Der Züchter traute seinen Augen nicht. Wo kommen die Griechischen Landschildkröten her? Die beiden Baby-Schildkröten können nur geschlüpft sein - und das im Außengehege. Weil jede Schildkröte eine Markierung auf den Rücken bekommt und diese beiden keine Nummer hatten, konnten sie nur aus einer Naturbrut stammen. Und das ist in der Region äußert ungewöhnlich. "Dieser heiße Sommer machte eine Brut im Außengehege möglich. Ich fand am Schutzhausbrett eine kleine Grube und ein weiteres Ei, das nicht befruchtet war", sagt Meißner.
35 Tiere aus Brutkasten
Inzwischen hat er 77 Tiere. Darunter sind 36 Griechen, 24 Breitwand-Schildkröten und 17 maurische Schildkröten. Artgerecht halten, gesund ernähren und richtig behandeln, das gilt für Josef Meißner und seine mittlerweile auch 35 ausgebrüteten Tiere aus dem heurigen Jahr. Alle sind im Brutkasten geschlüpft, außer den beiden Überraschungstierchen. Meißner hat ein sicheres Händchen, wenn es um sein Hobby der Zucht geht. Ein außergewöhnliches Hobby, interessant, aber mit viel Aufwand und Bürokratismus verbunden. Alles begann vor 18 Jahren, als Meißner mit dem Kauf einer Vier-Zehen-Landschildkröte sein Interesse an Reptilien weckte. Jetzt hat er sich auf drei Arten beschränkt. Die erwachsenen Tiere hält der Hobbyzüchter im Freigehege. Dort kontrolliert er die Brutbehälter, gräbt sie aus und legt sie in den Brutschrank. Mit einem Bleistift markiert er die Eier. Sie dürfen nicht gedreht werden, um ein Absterben der Frucht nicht zu riskieren. Bei Temperaturen um die dreißig Grad achtet er peinlich genau auf das Gelege - die Temperatur darf nicht abfallen.
Seit 1973 stehen die Schildkröten nach dem Washingtoner Abkommen unter Artenschutz. Mit einer Bescheinigung beim Landratsamt muss jedes lebende Tier über die Untere Naturschutzbehörde gemeldet und erfasst werden. Es wird bescheinigt, dass die Tiere in Gefangenschaft geboren wurden. Im Brutapparat braucht der Schlupf bis zu 60 Tage. Heuer sind aus 35 Eiern junge Schildkröten geschlüpft. Das Gelege eines Weibchens fehlte - Meißner vermutet, dass die beiden Babys von der Sonne ausgebrütet wurden.
Die Tiere sind nun kurz vor dem Winterschlaf. Jetzt bei diesem Kälteeinbruch stellt die Landschildkröte die Nahrungsaufnahme ein, nach etwa zehn Tagen würde sie sich in der lockeren Erde vergraben und bis zu fünf Monaten ruhen, ehe der normale Lebensrhythmus wieder beginnt, wenn es wärmer wird. Meißner hat das Gelege und die älteren Tiere in den Keller gebracht. Zuvor unterzieht er jedes Tier einem Baderitual. Alle 14 Tage muss jede Schildkröte dreimal gebadet werden. "Das bewirkt eine komplette Darmentleerung und schützt das Tier vor Krankheiten, ehe es die Ruhephase beginnt", sagt Meißner. Dann muss er die Tiere weiterhin wöchentlich kontrollieren.
Wenige Monate Ruhe
Erst kürzlich erhielt Meißner ein Pflegetier von der Stadt Weiden aus den Händen einer 82-jährigen Frau - ohne Papiere. Jetzt erhielt er den Überlassungsvertrag der Stadt für diese griechische Schildkröte. Das Alter des Tiers wurde auf 42 Jahre geschätzt. Es kommt mit zu den weiteren Tieren. Lediglich die zwei jungen Naturfunde werden nicht so lange eingewintert. Zwar vorbereitet und gesäubert, doch ihnen gönnt Meißner nur ein oder zwei Monate Ruhe. Er muss sie dann wieder füttern. Sie sind die Kleinsten in seinem Bestand. Derzeit leben sie gesondert im Keller unter einer Wärmelampe. Dann muss er sie fotografieren, nummerieren und die EU-Bescheinigung beim Landratsamt beantragen.
Meißners Fazit: "Wow! Das war ein spannendes Erlebnis. Es ist immer wieder schön, die ersten Babys im Brutkasten zu entdecken. Aber so eine Naturbrut ist da nochmal was anderes, vor allem wenn man nicht damit rechnet. Mitgeholfen hat heuer der mehr als warme Sommer."
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