrscher einträgliche Steuer war die sogenannte Judensteuer. Darunter verstand man nicht eine bestimmte Steuer, sondern verschiedene Abgaben, die man nur von den Juden verlangte. Zum Beispiel wurden in Pfreimd neun Kreuzer verlangt, wenn Juden die Stadt betraten. Außerdem nahmen sich die Adeligen das Recht, von Juden wesentlich höhere Steuern zu verlangen als von den einheimischen Bürgern.
In Urkunden wird ein weiterer Grund deutlich, warum die jüdischen Untertanen in der Landgrafschaft gerne geduldet wurden. Sie waren als Geldverleiher gefragt. Die jüdische Bevölkerung lebte in Judengassen. Hier konnten sie ihre religiösen Gesetze besser einhalten. In Pfreimd hatte sich diese Gasse zur Ansiedlung angeboten. Der Zugang war nur an zwei engen Stellen möglich. Die Häuser unterschieden sich nicht von denen der christlichen Nachbarn. Jedoch war am rechten Türpfosten eine Mesusa angebracht, ein kleiner Behälter mit dem Bibelspruch "Höre Jisrael, der Ewige ist unser Gott, der Ewige ist einzig." 1566 wohnten in der Judengasse acht jüdische Familien.
Laut traditioneller Überlieferung soll der Judenturm die Synagoge von Pfreimd gewesen sein. Vielleicht befand sich in dem Wehrturm auch nur ein einfacher Betsaal und der Wehrturm wurde als solcher noch genutzt.
Ausführlich ging Maria Richthammer auch auf die Geschichte der Pfreimder Stadtmühle unter der Ägide von Sigmund Arnstein ein. Weiter beleuchtete sie die Präsenz jüdischer Viehhändler auf den Pfreimder Viehmärkten. Fünf Prozent der Oberpfälzer Viehhändler waren jüdisch. Der bekannteste und größte war Leopold Engelmann gewesen. Schon im Jahr 1902 galt er als der zweitgrößte Viehhändler Deutschlands. Jüdische Viehhändler gab es vermutlich schon seit der ersten Ansiedlung von Juden auf deutschem Gebiet. Der Handel mit Agrarprodukten und Vieh war in den ländlichen Gegenden lange Zeit die einzige Möglichkeit zum Gelderwerb. Die systematische Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus beendete dann auch die Tradition jüdischer Viehhändler in Deutschland und hier am Markt in Pfreimd.
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