Vor fast genau einem Jahr, Mitte Oktober 2020, beschloss der Marktrat Plößberg, den Betrieb am Campingplatz am Großen Weiher einzustellen. Eine Überraschung für die rund 140 Stellplatzmieter, die von der Neuigkeit total überrumpelt wurden und die Gründe nicht nachvollziehen konnten. Die Dauercamper mussten das Gelände räumen und hatten von März bis Juli diesen Jahres Zeit ihre Sachen zu packen.
Die Natur hat derzeit ganze Arbeit geleistet. Das Kraut auf dem Areal ist hochgeschossen in den vergangenen Monaten. Büsche und Gestrüpp umwuchern die Wegbeleuchtungen und Stromkästen. Der Schlagbaum an der Einfahrt ist mit großen Gittertoren versperrt. Vor dem geschlossenen Betriebsgebäude sitzt ein einsames Kätzchen und schaut zu, wer da neugierig über den Zaun guckt.
Auch wenn das Unkraut wild auf dem Gelände wuchert, "Gras" ist über die Sache noch nicht gewachsen. Die Gerüchteküche brodelt. Es kursierten viele Spekulationen, was nun mit dem verwaisten Areal am Großen Weiher geschieht. Spaziergängern gefällt nicht, was sie sehen. „Kein Wunder“, blicken sie zurück, „dass am Badesee nichts mehr los war.“ Die Camper hätten das Waldstrandbad und den erst kürzlich sanierten Kiosk am Weiher stark frequentiert. Ebenso die Geschäfte am Ort, findet ein junger Mann. Die bekämen den Verlust der Dauercamper finanziell zu spüren.
Einbußen für Kiosk und Bäckereien
Oberpfalz-Medien hat sich umgehört. Maria Prause vom gleichnamigen Edeka-Laden im Ortskern vermisst die Camper natürlich. "Das waren alles Stammkunden." Sie hätten bei ihr alles eingekauft, was man eben so brauche. Einbußen müssen laut ihren Aussagen auch die Bäckereien Hopf und Horn sowie die Kiosk-Pächterin am Großen Weiher, Angela Riedl, hinnehmen. Die Brauerin übernahm den Kiosk-Betrieb erst vor zwei Jahren. "Wir wollten damit auch unsere Brauerei wieder mehr in die Öffentlichkeit rücken", sagt sie. Dann sei Corona gekommen, und jetzt das.
Hopf und Horn haben ihre Backwaren im Wechsel auch zum Campingplatz geliefert. Die Stellplatzmieter, Ausflugs-Gruppen oder Urlauber seien morgens und nachmittags in den Laden zum Einkaufen gekommen, auch mit dem Fahrrad, erzählt Heidi Hopf. "Die Camper haben hier gelebt und eingekauft wie Plößberger. Die sind nicht extra bis Weiden oder Neustadt gefahren." Klar sei das ein Verlust. Sie habe von der Schließung damals erst früh im Neuen Tag gelesen, erklärt Hopf. "Mir wäre bald die Zeitung aus der Hand gefallen vor Schreck."
Die Bäckerei Horn schließt jetzt. Hauptgrund sei zwar das Alter, betont Inhaber Wilhelm Horn, doch Corona und die Schließung des Campingplatzes hätten in die Entscheidung mit hineingespielt. Die Geschäftsleute sind bitter enttäuscht über den Rathausbeschluss. "Da fragt man sich, was die überhaupt wollen", meint Heidi Hopf.
Mehrere Interessenten
Wie es weitergehen soll und was der Markt möchte, beantwortet Bürgermeister Lothar Müller. "Wir haben nicht verkauft", betont der Bürgermeister mit Blick auf die Spekulationen im Ort. Im Rathaus seien die Gerüchte bekannt, dass der Markt das Gelände angeblich an die Ziegler-Group veräußert habe. Es gehöre aber laut Angaben Müllers nach wie vor der Kommune. "Alles andere ist Schall und Rauch", sagt Müller dazu.
Die Marktgemeinde sei aktuell auf der Suche nach Investoren mit guten Ideen für den ehemaligen Campingplatz. Dieser sei technisch und wirtschaftlich nicht mehr haltbar gewesen. Im Herbst werde es eine europaweit öffentliche Ausschreibung für ein neues Nutzungskonzept für das Areal geben - falls möglich mit Bürgerbeteiligung, so der Bürgermeister. Müller berichtet von einigen Ideen und Konzepten, die bereits jetzt ins Haus gekommen seien. "Es haben sich mehrere Interessierte gemeldet, sogar bundesweit", erzählt er. Ob verkauft werde oder nicht, sei bis zur und während der Ausschreibung ebenso offen, wie die spätere Nutzung. Angedacht sei wie bisher eine touristische Verwendung.
Zu den Maßnahmen nach der Schließung meint Müller, es müsse momentan nicht viel gemacht werden. Der Markt habe entschieden, das Gelände im Sinne des Insekten-und Naturschutzes vorerst soweit möglich der Natur zu überlassen.
„Wir haben nicht verkauft.“
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