Plößberg
31.10.2023 - 12:32 Uhr

So soll aus der Brauerei Riedl eine Genossenschaft werden

Die Brauerei Riedl mit Gaststube im Plößberger Ortskern soll erhalten bleiben. Um das zu erreichen, soll aus der Brauerei eine Genossenschaft werden. Auch die Bürger im Ort sollen in das weitere Vorgehen zur Gründung einbezogen werden.

Seit 148 Jahren besteht die familiengeführte Brauerei Riedl in Plößberg, mittlerweile wird sie in der vierten Generation geführt. Doch seit einigen Monaten ist Braumeisterin und Inhaberin Angela Riedl auf der Suche nach Möglichkeiten, wie es in Zukunft weitergehen kann. Alleinstehend, ohne Nachfolger und gesundheitlich angeschlagen, braucht sie Mitstreiter. Sie kann das Geschäft nicht mehr alleine stemmen. Dabei ist sie stolz, dass sie noch eine der letzten fünf Brauereien im Landkreis betreibt. Angela Riedl will die Führung der Brauerei breiter aufstellen und die Verantwortung verteilen.

Deshalb lud sie vergangenen Freitag alle Interessierten zu einem Infoabend in den Kultursaal in Plößberg ein. Um den Erhalt der Brauerei zu sichern, will Riedl eine Genossenschaft gründen. Dabei betonte sie, dass ihr Betrieb schon immer einen gewissen genossenschaftlichen Charakter hatte. So habe es schon immer Unterstützer gegeben, die bei dem seit 1875 im Ortskern stehenden Gebäude mit Brauerei und Gaststube mit Hand angelegt haben.

Treffpunkt im Ortskern erhalten

Als Beispiel erwähnte Riedl die Mitglieder des Don-Promillo-Clubs, die mitgeholfen hatten, einen Treffpunkt in der Ortsmitte zu schaffen. Zudem sorgten vor einigen Jahren viele fleißige Hände dafür, dass über der Abfüllanlage der Brauerei eine Zoiglstube entstehen konnte. Um eine Genossenschaft zu gründen, stehe Riedl die Unterstützung von Max Riedl, dem Gründungsberater des Genossenschaftsverbandes, zur Verfügung. "Wenn etwas verschwunden ist, dann kommt es nicht wieder", mahnte er die knapp 100 Besucher der Infoveranstaltung.

Max Riedl appellierte, dass man alles versuchen müsse, einen sozialen Treffpunkt im Ortskern zu erhalten. Dabei sei die Form der Genossenschaft ziemlich flexibel und ermögliche den Bürgern vor Ort Mitsprache. So könne als Mitglied der Genossenschaft oder auch im Aufsichtsrat entsprechend mitgewirkt werden. Im Vorstand würden sich unter anderem Walter Buchner und Dominik Dotzler einbringen. Walter Buchner war viele Jahre im Vertrieb von Pharmazieprodukten tätig, bis er vor drei Jahren in Rente ging. Seit zwei Jahren sorgt er bei der Brauerei Riedl für das Marketing und den Vertrieb. Seitdem ist vieles passiert. Es gibt ein neues Logo, neue Bierkästen wurden angeschafft, und durch einen Social-Media-Auftritt sowie eine eigene Homepage erlangt das Riedl-Bier immer größere Bekanntheit. Der größte Erfolg ist allerdings, dass zwischen Waldsassen, Vohenstrauß, Wernberg und Amberg das Plößberger Riedl-Bier in 25 Getränkemärkten im Angebot ist. Dieses Angebot und auch einen Online-Versand möchte Buchner, der zugesagt hat, mindestens bis zur 150-Jahr-Feier weiterzumachen, ausbauen.

Entwicklungsprozess fortsetzen

Dominik Dotzler und seine Frau Clarissa kennt die Braumeisterin erst seit einigen Wochen. Dotzler ist gelernter Glaser aus Süß bei Hahnbach. Er kennt den Betrieb eines Wirtshauses von seinem Vater und seinem Opa. Er könnte sich vorstellen, sich im Vorstand der Genossenschaft einzubringen. Fragen der Besucher deuteten darauf hin, dass sie sich mehr Details über die Wirtschaftlichkeit und das weitere Vorgehen erwartet hätten. Max Riedl wies allerdings darauf hin, dass es sich bei der Infoveranstaltung um den Auftakt auf dem Weg zur Genossenschaft handele.

Angela Riedl sah sich durch den guten Besuch der Veranstaltung bestärkt darin, den neuen Weg einzuschlagen und möchte mit ihrer Mannschaft sowie Gründungsberater Max Riedl den Entwicklungsprozess fortsetzen. Dann müsse neben einer Satzung auch eine Kostenplanung aufgestellt werden. Dies ist eine Voraussetzung zur Genossenschaftsgründung. "Es braucht ein tragfähiges Konzept, bevor überhaupt Geld von Mitgliedern eingezogen wird", beschrieb Max Riedl das Vorgehen zur Gründung. Laut Angela Riedl stehe als nächste größere Investition ein Dampfdruckkessel an, der zwischen 30 000 und 50 000 Euro kostet.

Ansonsten wurde in den vergangenen Jahren bereits in einige Anlagen für die Brauerei investiert. Vom zeitlichen Ablauf sollte die Genossenschaft im besten Fall Mitte nächsten Jahres den Betrieb übernehmen. Vor allem brauche die Brauerei Unterstützung durch Männer und Frauen, die ihre Arbeitskraft einbringen, damit neben den aktuellen Angeboten im Wirtshaus und in der Weiherklause deutlich mehr geboten werden könne. Auf die Unterstützung hofft Angela Riedl bei den Vereinen und Bürgern aus Plößberg, die dafür sorgen sollen, dass der Betrieb in die Zukunft gerichtet weiter geht. Finanzielle Mittel könne die Genossenschaft aus Anteilen der Mitglieder, Fremdkapital und durch Umsatzerlöse aus dem laufenden Betrieb generieren. Bei den Genossenschaftsanteilen denke man derzeit an 200 Euro je Anteil, damit möglichst jeder Mitglied werden kann, der dies möchte. Die interessierten Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats werden sich nun mit Max Riedl zusammentun und weiter an der Genossenschaftsidee arbeiten, damit so die 150-Jahr-Feier 2025 stattfinden kann.

OnetzPlus
Plößberg18.09.2023
Hintergrund:

Brauerei Riedl

  • Gründung: 1875
  • Idee: Gründung einer Brauereigenossenschaft, um Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen, Bürgerbeteiligung zu ermöglichen und Unterstützung beim Betrieb zu bekommen.
  • Kosten pro Genossenschaftsanteil: 200 Euro
  • Veränderung in den vergangenen beiden Jahren: Neues Logo, neue Bierkästen, Social-Media-Auftritt und Homepage, Vertrieb in 25 Märkten in der Region
  • Anstehende Investition: Dampfdruckkessel im Wert von 30.000 bis 50.000 Euro
 
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